Die Handelskammer will 100 mannshohe Figuren des Händlergottes Merkur in der Stadt aufstellen. Gestaltet hat sie der Künstler Wolfgang Matzat. Wer sie kauft, darf sie bemalen.

Altstadt. Die Handelskammer will das Hamburger Stadtbild beleben – mit historischem Hintergrund. Im Blickpunkt steht Merkur, der Gott der Händler und des Handels. Im Laufe des kommenden Jahres sollen auf Bürgersteigen, öffentlichen Plätzen und in Firmenfoyers rund 100 zwei Meter hohe Merkur-Figuren aufgestellt werden. Zudem soll der Adolphsplatz in der Innenstadt künftig von einem Merkur-Brunnen geziert werden.

„Wir holen den Merkur heim“, sagte Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, zum Start der Aktion, die anlässlich des 350-jährigen Bestehens der Institution 2015 organisiert wird. Gemeinsam mit Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer unterzeichnete er einen Brief, der heute an gut 1000 Unternehmen verschickt wird und für die Initiative wirbt. Überschrift: „Erwerben Sie den Hamburger Merkur.“ Hinter den Kulissen zogen sich die Vorbereitungen über ein Jahr hin.

Die mehr als mannshohen Figuren aus Hartkunststoff, die vom Berliner Künstler Wolfgang Matzat kreiert wurden, kosten 3900 Euro pro Stück. Die Hälfte davon fließt dem sozialen Projekt „Futurepreneur“ zu, mit dem Jugendliche aus einem benachteiligten Umfeld an die Chancen der Selbstständigkeit herangeführt werden. „Die Hamburger haben jetzt die Möglichkeit, zu helfen und gleichzeitig ein Zeichen für den Kaufmannsgeist in der Hansestadt zu setzen“, sagte Schmidt-Trenz.

Die Kammer will an eine frühere, bereits sehr erfolgreiche und gut sichtbare Aktion anknüpfen, als überall Hummelfiguren aufgestellt wurden. Damals wurden 300.000 Euro für die Hilfsorganisation „Ein Dach für Obdachlose“ erwirtschaftet. Wie schon vor acht Jahren sollen der Fantasie keine Grenzen gesetzt werden: Jeder Käufer und Unterstützer kann den weißen Merkur nach seinem Geschmack verschönern und verzieren – zum Beispiel mit Firmenfarben. Nach Vorstellung der Handelskammer soll es Kooperationen mit Kunstklassen in Hamburger Schulen geben. Das Ganze, so das erklärte Ziel, soll bunt, fröhlich und attraktiv anzusehen sein.

Hinter der Idee des Hans-Jörg Schmidt-Trenz steckt mehr. Merkur, der auch als Kaufmannsgott bezeichnet wird, auf vielen Fassaden im Stadtbild eingebaut und als sitzende Skulptur im Ehren-Treppenhaus der Handelskammer präsent ist, sollte ursprünglich an prominenter Stelle gewürdigt werden: auf dem Brunnen im Innenhof des Rathauses. Der Senat wollte das Leitbild der Pfeffersäcke eben dort positionieren, wo es nach ihrem Verständnis hingehörte. Der Bildhauer Joseph von Kramer hatte seinen Entwurf schon fertig, als alles ganz anders kam.

Eine drei Meter hohe Abbildung ist auf Kaltehofe

Ursache war die letzte Cholera-Epidemie anno 1892, der fast 9000 Hamburger zum Opfer fielen. Unter diesen tragischen Umständen hielten es die Ratsherren für pietätlos, den Gott des Handels in den Mittelpunkt zu rücken. Sie änderten die Planung und beauftragten von Kramer, ein Ebenbild der Hygieia zu schaffen.

Hygieia, die Göttin der Reinheit dokumentiert die existenzielle Bedeutung sauberen Trinkwassers für die Hansestadt. Mit der rechten Hand hebt Hygieia eine Schale, aus der klares Wasser sprudelt. 1896 wurde der Brunnen im Rathausinnenhof eingeweiht. An seiner Bedeutung hat sich binnen 118 Jahren nichts geändert. Übrigens übernehmen Einlässe im Sockel des monumentalen Kunstwerks die Belüftung des Rathauses. Merkur hatte ausgedient – zumindest an dieser zentralen Stelle. Die Entwürfe für den Merkurbrunnen wanderten ins Hamburger Staatsarchiv.

Es ist nicht genau geklärt, wie eine rund drei Meter hohe Abbildung dieses Merkurs in das Wasserkunst-Museum auf der Elbinsel Kaltehofe gelangte. Die Erlebnisinsel bietet das gesamte Jahr über Wasser von allen Seiten, Naturpark, Industriedenkmal, Museum und Café inklusive. Wer mag, kann den riesigen Merkur dort bewundern und eine Menge über den Hygieia-Brunnen erfahren.

Kleine Merkurfiguren aus Bronze werden auch verkauft

Glückt der Handelskammer die Umsetzung ihrer Pläne, wird Hamburg im kommenden Jahr um eine vielfältige, fantasievolle Merkurflut bereichert. Nach Fertigstellung des Adolphsplatzes – wohl Anfang 2017 – soll dort ein Brunnen sprudeln, der von Merkur geziert wird. Für die Kosten von knapp 100.000 Euro für die Figur steht ein Sponsor bereit. Um den Kaufmannsgott gebührend in Szene zu setzen, plant die Handelskammer zudem die Auflage einer 50 Zentimeter hohen Merkurnachbildung aus Bronze.

Sie wird genauso aussehen, wie sie der Bildhauer Joseph von Kramer einst für den Rathaushof entwarf. Dazu gehört eine Hamburger Spezialität, die weltweit auch andere Hafenmetropolen schätzen: In seiner linken Hand trägt der göttliche Merkur ein Schiff – als Symbol des weltoffenen Handelsgeistes.

So können Sie mitmachen und spenden

Merkur, im alten Rom Gott der Händler, gilt auch als Götterbote. Seine Markenzeichen sind ein Stab, ein geflügelter Helm, Flügelschuhe und häufig ein Geldbeutel. In Hamburg ist er oft mit einem Schiff in der Hand abgebildet.

Die Handelskammer sucht jetzt Kaufinteressenten für die nummerierten und nach Reihenfolge der Bestellungen zu vergebenden 100 Merkur-Figuren. Bestellungen werden unter der Telefonnummer (040) 36138220 aufgenommen. Rund die Hälfte des Kaufpreises von 3900 Euro kann beim Finanzamt als Spende geltend gemacht werden.