Mit einer Unterschriftenaktion wird die Bürgerschaft aufgefordert, einzelne Werke des verstorbenen Sprühers unter Bestandsschutz zu stellen. Die Politik ist dem Plan nicht gänzlich abgeneigt.
Hamburg. Die Farbe ist verschmiert getrocknet, Zehntausende schwarze Smileys und Buchstaben auf grauem Beton. Vor seinem Tod verewigte sich der Graffiti-Sprüher Walter Fischer “Oz“ deutlich sichtbarer im Stadtbild Hamburgs, als die allermeisten Bürgermeister der Geschichte. Juristisch bleiben seine Werke Sachbeschädigung. Und doch mehren sich die Stimmen, welche die „Kunstwerke von Oz“ unter Bestandsschutz stellen wollen.
In einer Petition fordern Anhänger des Künstlers die Bürgerschaft auf, die Sprühereien „zu erhalten und ggf. zu restaurieren“. Erst vor wenigen Tagen hat der Altonaer Holger Krupp die Initiative ins Leben gerufen, bis Montagnachmittag hatten bereits 1.300 Unterstützer den Aufruf unterschrieben. Bei diesem Tempo könnten die avisierten 10.000 Unterschriften bereits in wenigen Wochen erreicht sein.
Der Initiator Krupp ist kein Szenekenner, der Altonaer arbeitet als Ingenieur bei Airbus. „Ich habe nie eine Sprühdose in der Hand gehalten und empfinde Graffiti als Sachbeschädigung“, sagt Krupp. „Aber ich erkenne an, dass ‚Oz‘ ein wenig Farbe an die grauen Flecken der Stadt gebracht hat“.
Nach Krupps Vorstellungen sollen ausgewählte Malereien des Verstorbenen, etwa farbige Bilder an Brückenpfeilern, erhalten bleiben. „Hamburg hält diese Kunst aus“, sagt Krupp. Alle Schriftzüge und Schmierereien des Verstorbenen an Straßen, Laternen, Stromkästen, Wänden, Ecken und Wegen unter Bestandsschutz zu stellen, sei dagegen weder praktikabel noch angemessen. Die Entfernung der sogenannten „Tags“ wird ohnehin noch mehrere Jahre dauern.
Politik lobt Graffitikunst
Der Senat wollte sich auf Anfrage nicht direkt zu der Unterschriftenaktion äußern. Die Kulturbehörde äußerte sich jedoch auffallend positiv über das Schaffen des mehrfach verurteilten und nun verstorbenen Graffiti-Sprühers. „Unter rein künstlerischer Betrachtung des Werkes des Sprayers „OZ“ muss man sagen, dass er durch seine Arbeit und die Stringenz in der Durchführung einen bemerkenswerten Beitrag zur Graffitilandschaft Hamburgs geleistet hat, den man nicht vergessen wird“, sagte eine Sprecherin.
Auch in der Oppositionsfraktion von Grünen und Linken gibt es Unterstützer, die das Werk des Verstorbenen nicht per se als Sachbeschädigung ansehen wollen. Nachdem Walter Fischer in der vergangene Woche beim Sprühen zwischen Hauptbahnhof und Berliner Tor von einem Zug der S1 erfasst und getötet worden war, drückten auch etablierte Kunstschaffende ihre Wertschätzung für das Schaffen des bekanntesten deutschen Graffiti-Künstlers aus.