Deutschlands Kultkomiker Otto Waalkes, inzwischen 66 Jahre alt, spricht im Interview über den Winter, Helene Fischer, ein Faultier und wie er mit Pistole am Flughafen erwischt wurde.

Warum kann er Manni nicht leiden? Was verbindet ihn mit Helene Fischer? Wieso lispelt Otto neuerdings? Und warum ist er stolz darauf, ranzig zu sein? Fragen über Fragen, die Deutschlands Kultkomiker, inzwischen 66 Jahre alt, mit der gewohnten Ernsthaftigkeit beantwortet.

Hamburger Abendblatt: Otto, heute ist der 1. Advent. Ich zünde uns erst einmal eine Kerze an ...

Otto Waalkes: (greift zu seiner Gitarre und singt leise zur Melodie „Winter Wonderland“): Hinter’m Deich wird es leise, Winter zieht seine Kreise, von Sternen bewacht, zieh’ ich durch die Nacht, Waalkes in the Winter Wonderland …

Sehr schön. Sie sollten bei Florian Silbereisen auftreten.

Waalkes: Das hab’ ich auch gemacht! Nicht mit diesem Song, aber mit Sid an meiner Seite. Beim „Adventsfest der 100.000 Lichter“.

Das hatte ich eigentlich nur im Scherz gesagt.

Waalkes: Hallo? Für die Komik in diesem Interview bin ich zuständig.

Gerade ist „Cool und locker“ erschienen, das offizielle Musikalbum zu „Ice Age“. Mögen Sie den Winter, wenn es denn ein richtig kalter ist?

Waalkes: Ich bin ja in Ostfriesland geboren und dort früher auf Schlittschuhen auf den zugefrorenen Kanälen zur Schule gefahren. Ich habe auch viel Eishockey gespielt. Inzwischen bin ich eine Frostbeule, aber abgehärtet.

Nachdem Sie bereits viermal dem Faultier Sid Ihre Stimme geliehen haben, ist Ihnen die Filmfigur sicherlich ans Herz gewachsen. Was lieben Sie an Sid am meisten?

Waalkes: Dass er für meinen Lebensunterhalt sorgt. Und das schon seit zehn Jahren. Eigentlich war ich von den Machern der „Ice Age“-Filme für die Rolle von Manni, dem Mammut angefragt. Ich habe aber schnell für mich herausgefunden, dass ich und Sid die eigentliche Traumkombination sind.

Inwiefern?

Waalkes: Diese Figur liegt mir mehr. Dieser naive Charme, diese Spontanität, dieser so leichte Umgang mit dem Leben und nicht alles so ernst nehmen. Davon konnte ich die amerikanischen Produzenten überzeugen. Sie haben mir relativ freie Hand gelassen, mir sehr vertraut und mir jetzt sogar grünes Licht gegeben, eine CD mit Sid zu produzieren.

Haben Sie eine Erklärung, woher das Vertrauen der Amerikaner kommt?

Waalkes: Die kannten mich ja gar nicht so genau. Die wussten nur: Da gibt es so einen Komiker in Deutschland, der macht etwas mit Ottifanten. Ich glaube, die haben sich gedacht, wenn einer weiß, wie ein seltsames Wesen tickt, dann der. Im nächsten Jahr wird es den fünften „Ice Age“-Film geben. Inzwischen sind wir sogar eins geworden: Sid hat mein Lachen übernommen und ich sein Lispeln.

Warum wurde die CD vor Weihnachten herausgebracht?

Waalkes: Sid hat die Möglichkeit, mal seine Gefühle auszudrücken. Man lernt etwas über seinen Charakter. Viel mehr als in seinen ganzen Filmen bisher. Das passt perfekt zu Weihnachten. Deshalb wird sie auf jeden Fall unter meinem Weihnachtsbaum liegen. Wobei ich hoffe, dass ich nicht wie früher den Tannenbaum selbst schleppen muss. Ich habe damals immer unter der Last des Baumes gesungen.

Gesungen? Welches Lied?

Waalkes (greift wieder zur Gitarre und singt : „Oh Tonnenbaum, oh, Tonnenbaum, wie schwer sind deine Blätter.Ich trag’ dich durch den tiefen Schnee, und jetzt tut mir der Rücken weh. Oh, Tonnenbaum, oh Tonnenbaum– und auch die Schulterblätter.“

Oh! Jetzt ist die Kerze ausgegangen! Sie sagen also, die Figur Sid und der Mensch Otto haben Gemeinsamkeiten. Sid ist ja lustig, aber auch ein wenig blöd …

Waalkes: Ja! Das passt schon ziemlich gut. Dazu kommt dann noch, dass wir die gleiche Figur und fast die gleiche Stimme haben.

