Die Nennungen auf Hamburgs Wahlzetteln geben oft ein falsches Bild der Tätigkeit
Hamburg. Um das Hamburger Wahlrecht ist ein neuer Streit entbrannt. Wie jetzt herauskommt, geben einige Kandidaten auf den Stimmzetteln zur Bürgerschaftswahl angesehene Berufe an, denen sie aber nicht oder nicht mehr nachgehen. So hat etwa der SPD-Kandidat Hauke Wagner nach eigenen Angaben extra einen 48-stündigen Sanitäter-Schnellkurs absolviert, um diesen laut Umfragen sehr renommierten Beruf auf den Wahlzettel schreiben zu können. Dabei arbeitet der Diplom-Volkswirt in Wahrheit für ein Werbeunternehmen.
Manfred Brandt vom Verein „Mehr Demokratie“ kritisiert ein solches Vorgehen als „bewusste Wählertäuschung“. Das Landeswahlamt hat nach eigener Aussage keine Handhabe, da es die aktuellen Tätigkeiten nicht überprüfen könne. Dies sei Sache der Parteien, so Landeswahlleiter Willi Beiß.
Da die Wähler nur sehr wenige Bewerber namentlich kennen, kommt den wenigen Angaben wie Geburtsjahr, Titel und Beruf große Bedeutung zu. Ein angesehener Beruf gilt als Vorteil, ebenso wie ein Titel und ein Wohnsitz in einem bevölkerungsreichen Stadtteil. Manche Kandidaten werben bei der Berufsangabe auch mit früheren Tätigkeiten, etwa „Senator a. D.“ oder auch „Bezirksamtsleiter a. D.“. (jmw)