Ein Kommentar von Jens Meyer-Odewald
Eines vorweg: Das Gros der Besucher am „Tag des Weißen Dinners“ kam auf seine Kosten – nicht nur kulinarisch. Rund 4000 Teilnehmer – gut die Hälfte von ihnen allein in Eimsbüttel – erlebten einen kultivierten, fröhlichen Abend ganz in Weiß. Durchwachsenes Wetter hinderte keinesfalls daran, lustvoll nachbarschaftliche Kontakte zu pflegen. Wohlgemerkt komplett privat organisiert, friedlich und mit Lust am Genuss.
Dennoch fehlte der ganz große Kick der Vorjahre, als das White Dinner zentral an einem Ort zelebriert wurde. Unterschiedliche Interessen und Veranstalter zwangen Initiatorin Manon Dunkel, weitere Co-Events zuzulassen. Alle verpflichteten sich zur Einhaltung der Spielregeln: Ausrichtung an einem Tag, zur gleichen Zeit, alles in Weiß, werbefrei und nicht kommerziell. Das Prinzip sollte nicht verwässert werden.
Letztlich ist jedoch genau das passiert – nicht nur wegen des bisschen Regens. Diverse Dinner in zwölf Stadtteilen, einige gerade mal von zwei Dutzend Gästen besucht, hatten zwar durchaus nachbarschaftlichen Charme, aber eben nicht die Aura einer zentralen Festivität mit weißer Strahlkraft über Hamburg hinaus.
Will man den Besuchern ein Aha-Erlebnis wie im vergangenen Jahr am Rande der HafenCity mit 6500 Teilnehmern und einer prickelnden Atmosphäre bescheren, sollte eine Kurskorrektur erwogen werden. Elf letztlich doch noch abgesprungene Veranstalter und eine maue Teilnahme mancherorts sind Warnzeichen.
Es wäre ein Jammer, ginge eine grandiose Idee nach und nach den Bach runter.