Aber Sid ist ein Faultier!

Waalkes: Nein. Es ist ein Riesenfaultier. Das ist eine besondere Spezies. Sid ist ein Faultier aus Urzeiten. Die waren sehr schnell, wendig und schlagfertig.

Sie sind mit Bühnenshows auf Tour, produzieren Kinofilme, Sie malen, treten in TV-Shows auf. Können Sie überhaupt auch mal faul sein?

Waalkes: Ja.

Und was machen Sie dann?

Waalkes: Wenn ich faul bin, dann setze ich mich kurz aufs Sofa und warte bis der Anfall vorbei ist. Mit anderen Worten, faul sein ist mir eigentlich fremd. Ich kann mal nichts machen, aber mein Gehirn arbeitet immer weiter – merkwürdigerweise. Ich kann nicht ruhen. Das stimmt.

Heißt es nicht, diese Unruhe nimmt mit zunehmendem Alter ab?

Waalkes: Im Gegenteil. Sie nimmt eher zu. Aber was heißt hier Alter? Ich fühle mich wie Anfang ranzig.

Und wie bleibt man bei soviel Unruhe auch immer locker?

Waalkes: Indem ich den Pinsel in die richtige Richtung schwinge. Ich male. Dabei kommen mir die besten Ideen für meine nächsten Projekte, Filme, Shows und was sonst noch so anliegt.

Würden Sie sich als cool bezeichnen?

Waalkes: Nein. Ich wäre gerne so cool wie Sid. Ich würde mich gern mehr zurückziehen können, Ruhe finden in dieser schnelllebigen Zeit.

Ich möchte jetzt mit Ihnen einen Cool-bleiben-Reaktionstest machen. Während Ihrer 40-jährigen Karriere haben Sie auch viele Schlagzeilen gemacht. Wie reagieren Sie spontan auf diese, zugegeben frei erfundenen, Schlagzeilen? Hier ist die Erste: „Otto und Helene Fischer ein Paar?“

Waalkes: Wow! Oh ja, über diese Zeile wäre ich sehr froh. Ich bin ja zurzeit Single. Die Nächste, bitte!

„Florian Silbereisen ist empört!“

Waalkes: Nehm’ ich auch. Nehm’ ich auch.

„Otto Waalkes mit einer Pistole bei Flughafenkontrolle erwischt!“

Waalkes: Das ist wie bei meinem Freund Udo Lindenberg nichts Neues. Auch mir ist das wirklich schon mal passiert. Ich kam von irgendeinem Gastspiel. Wir waren in Eile. Mein Requisiteur hat die Koffer aufgegeben, und es war eine Pistole darin. Die benutze ich beim Gag als Koch: „Ein Schuss Curry, bitte!“ Sie lag also im Koffer, sogar mit Munitionsstreifen. Aber bei mir hat keiner darüber berichtet.

„Otto Waalkes wird Humorbeauftragter des Hamburger Bürgermeisters.“

Waalkes: Endlich mal ein seriöser Job. Darauf habe ich schon lange gewartet.

„Otto dirigiert das Eröffnungskonzert in der Elbphilharmonie!“

Waalkes: Wann soll das sein?

Angeblich 2017 ...

Waalkes: Ich dirigiere die erste Geige des Symphonie-Orchesters, die Probleme beim Einparken hat, mit ihrem Auto in die Parklücke.

„Otto beendet seine Karriere!“

Waalkes: Ist es schon soweit? Wie spät haben wir’s jetzt? Hat die denn schon angefangen?

Und nun ernsthaft. Am Sonnabend, den 13. Dezember, wird es wohl tatsächlich eine Schlagzeile geben. Denn dann schreiben Sie Fernsehgeschichte.

Waalkes: Das wüsste ich aber. Bescheiden, wie ich bin, sage ich jetzt, das wäre ja nicht das erste Mal. Was denn? Wo denn?

Sie werden in der letzten Sendung von „Wetten, dass..?“ in Nürnberg Gast sein.

Waalkes: Im Februar 1981 war ich schon Gast in der ersten Sendung. Damals noch mit Frank Elstner.

Was sagen Sie dazu, dass Elstner und Thomas Gottschalk, die wohl wichtigsten Persönlichkeiten in der Historie dieser TV-Show, nicht in dieser letzten Ausgabe anwesend sein werden?

Waalkes: Ach, das ist schon gut so. Sonst würden sich doch alle fragen, was macht eigentlich dieser Südtiroler in meiner Lieblings-Samstagabend-Show? Der Lanz würde sich dann sicher vorkommen wie das dritte Rad am Einrad. Schlimm genug, dass er mich aushalten muss!