Hamburger Olympiastarter erinnern sich: Steuermann Ullrich „Ulli“ Libor setzte 1968 und 1972 erfolgreich die Segel
Meine Vorbereitungszeit auf die Segelwettkämpfe 1968 in Acapulco (Mexiko) war geprägt von Veränderungen. Nach dem deutschen Meistertitel mit Joachim Schulz-Leik in der Klasse Flying Dutchman 1964 begab ich mich auf die Suche nach einem neuen Vorschoter (Vordermann im Segelboot, die Red.). Zunächst segelte ich mit wechselnden Partnern, ehe ich 1967 eine Anfrage von Peter Naumann erhielt. Er war im benachbarten Hamburger Segel-Club aktiv und hatte bereits Erfahrung als Vorschoter. Die ersten gemeinsamen Regatten verliefen jedoch bescheiden. Unser Boot war zu langsam, und in der Feinabstimmung haperte es noch. Zudem waren wir beide berufstätig und konnten meist nur am Wochenende segeln. So habe ich Peter des Öfteren nach Feierabend abgeholt, um etwa zu einer Regatta nach Genua zu fahren. Am Sonntagabend ging es dann meist schon wieder zurück.
Dieser Rhythmus erforderte natürlich eine tiefe Motivation für den Segelsport. Der Erfolg stellte sich jedoch ein, nachdem ich ein Boot des Neuseeländers Jack Scholes kaufte. Damit bestritt ich auch die vorolympischen Wettkämpfe in Acapulco – an der Seite von Scholes. Peter blieb daheim, da die Reisekosten sonst zu hoch gewesen wären. Schließlich mussten wir alles aus eigener Tasche zahlen. Unterstützung vom Verband gab es noch nicht. Die Generalprobe war wichtig, um sich mit den Gewässern vertraut zu machen. Zudem stellte ich fest, dass einige Schiffsrümpfe wesentlich schneller waren als andere. So entschied ich mich, für Olympia ein eigenes Boot zu bauen. Dabei wurde das Regelwerk komplett ausgereizt. Bei der Vermessung kurz vor dem Start musste ich sogar noch ein wenig hobeln, da das Deck einige Millimeter zu hoch war. Die Mühen haben sich jedoch ausgezahlt. Peter und ich holten Silber und waren damit mehr als zufrieden. Am Sieger Rodney Pattisson gab es kein Vorbeikommen. Er war bei der britischen Marine und hatte ganz andere Möglichkeiten als wir.
Besonders gern erinnere ich mich an unseren letzten Abend gemeinsam mit den anderen Seglern. Zwar wurde im Hotel von offizieller Seite ein Buffet aufgebaut – das war es aber auch. Daraufhin sammelte ein Australier Geld von allen ein und verschwand mit den Worten: „Ich besorge uns eine Band.“ Kurz darauf kam er mit einem Leiterwagen und Blasband zurück. Anschließend fuhren wir alle in ein „Lokal“ und erlebten mit unseren Frauen einen fröhlichen Abend, aus dem viele internationale Freundschaften hervorgingen. Erst später bemerkten wir: Das „Lokal“ war eigentlich ein Bordell.
1972 in Kiel hatten wir indes nur ein Ziel: Gold. Beim Segeln lassen sich Siege jedoch nicht erzwingen, da hier viele äußere Faktoren mitentscheiden. Nach schwachem Start reichte es jedoch noch zu Bronze. Überschattet wurde aber alles von den Attentaten in München. Wir befanden uns zu dieser Zeit in einem Wettkampf. Als das israelische Boot plötzlich von der Polizei zurück zum Hafen eskortiert wurde, ahnten wir bereits Böses. Später ist die Stimmung natürlich komplett gekippt. Aus sportlicher Sicht blicke ich aber gern zurück und drücke Hamburg die Daumen. Für mich die schönste Stadt der Welt – sofern die Sonne scheint.