Der Jahresbericht des Hamburger Hygieneinstituts belegt: Verbraucher werden beim Kauf von Pangasius über den Tisch gezogen. In zehn von 19 Packungen wurde das Fischfilet mit Wasser gestreckt.
Hamburg. Wenn in Deutschland Fisch auf den Teller kommen soll, greifen die Verbraucher seit einigen Jahren immer häufiger zu Pangasius. Vor allem in Form von tiefgekühlten, grätenfreien Filets hat der Fisch von Vietnam aus Europa erobert. Die jährliche Gesamtproduktion wird mittlerweile auf mehr als eine Million Tonnen geschätzt.
Allerdings sollten die Kunden beim Pangasius-Kauf auch besonders gut hinschauen, denn in vielen Fällen werden sie schlicht über den Tisch gezogen. Nach Angaben des Hamburger Instituts für Hygiene und Umwelt wurde das Fischfleisch in zehn von 19 untersuchten Packungen mit Wasser gestreckt, der Fischanteil am Produkt also künstlich gesenkt. Zum Teil hätten die Filets „erhebliche Mengen fischfremden Wassers“ enthalten, was sich auch durch eine „sehr weiche, schwammige Konsistenz“ der Filets bemerkbar gemacht habe. Verboten sei diese Behandlung zwar nicht, die Ware müsse aber entsprechend gekennzeichnet sein. Das werde jedoch meist unterlassen: „In keinem Fall wurden die tatsächlichen Mengen an Fischfleisch deklariert“, schreibt das Institut in seinem Jahresbericht 2013.
Auf gut 60 Seiten beschreibt die städtische Einrichtung, welche Produkte mit Vorsicht zu genießen sind und wo Gesundheits- und Umweltgefahren lauern. Mehr als 1,2 Millionen Laboranalysen und Begutachtungen, Beratungen und Impfungen hat das Hygieneinstitut 2013 durchgeführt – eine Rekordzahl. Dabei wurden acht Prozent der untersuchten Lebensmittel beanstandet, also etwa jedes zwölfte. Das ist auf dem Papier etwas weniger als in den Vorjahren, was nach Auskunft einer Institutssprecherin aber nur daran liegt, dass die Statistiken neuerdings anders erhoben werden. Rechne man diesen Effekt heraus, habe sich die Lage gegenüber den Vorjahren nicht verändert.
Als ernsthaft gesundheitsgefährdend würden Lebensmittel nur selten eingestuft, so die Hygieneexperten. Bei knapp der Hälfte der beanstandeten Lebensmittel stelle man allerdings eine Verbrauchertäuschung fest – wie bem Pangasius. „Der Jahresbericht verdeutlicht, dass sich die Hamburgerinnen und Hamburger zwar – beispielsweise im Bereich der Lebensmittelsicherheit – keine Sorgen machen müssen, aber amtliche Kontrollen die persönliche Aufmerksamkeit und Sensibilität nicht ersetzen können“, sagte Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz.
Ein besonders krasses Beispiel war 2013 die Deklarierung von Pferdefleisch als Rindfleisch. Im Rahmen dieses europaweiten Skandals wurden in Hamburg 29 Proben untersucht. Dabei handelte es sich nach Angaben des Hygieneinstituts überwiegend um Fertiggerichte und Fleischerzeugnisse in Fertigpackungen, die laut Verpackung ausschließlich Rindfleisch enthalten sollten. In vier Produkten (jeweils einmal Cannelloni, Lasagne, Burger und Corned Beef) wurde Pferdefleisch nachgewiesen. Das ist zwar gesundheitlich nicht grundsätzlich bedenklich, aber naturgemäß nicht jedermanns Geschmack. Außerdem sei bei Pferdefleisch die Herkunft extrem wichtig, so das Institut. Denn Tiere für die Lebensmittelproduktion unterlägen strengeren Auflagen als etwa Nutz- oder Rennpferde, deren Fleisch Menschen nicht verzehren sollten. Immerhin: Das im Pferderennsport häufig eingesetzte Tierarzneimittel Phenylbutazon sei in keiner Probe nachgewiesen worden.
Interessant für Eltern dürfte das Kapitel über Wasserpfeifen sein. Denn die Shishas, an der einer Hamburger Studie zufolge fast jeder zweite Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren schon einmal gezogen hat, sind deutlich ungesünder als oft dargestellt. Shisha-Tabak enthält Feuchthaltemittel wie Glycerin, das die Rauchbildung bewirkt und das Verbrennen des Tabaks verzögert. Bei 77 von 98 Proben sei der eigentlich auf fünf Prozent beschränkte Feuchtmittelgehalt überschritten worden, zum Teil lag er bei mehr als 50 Prozent. Das könne unter anderem den Kehlkopf schädigen und Reizungen der Nasenschleimhaut bewirken, so der Bericht.
Beunruhigend sind auch die Funde von Arzneimittelresten in öffentlichen Gewässern. So konnte das Institut das weitverbreitete Schmerzmittel Diclofenac in der Ammersbek vor Einmündung in die Alster und in der Alster bei Haselknick in Konzentrationen nachwiesen, die Umweltqualitätsnormen überschreiten. Auch Antiepileptika, Betablocker, Ibuprofen, Lipidsenker und Antibiotika wurden gefunden. Das Phänomen ist noch relativ wenig erforscht, aber die Tendenz lautet: Schädigungen der Umwelt sind nicht auszuschließen, Menschen sind eher nicht gefährdet – solange sie nicht aus Flüssen trinken.