Die Wohnungswirtschaft sieht erste Erfolge durch das „Bündnis für das Wohnen“: die Mietpreise sinken und es gibt mehr Wohnungen im Angebot. Allerdings warnen die Unternehmen vor steigenden Baukosten.

Hamburg. Komplett saniert, 80 Quadratmeter groß und angeboten für eine Kaltmiete von neun Euro pro Quadratmeter. Es sind Beispiele wie diese Wohnung in Bramfeld, die Hamburgs Immobilienwirtschaft jetzt als Indiz für eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt in der Stadt ansieht. Seit gut vier Monaten finde die Wohnung keinen neuen Mieter, sagte Axel Kloth vom Immobilienverband Deutschland.

„Noch vor zwei Jahren wäre sie für elf Euro sofort vermietet worden.“ Als wesentlichen Grund für solche Entwicklungen auf dem Hamburger Wohnungsmarkt sieht die Branche das „Bündnis für das Wohnen“, das der SPD-Senat zusammen mit Bezirken, Wirtschaft und Mieterverbänden vor vier Jahren eingegangen ist.

In regelmäßigen Arbeitsgruppen treffen sich die Mitglieder des Bündnisses, um Hindernisse für den Wohnungsbau aus dem Weg zu räumen und angesichts wachsender Einwohnerzahlen in der Stadt die Zielzahl von 6000 neuen Wohnungen jährlich zu erreichen. Bereits 2013 sei die Zahl überschritten worden, und auch 2014 und 2015 werde das Ziel mit rund 6400 Wohnungen mehr als erfüllt, sagten am Montag Vertreter verschiedener Immobilienverbände im Gespräch mit dem Abendblatt. Zum Vergleich: 2011 wurden in Hamburg weniger als 4000 Wohnungen gebaut.

Ein Drittel der Wohnungen muss Sozialbau sein

„‘Das Bündnis für Wohnen‘ ist ein Riesenerfolg und zeigt bereits deutliche Effekte“, sagte Sönke Struck, Vorsitzender des Bundesverbandes Freier Immobilienunternehmen in Hamburg. Spitzenmieten von 16 oder gar 18 Euro pro Quadratmeter, aber auch Mietwohnungen in weniger nachgefragten Stadtteilen ließen sich schon nicht mehr einfach umsetzen. „Der Markt hat sich auf hohem Niveau normalisiert“, sagte Struck.

Bewährt habe sich auch der vom Senat jetzt geforderte Drittelmix bei größeren Bauvorhaben. Ein Drittel der Wohnungen müssen demnach als Sozialwohnungen gebaut werden.

Allerdings sei für diesen Erfolg nicht nur die Politik verantwortlich, betonten die Verbandvertreter. Vielmehr sei es eine „große Kraftanstrengung“ aller Beteiligten, die hinter diesem Ergebnis stecke. „Auch eine Fortsetzung dieser Zahlen ist kein Selbstgänger“, sagte Marko Lohmann vom Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen, in dem die Genossenschaften zusammengeschlossen sind.

In diesem Zusammenhang warnt die Wohnungswirtschaft vor weiteren Forderungen der Politik, die das Bauen noch teurer machen könnten. Die Vorgaben des Bundes zum Klimaschutz dürften auf Landesebene nicht noch weiter verschärft werden. Auch die diskutierte Einführung von zusätzlichen Gestaltungsvorschriften wie etwa zur Sicherung von Backsteinbauten sieht die Branche kritisch. Hier habe die Arbeit im Bündnis für das Wohnen bewirkt, dass ohne zusätzliche Verordnungen historische Fassaden in ihrem Erscheinungsbild erhalten blieben.

Mietpreisbremse ist ein bürokratisches Monster

Kritisch sehen die Verbände zudem die geplante Mietpreisbremse, wie sie von der Bundesregierung für besonders angespannte Wohnungsmärkte geplant ist. Die Hamburger SPD hatte bereits angekündigt, sie für ganz Hamburg einzuführen. „Damit wird der Wohnungswirtschaft Geld entzogen, das dann für den Neubau fehlen würde“, warnte Heinrich Stüven vom Grundeigentümerverband. Zudem sei ein solcher Eingriff ein „bürokratisches Monster“.

Die Wohnungswirtschaft will an dem Bündnis nun auch nach der Bürgerschaftswahl im Frühjahr festhalten, warnt die Parteien aber davor, jetzt im Wahlkampf unhaltbare Versprechungen zu machen. Die Ankündigung der SPD, ab 2015 nur noch der Bau von barrierearmen Wohnungen staatlich zu fördern, stieß auf Widerspruch. „Darüber werden wir bei unserem nächsten Bündnistreffen reden“, sagte Lohmann.

Auch der Hamburger Mieterverein bescheinigt dem Bündnis einen Erfolg, sieht die von der Wohnungswirtschaft beschriebenen Effekte aber noch nicht. Zwar sei das Bündnis gut, weil es helfe, Vorurteile abzubauen, sagt dessen Geschäftsführer Siegmund Chychla. Von einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt aber könne noch keine Rede sein: „Denn dann müssten ja die Mietpreise sinken – und das tun sie nicht.“

Saga soll wieder Wohnungen bauen

Chychla verteidigte zudem die Pläne der Bundesregierung, eine Mietpreisbremse einzuführen. Es stimme zwar, dass in manchen Fällen ein Paar in eine neu errichtete Wohnung zöge und dann zwei Wohnungen frei würden. Allerdings verpuffe dieser sogenannte Sickereffekt, wenn die Neuvertragsmiete der frei gewordenen Wohnungen 20 Prozent höher läge. „Deshalb ist eine Mietpreisbremse bei der Wiedervermietung so notwendig.“

Derweil feierte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga GWG in Barmbek ihre 1000. fertiggestellte Wohnung im Jahr 2014. Das seien so viele wie seit den 80er-Jahren nicht mehr. „Es war ein ganz wesentliches Ziel des Senats, dass die Saga GWG wieder Wohnungen bauen sollte“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD). Die Erfüllung der Senatsvorgabe sei ein großer Erfolg und komme vor allem Hamburgern mit kleinen und mittleren Einkommen zugute. Die Saga GWG versprach, auch in den kommenden Jahren jeweils 1000 Wohnungen pro Jahr bauen. „Der beste Mieterschutz ist: bauen, bauen, bauen“, sagte Saga-Vorstandsvorsitzender Lutz Basse.