Der Präsident der Bundesbank-Hauptverwaltung in Hamburg diskutierte mit Schülern. Die Bundesbank in Hamburg veranstaltet am 19. September 2015 einen Tag der offenen Tür.

Neustadt. Peter Griep, Präsident der Hauptverwaltung der Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, hat viele Charts an die Wand projiziert. Grafiken zur Verschuldung, zu Staatsanleihen – keine „leichte Kost“ für Laien. Er spricht über die wirtschaftspolitischen Grundlagen der Finanzkrise im Euroraum. „Man hat mir 30 Minuten gegeben, um die Krise zu lösen“, sagt er, und die gut 140 Hamburger Schüler lachen. „Unterricht“ der etwas anderen Art im Gebäude der Bundesbank an der Willy-Brandt-Straße 73.

Wolfgang Böge, 71, pensionierter Politik- und Geschichtslehrer, organisiert diese und andere hochkarätige Vortragsveranstaltungen für Schüler in Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung. Geplant sind Vorträge mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Bundestagspräsident Norbert Lammert, vergangene Woche trafen Schüler schon Ronald Borrego, einen US-Diplomaten und Sicherheitsexperte. „Es ist wichtig, junge Menschen an wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen rechtzeitig heranzuführen“, sagt Böge.

Nun also Hamburgs Bundesbank-Chef. Er referiert über die 19 Länder der Eurozone mit ihren 331 Millionen Einwohnern, über die Europäische Zentralbank, über Zinsen.

Die Jugendlichen mehrerer Hamburger Schulen, die sich zuvor nach einem speziellen Verfahren persönlich angemeldet hatten, löchern den Bundesbanker mit Fragen. Auch die Ankündigung von Mario Draghi, Präsident der Europäische Zentralbank (EZB), künftig monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen zu kaufen, ist ein Thema.

Welche Strategien haben Banken, damit Volkswirtschaften nicht mehr in Krisen geraten wie bei früheren Crashs?, möchte eine Schülerin wissen. „Erst einmal ist jede Bank für sich verantwortlich, damit sie nicht pleite geht“, antwortet der Präsident und holt aus: Banken müssen mehr Eigenkapital bilden, mit dem sie haften. Solche und andere Maßnahmen sollen künftig Bankkrisen bannen, erläutert der Experte. Und er gibt den Schülerinnen und Schülern einen praktischen Rat: Man solle nicht nur auf eine Anlage bauen. „Deutschland ist das Land der Sparer“, aber jetzt sehe man bei den niedrigen Zinsen, dass das „Sprachbuch auch Risiko sein kann“. Die Schülerin Dorothée Falkenberg, 16, die mit ihren Freundinnen Yasmin Wienegge, 16 und Gundula Pechmann, 17, gekommen ist, ist begeistert: „Von diesen Vorträgen kann man viel mitnehmen für den Unterricht“, sagt sie.

Die Bundesbank wolle sich mit solchen Veranstaltungen auch stärker der Öffentlichkeit präsentieren, sagt Peter Griep am Rande der Veranstaltung. „Finanzielle Allgemeinbildung ist nicht nur für Schüler, sondern für alle Bürger wichtig.“ Daher veranstaltet die Bundesbank in Hamburg am 19. September 2015 einen Tag der offenen Tür, voraussichtlich von 11 bis 20 Uhr.