Hamburger Olympiastarter erinnern sich Hockeyspieler Christian „Büdi“ Blunck war 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta dabei
Für jeden, der Sport liebt, gibt es nichts Größeres als Olympische Spiele. Die Atmosphäre, die in einer Olympiastadt herrscht, ist mit nichts zu vergleichen. Ob 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta, wo ich als Hockeyspieler die deutschen Farben vertreten durfte, oder 2000 in Sydney, 2004 in Athen oder 2012 in London bin ich immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt gefahren, habe mich durch die Straßen treiben lassen und beobachtet, wie die Menschen die Athleten und ihre Spiele feiern.
In Barcelona wurde in der U-Bahn gesungen, als ein Athlet mit seiner Goldmedaille um den Hals einstieg. Wir, die wir unsere Trainingsanzüge trugen, wurden immer wieder angesprochen, welchen Sport wir betreiben. Aber die großartigste Stimmung habe ich in Sydney erlebt. Die Australier sind ein unfassbar sportverrücktes Volk, und dort hat wirklich jeder Einwohner Anteil an den Spielen genommen. Mehr geht nicht.
Als Athlet habe ich die meiste Zeit in der Mensa des olympischen Dorfes verbracht. Nicht zum Essen, sondern zum Gucken. In Barcelona war zum Beispiel das „Dream Team“, die US-Basketballstars, erstmals dabei. Die Spieler wohnten zwar nicht im Dorf, das wäre zu viel Trubel gewesen, aber Michael Jordan und Charles Barkley kamen trotzdem oft zum Spaß in die Mensa, und solche Sportler live zu erleben, das ist wirklich wie im Kino.
Zudem habe ich versucht, so viele andere Events wie möglich zu besuchen. Es heißt zwar immer, dass man sich auf seinen eigenen Wettkampf konzentrieren sollte. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass das leichter fällt, wenn man in der richtigen Olympiastimmung ist. Wir Hockeyspieler sind ja grundsätzlich als feierwütig bekannt, und die Goldmedaille, die wir in Barcelona gewonnen haben, spricht doch auch eigentlich dafür, dass meine Einstellung nicht ganz falsch gewesen ist.
Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass ich die Medaille leider irgendwo verbummelt habe, und das nicht nur einmal. Beim ersten Mal habe ich sie allerdings wiedergefunden, da lag sie bei einer Exfreundin auf dem Dachboden in einer Plastiktüte. Danach habe ich sie meinem Patenkind geliehen, das sie für einen Vortrag in der Schule brauchte, und seitdem ist sie nicht mehr aufgetaucht.
Für einen Hockeyspieler ist Olympia die einzige Möglichkeit, einmal im Rampenlicht zu stehen. Dass man mich in meiner Heimatstadt bisweilen als Hockey-Legende bezeichnet, habe ich nur dem Triumph von Barcelona zu verdanken. Immer, wenn ich Nachwuchsspielern etwas aus meiner eigenen Karriere erzählt habe, war der Olympiasieg das, was sie am meisten fasziniert hat.
Diese Strahlkraft hat wirklich kein anderer Titel, deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich zweimal die Chance bekommen habe, ihn zu gewinnen. 1996 in Atlanta, als wir Vierter wurden, habe ich alles viel bewusster erlebt, weil ich wusste, was auf mich zukommt. Und als Besucher sammelt man ganz andere Eindrücke. Ich kann das wirklich nur jedem Hamburger wünschen.