Ralph Giordano hatte sich in seinen letzten Lebensjahren massiv gegen den Bau einer Zentralmoschee im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ausgesprochen. Dafür erhielt er hasserfüllte telefonische Morddrohungen aus dem radikal islamischen Spektrum. Auf dem Höhepunkt des Streits sagte Giordano dem Abendblatt: „Ich bin mein ganzes publizistisches Leben lang bedroht worden, von früh auf an und bis zur Stunde. Aber diese vielhundertfachen Morddrohungen kamen immer von rechts. Jetzt – im Zusammenhang mit meinem Protest gegen den Bau der Zentralmoschee – haben mich Morddrohungen von einer anderen Seite erreicht, nämlich von radikalen Muslimen.“ Er betonte, dass sein Engagement gegen den Bau „kein Generalverdacht gegen die muslimische Minderheit in Deutschland“ ist. „Aber ich bekenne, dass der Hass-Duktus dieser Morddrohungen selbst einen terrorgewohnten Mann wie mich schockiert hat.“
Giordano hatte den Moscheebau unter anderem in einem Streitgespräch des „Kölner Stadtanzeigers“ mit der Begründung abgelehnt, dies sei ein falsches Signal, da die Integration der muslimischen Minderheit in der Bundesrepublik bis auf Ausnahmen nicht gelungen sei. Seit 25 Jahren werde in Deutschland über Integration gesprochen, aber es habe sich nichts getan, so Giordano damals. Und wörtlich: „Also ist etwas nicht in Ordnung. Was mich stutzig gemacht hat, ist: Ein solches Großprojekt wird hier mitten in Köln errichtet als Religionsausdruck einer fremden Kultur, und die Bevölkerung wird überhaupt nicht gefragt, ob sie damit einverstanden ist.“ Es gebe in dieser Minderheit starke Kräfte, die sich den Standards der westlichen Gesellschaft verweigerten, um die hier über Jahrhunderte gerungen worden sei. Der Publizist nannte als Beispiele Koedukation, Sexualkundeunterricht, Klassenfahrten, Schulsport und -schwimmen und die Frauenemanzipation.
Vor allem die Größe des Moscheebaus hatte Giordano verärgert: Zwischen einer Hinterhofmoschee und einer Großmoschee wären sehr wohl Abstufungen möglich gewesen, sagte er. Die enorme Größe der Moschee verkörpere einen Machtanspruch. Seine Kritik richte sich nicht gegen die Muslime, sondern gegen „ganz bestimmte Kräfte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft.“