Open Ship im Hafen: Deutschlands jüngstes Forschungsschiff hat im Hamburger Hafen festgemacht. Interessierte können die „Sonne“ ab Freitag besichtigen, bevor das Schiff zur ersten Expedition aufbricht.
Hamburg. Am Freitag und Sonnabend werden interessierte Hamburger die Gelegenheit haben, Deutschlands jüngstes Forschungsschiff an der Überseebrücke zu besichtigen: Die „Sonne“ ist am Donnerstag im Hamburger Hafen eingelaufen, dort machte das 116 Meter lange Schiff gegenüber der „Cap San Diego“ fest. Die Kosten des faszinierenden Neubaus belaufen sich auf 124 Millionen Euro. Die Erkenntnisse, die von der „Sonne“ in den kommenden Jahren für die Wissenschaft, aber auch die Industrie erwartet werden, werden bahnbrechend sein.
Am Montag war das laut Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) weltweit modernste Schiff seiner Art in Wilhelmshaven offiziell an die Wissenschaft übergeben worden. Hamburg ist die dritte von fünf Stationen entlang der Küste, mit der das Forschungsministerium die „Sonne“ der Öffentlichkeit präsentieren wird.
Neben der Schiffstechnik geht es um die Meeresforschung. Eine Ausstellung informiert über Schwerpunktthemen, etwa Leben in der Tiefsee, Rohstoffe am Meeresgrund oder die Berechnung von Meeresströmen.
Die Besucher bekommen Forschungsgeräte zu sehen wie das „Golden Eye“ (Goldenes Auge), das Erzvorkommen am Meeresboden aufspüren kann. Sie können eine echte Manganknolle oder metallische Krusten aus der Tiefsee ansehen und anfassen, Filme über die Arbeit an Bord anschauen und sich interaktiv Meerwissen aneignen.
Relativ große Wohnräume, Aufenthaltsräume, Bibliothek und Besprechungszimmer sollen das Leben der bis zu 40 Wissenschaftler auf den wochenlangen, arbeitsintensiven Fahrten so angenehm wie möglich machen. Die erste Forschungsreise beginnt am 15. Dezember unter der Leitung des Meeresbodenexperten Prof. Colin Devey vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.
Auch die Hamburger Forscherin Prof. Angelika Brandt wird dabei sein. Sie sagte dem Abendblatt, es werde praktisch sieben Tage die Woche an Bord gearbeitet – Weihnachten eingeschlossen.
Ziel der ersten Fahrt ist der sogenannte Mittelatlantische Rücken auf halbem Wege zwischen Afrika und Amerika. „Wir wollen herausfinden, wie Meeresböden entstehen. Ist die Entwicklung homogen oder eher sprunghaft? Das Gebiet ist für solche Untersuchungen sehr gut geeignet, da hier die Trennlinie der Kontinente Amerika und Afrika ist, die sich immer noch voneinander wegbewegen“, sagt Devey.
Zoologin Prof. Brandt will unter anderem erkunden, ob sich die Zusammensetzung der Meerestiere und -pflanzen östlich und westlich des Mittelatlantischen Rückens unterscheidet. Devey: „An Land sind zum Beispiel die Alpen ein Migrationshindernis, das die Verbreitung von Tieren und Pflanzen über den Gebirgskamm hinweg erschwert. Die Kollegen wollen untersuchen, wie sich Gebirge am Meeresgrund auswirken.“
Zunächst wird das Schiff in Kiel ausgerüstet. Auf dem Weg nach Las Palmas (Gran Canaria) wird die „Sonne“ dann ihre erste Probefahrt mit der Forschungsinfrastruktur absolvieren, bevor die erste Expedition beginnt.