Heute beginnt der 9. Extremwetterkongress in der HafenCity. Im Mittelpunkt steht das Thema „Klimawandel und Verkehr“. Bei der Hälfte aller tödlichen Flugunfälle sind extreme Witterungsverhältnisse die Ursache.
HafenCity. Gewitter, Vereisung, Blitze – Flugzeuge geraten manchmal in Turbulenzen. Nicht immer sind aber aktuelle Vorhersagen und Warnungen während eines Fluges an Bord verfügbar. Dabei gibt es bereits in den USA ausgefeilte digitale meteorologische Informationssysteme für Piloten. Sie können den Flug deutlich sicherer machen. Zum Beispiel mit Dunstsensoren, die Stürme genauer vorhersagen.
Zum Auftakt des Extremwetterkongresses, der an diesem Montag in der Hamburger HafenCity beginnt, fordert deshalb die Pilotenvereinigung Cockpit präzisere Vorhersagen in Europa. „Wir brauchen bessere Informationen für die Besatzungen aller Flüge. Und wir benötigen einen ununterbrochenen Zugang dazu, auch im Fluge“, sagte Klaus Sievers, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgruppe Flugsicherung (Air Traffic Services) in der Pilotenvereinigung Cockpit, dem Abendblatt.
Zu dem Kongress, der zum neunten Mal stattfindet, werden 5000 Teilnehmer erwartet. Bei Vorträgen und Workshops geht es bis Freitag um Klimawandel, Katastrophenwarnungen oder Baumaßnahmen gegen Hochwasser in Deutschland.
Über den Schwerpunkt „Klimawandel und Verkehr“ wollen rund 80 Experten diskutieren, welche baulichen Maßnahmen bei extremen Wetter Straßen und Städte am besten schützen können. „Dafür ist es notwendig, dass Ideologien und Meinungen, den fundierten und überprüfbaren wissenschaftlichen Ergebnissen weichen“, sagte der Leiter des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation, Frank Böttcher.
Zu den Teilnehmern gehören unter anderem der Polar-Expeditionsleiter Arved Fuchs sowie die Professoren Mojib Latif (Kiel) und Hans von Storch (Geesthacht). Wie stark der Einfluss extremer Wetterereignisse auf die Flugsicherheit ist, zeigen Aufzeichnungen aus den USA. 50 Prozent der Flugunfälle mit Todesfolge haben ihre Ursache in extremen Witterungsverhältnissen; 65 Prozent aller Verspätungen gehen auf schlechtes Wetter zurück.
Während sich in den USA der Einsatz digitaler Informationstechnologien in den Flugzeugen bereits etabliert hat, hinkt Europa hinterher. „Wir wünschen uns, dass die guten, die besten Produkte der Wetterdienste Europas in einer Plattform, einem Portal, zusammengeführt werden“, betont Klaus Sievers. „So wäre ein besserer Informationszugang mit einer optimalen grafischen Darstellung der Daten für Piloten möglich.“ Es sei unerlässlich, zu jeder Zeit über die aktuellsten Entwicklungen der Wettereinflüsse informiert zu sein. Bislang ist es üblich, vor dem Start lediglich eine Karte mit der Großwetterlage zu erhalten.
Extremwetter in der Luftfahrt ist nur ein Schwerpunkt auf dem diesjährigen Kongress. Weitere Vorträge befassen sich zum Beispiel mit dem Einfluss des Wetters auf die Infrastruktur und mit Perspektiven der Containerschifffahrt durch den Klimawandel in der Arktis.
Ein umfangreiches Rahmenprogramm unter dem Motto „Wetter.Wasser.Waterkant“ gibt es für 2500 Schüler. Kongressinitiator Frank Böttcher wird fünf Tage lang als Moderator durch die Veranstaltung an der HafenCity-Universität führen.