Hamburger Olympiastarter erinnern sich Curler John Jahr war in Sotschi 2014 mit 48 ältester deutscher Sportler der Spiele

Ich glaube, dass Olympische Spiele für jeden Athleten das Ziel sind, das man mal erreichen will. Das war natürlich auch bei uns der Fall. Es ist auch toll, bei Weltmeisterschaften und Europameisterschaften für seine Nation anzutreten. Aber Olympia findet eben nur alle vier Jahre statt. Den Aufwand, den wir zwei Jahre lang für die Qualifikation betrieben haben, kann man als Amateur im Berufsleben eigentlich gar nicht leisten. Umso schöner war es, dass wir es tatsächlich geschafft haben.

Sotschi war von der Organisation und den Sportstätten her grandios. Wenn man vor Ort war, hat man unmittelbar gesehen, welche Region Sotschi in diesem riesigen Russland verkörpert. Es ist die einzige Sommerdestination der Russen. Das nun mit dem Wintersport zu verbinden, wo hohe Berge nur eine Stunde weg sind, das hat mir schon eingeleuchtet, das war für mich logisch. Ich fand das ganze Bergdorf, das sie dort aus der Retorte heraus entwickelt haben, ganz gut gelungen. Natürlich hat das alles Milliarden gekostet, aber diese Milliarden sind ja zu drei Vierteln in die Infrastruktur geflossen.

Wir waren mit dem Curling unten am Meer. Das war grandios. Kürzeste Wege, so wie ich mir das für Hamburg auch vorstelle. Aber es war einem schon klar, dass das Olympiagelände eben nicht in die Stadt Sotschi integriert war, sondern alles war 30 km außerhalb, und ich kann mir nicht vorstellen, wie dieses Olympiagelände heute noch weiter richtig genutzt wird. Da erhoffe ich mir, dass das in Hamburg eine ganz andere Geschichte wird, weil hier Olympia mitten im Zentrum stattfände und weil das der Entwicklung der Stadt Richtung Süden einen bedeutenden Schub gäbe.

In der Curlinghalle war eine Riesenstimmung. Da waren sehr viele Russen, man muss aber auch sagen, dass die ein bisschen ahnungslos waren. Das Fair Play war auch nicht so ganz vorbildlich, weil die natürlich ihre eigenen Leute beklatscht, aber auch die Misserfolge der Gegner bejubelt haben. Der Wettkampf an sich war dagegen wie jeder andere auch. Man begegnet fast den gleichen Gegnern, die Eishallen ähneln sich. Sportlich waren wir bei der Qualifikation in Füssen sicherlich besser. Wir sind in das Olympiaturnier mit sehr knappen Niederlagen gegen starke Mannschaften gestartet, danach war das Momentum so ein bisschen gegen uns. Es gibt solche Turniere, dagegen kann man dann nichts tun. Aber natürlich hätte ich gerne drei, vier Spiele mehr gewonnen.

Ich habe in Sotschi das erste Mal in meinem Leben Eisschnelllauf live gesehen. Das war sehr beeindruckend in dieser riesigen, ovalen Halle. Wir waren ja auch mal beim Trickskifahren oben in den Bergen, wunderschön. Diese Trickskijungs, die sich da zehn Meter in die Luft schrauben und solche Dinge, da muss man viel Mut haben. Oder Shorttrack. Das hatte ich auch noch nie gesehen. Wie die da mit zig Leuten auf der engen Bahn aus den Kurven krachen und dann in die Banden rein, das fand ich auch gigantisch.

Der Einmarsch bei der Eröffnungsfeier war ein ganz besonderes Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde. Mit der gesamten Olympiamannschaft in den Katakomben des Stadions zu stehen. Vorneweg Maria Höfl-Riesch mit der Fahne und dazu alle in guter Stimmung. Irgendeiner stimmte immer mal ein Lied an. Und dann läuft man da raus in dieses riesige, wunderbar erleuchtete Stadion mit 60.000 Leuten. Das war dann wirklich Olympia. Das erlebt man auch auf keiner Welt- oder Europameisterschaft. Die Eröffnungsfeier ist für mich das größte olympische Erlebnis, das nimmt mir niemand mehr aus dem Kopf raus.