In einigen deutschen Städten protestieren Menschen gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes. In Hamburg soll nun eine Demonstration gegen Pegida stattfinden: „Tegida“.

Hamburg/Berlin/Dresden. Nun also doch! Am kommenden Montagabend gehen Hamburger unter dem Namen „Tegida“ (Tolerante Europäer gegen die Idiotisierung des Abendlandes) gegen die Pegida-Bewegung auf die Straße. Zuvor war die Aktion kurzzeitig abgesagt worden.

Die Versammlung in Hamburg findet wohl auf dem Ida-Ehre-Platz statt und wurde zunächst von einer Privatperson angemeldet. Etwa 50 Teilnehmer wurden nach Angaben eines Polizeisprechers erwartet. Doch auf der Facebook-Seite der Veranstaltung hatten sich bis Sonnabendabend 2300 Teilnehmer angekündigt - dann wurde die Veranstaltung plötzlich aus dem sozialen Netzwerk gelöscht. Die Begründung des Initiators: „Ich als Privatperson kann die alleinige Verantwortung nicht mehr tragen. Ich müsste in diesem Ausmaß, die die Veranstaltung mittlerweile angenommen hat, Ordner stellen und für Eure Sicherheit sorgen.“ Die Entscheidung, die Aktion abzublasen, sei ihm nicht leicht gefallen.

Auch die Polizei erfuhr nach Informationen des Abendblattes erstmal nur über Facebook von der Absage. Vielleicht auch deshalb, weil die Hoffnung, die Demonstration könnte doch noch stattfinden, beim ursprünglichen Veranstalter doch noch nicht ganz erloschen war. „Sollte sich eine Organisation finden, die das Ganze übernehmen möchte, fände ich das sehr großartig“, hieß es in dem Statement weiter. Nun scheint ein neuer Organisator gefunden: Auf der Facebook-Seite von „Tegida“ wurde eine neue Veranstaltung für die Protestaktion erstellt - mit dem Hinweis, dass sich der Veranstaltungsort noch ändern könne.

Am Montag soll „gewaltfrei & vereint gegen Irrglauben, Verdummung, Offenen Rassismus, Verdeckten Rassismus, Alltagsrassismus & Extremismus auf deutschem Boden und auch überall sonst auf der Welt“ demonstriert werden. Gewaltbereitschaft von links oder rechts lehnen die Veranstalter deutlich ab. Reden soll es nicht geben, nur ein „friedliches Beisammenstehen mit Plakaten und Bannern“, war geplant. Der Gedanke der Aktion sei, „der Pegida prophylaktisch und friedlich aufzuzeigen, dass auch Hamburg etwas gegen den „ganz normalen Alltagsrassismus“ vonseiten der Pegida habe.

Ermittlungen zu Überfall in Dresden

Unterdessen prüft die Dresdner Polizei Berichte über einen brutalen Übergriff auf junge Migranten nach der Pegida-Demonstration am 22. Dezember 2014. „Gegenwärtig laufen dazu Ermittlungen“, hieß es am Sonnabend aus dem Lagezentrum. Nach einem Artikel der Berliner „taz“, der auf Aussagen der attackierten Jugendlichen basiert, sollen die Pegida-Anhänger sie mit Messern und Schlagstöcken in der Innenstadt angegriffen und mehrere von ihnen verletzt haben.

Eine 15-Jährige habe Heiligabend Anzeige bei der Polizei erstatten wollen, die Beamten hätten ihr aber nicht geglaubt, erzählte Danilo Starosta vom Kulturbüro Sachsen der „taz“. Er hatte sich mit der Jugendlichen getroffen, wie er den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ sagte. Die junge Migrantin erzählte dabei auch, dass „ganz normale Bürger“ Beifall geklatscht hätten. Die Grünen im Landtag und die Dresdner Jungsozialisten forderten von Innenminister Markus Ulbig (CDU) schnelle Aufklärung zum Verhalten der Polizisten und ein „striktes Durchgreifen“, sollten sich die Vorwürfe erhärten.

Özdemir: Pegida ist nicht Deutschland

Grünen-Chef Cem Özdemir lehnt einen Dialog mit den Demonstranten der islamfeindlichen Pegida-Bewegung entschieden ab. Zwar müssten Probleme gelöst und die Akzeptanz von Flüchtlingen in Deutschland erhöht werden. „Es muss aber auch klar sein, dass es rote Linien gibt, wenn es um die Grundprinzipien unseres Landes geht“, sagte Özdemir.

„Wir sind eine Exportnation, und dazu gehört auch Weltoffenheit und Toleranz.“ Das dürfe aber nicht verwechselt werden mit Beliebigkeit. Es dürfe keine Toleranz gegenüber Intoleranz geben – dies gelte für Islamisten wie für Rechtsradikale: „Auch ich fürchte mich vor dem Islamismus. Aber Fanatismus kann nicht mit anderem Fanatismus bekämpft werden“, sagte Özdemir.

Er betonte zugleich, dass Pegida nicht für Deutschland stehe. Die Bewegung bringe in Dresden eine Menge Leute auf die Straße: „Aber außerhalb von Dresden hat es bislang nicht funktioniert. Es gibt insgesamt deutlich mehr Gegendemonstranten.“ Die zuletzt klaren Worte von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen Fremdenhass richten sich nach Ansicht Özdemirs auch an die Union. Dort versuche der eine oder andere, rechts zu blinken in der Hoffnung, Pegida und die Alternative für Deutschland klein zu machen: „Das einzige, was damit erreicht wird, ist, dass man die Union klein macht und Pegida und die AfD größer.“