Unbekannte Täter hängten heimlich Bettlaken, BHs und andere Wäsche ab
Hamburg. Sechs Meter hoch ist das Kriegerdenkmal „Der Soldat“, das seit 1932 an der Bremer Straße in Harburg steht. Zum Gedenken an die Opfer von Kriegen haben Künstler dort ein temporäres Kunstwerk installiert – gegen den Krieg. Es besteht vor allem aus einer langen Wäscheleine, auf der weiße Bettlaken, Büstenhalter und andere Wäschestücke hängen, bislang jedenfalls. Denn jetzt haben unbekannte Täter die Wäsche gestohlen, ebenso wie die erläuternde Texttafel der Künstler Axel Richter aus Ammersbek sowie Uwe Schloen.
Ebenfalls zerstört wurde eine ähnliche Kunstinstallation am Bramfelder Kriegerdenkmal. Sie stand kaum länger als einen Tag. „Nachdem am Vormittag die örtliche Polizei auf Hinweis eines Bürgers zwar die Wäschestücke entfernt, aber die Grundstruktur nicht angetastet hatte, wurden während des Nachmittags oder frühen Abends von bislang unbekannten Tätern die eigens angefertigten massiven Wäschestangen mit Erdankern gestohlen“, klagt Ulrich Hentschel von der Evangelischen Akademie, der das Projekt organisiert hat. Die Polizei habe Eigentum sichern wollen, so Hentschel. Im Ammersbeker Ortsteil Bünningstedt wurde ebenfalls die Wäsche heruntergerissen und verstreut sowie die Texttafel gestohlen.
Die Initiatoren sind besorgt über die Intoleranz der Täter
Eigentlich wollten die Künstler neue Perspektiven auf die Kriegsdenkmäler in Hamburg schaffen – und an den Ausbruch des Ersten und Zweiten Weltkrieges vor 100 beziehungsweise 75 Jahren erinnern. Absicht sei es, die kriegsverherrlichende Symbolik und Geschichte dieser Denkmäler kritisch zu hinterfragen. Auf den Texttafeln der Aktion „Weiße Wäsche“ heißt es: „Im Jahr des Gedenkens an die beiden Weltkriege möchten wir Sie mit dieser temporären Kunstaktion zum Blickwechsel einladen.“ Und: „Das Denkmal enthält mit seinen Symbolen und Inschriften eine Verklärung des Kriegs und des Soldatentodes, die angesichts der Millionen Opfer kritisch befragt werden soll.“
„Wir haben wohl mit Protesten und kritischen Rückfragen gerechnet“, sagte Hentschel. Aber die Zerstörungen der Objekte mache ihn „jetzt doch besorgt“. Dabei gehe es ihm weniger um den materiellen Schaden. Schlimmer sei eine Intoleranz, die auch vor Zerstörung nicht zurückschreckt. „Wir müssen jetzt mit Zorn und Enttäuschung zur Kenntnis nehmen, dass es mitten in Hamburg Menschen gibt, die eine zum eigenen Nachdenken herausfordernde Kunstaktion nicht zulassen wollen“, sagen sie.