Einen Tag vor der Premiere seines neuen Kinofilms „The Cut“ wurde Fatih Akin mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet. Der 41-jährige Regisseur bekommt den Preis aber nicht für sein Lebenswerk.
Hamburg. Der Regisseur Fatih Akin hat am Sonnabend in seiner Heimatstadt Hamburg den Douglas-Sirk-Preis erhalten. Unter dem Jubel des Publikums nahm der 41-Jährige die Auszeichnung vor der Deutschlandpremiere seines Werkes „The Cut“ entgegen. Das Hamburger Filmfest ehrt mit dem Preis seit 1995 jedes Jahr eine Persönlichkeit, die sich um die Filmkultur und -branche verdient gemacht hat. „Es ist nicht für mein Lebenswerk“, stellte Akin auf der Bühne gleich klar. „Sagen wir mal: Es ist ein Cut, es ist eine Zäsur – schauen wir mal, was kommt.“ Namensgeber der Ehrung ist der in der Hansestadt geborene Regisseur Detlef Sierck, der als Douglas Sirk Erfolge feierte.
"The Cut" erzählt vom Schmied Nazaret, der im Jahr 1915 in Mardin in Mesopotamien lebt. Der Erste Weltkrieg macht in dieser Zeit aus Minderheiten im Osmanischen Reich Feinde. Türkische Gendarmen trennen ihn von seiner Familie und zwingen ihn unter sklavenähnlichen Bedingungen zum Straßenbau. Zusammen mit seinen Mitgefangenen soll Nazaret von seinen Bewachern getötet werden. Er überlebt mit einer schweren Halsverletzung, ist aber fortan stumm. Er erfährt, dass seine Familie aus Mardin geflohen ist, seine Zwillingstöchter sollen aber überlebt haben. Er macht sich auf die Suche nach ihnen. Es wird eine Odyssee, die ihn zu Flüchtlingslagern, Waisenhäusern und Bordellen, nach Kuba und schließlich in die USA führt.
Der Film ist Akins aufwendigster und mit einem Budget von 16 Millionen Euro sein bisher teuerster Streifen, zudem der Abschluss der "Liebe, Tod und Teufel"-Trilogie. Er sei auch sein körperlich anstrengendster gewesen, sagte er in einem Interview. Gedreht wurde in der Wüste und im Schneegestöber, auf Kuba, Malta und auf der "Rickmer Rickmers". Von gleich mehreren Kollegen hatte Akin sich Rat geholt: Costa-Gavras und Roman Polański. Das Drehbuch überarbeitete er mit dem Hollywood-Veteranen Mardik Martin, der schon an Martin Scorseses "Wie ein wilder Stier" mitarbeitete. Scorsese gab dem fertigen Film mit auf den Weg, er sei "von großer Intensität, Schönheit und beeindruckender Erhabenheit".
"The Cut" basiert auf dem Völkermord an den Armeniern, erzählt vor diesem Hintergrund aber ein Familiendrama. Akin hatte sich lange und intensiv mit dem Thema beschäftigt und zahlreiche Historiker konsultiert. Trotzdem gab es im Vorfeld Kritik. In der Türkei war dieser Genozid bis vor Kurzem noch ein Tabu-Thema. Prompt meldeten sich türkische Ultranationalisten und bedrohten den Regisseur – natürlich ohne den Film überhaupt gesehen zu haben.