In Hamburg werden Kraftfahrer und Speditionskaufleute gesucht. Die Arbeitslosigkeit in Hamburg sinkt gegen den Bundestrend. Am 2. September findet eine Logistik-Jobbörse statt.

Hamburg. Ein Duft von Pfeffer und Nelken wabert durch die Halle im Hafen am Ellerholzdamm. Sönke Fock, der Chef der Agentur für Arbeit, hat einen ungewöhnlichen Ort für die Präsentation der Hamburger Arbeitslosenzahlen gewählt: das traditionsreiche Hamburger Unternehmen Cotterell mit einer über einhundertjährigen Firmengeschichte. H. D. Cotterell ist spezialisiert auf die Lagerung von Rohkakao, Kakaohalbfertigprodukten, Kautschuk sowie Nüssen und Gewürzen. Außerdem sucht es Arbeitskräfte aus der Logistikbranche – so wie auch viele andere Firmen aus Hamburg.

Über 700 freie Stellen sind in Hamburg zu besetzen. „Mit einer Logistik-Jobbörse am 2. September wollen wir den Firmen helfen, die freien Arbeitsplätze schnell wieder zu besetzen“, sagt Fock. Auch H. D. Cotterell wird daran teilnehmen. „Wir haben im Moment sechs Stellen zu besetzen“, sagt Thomas Cotterell, Geschäftsführender Gesellschafter. Das sind rund zehn Prozent der Gesamtbelegschaft.

Auch der Hamburger Arbeitsmarkt insgesamt hat im August – gegen den Bundestrend – wieder mehr Arbeitskräfte nachgefragt. Während im Bund die Zahl der Jobsuchenden gegenüber dem Vormonat stieg, sank die Arbeitslosigkeit in der Hansestadt um knapp ein Prozent oder 638 Personen auf 74.687. „Die Erholung ist verhalten, aber es gibt eine Reihe von Anzeichen, dass im Herbst eine weitere Reduzierung der Arbeitslosigkeit möglich ist“, sagt Fock. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat nahm die Arbeitslosigkeit um 3,5 Prozent zu.

Bundesweit stieg die Zahl der Arbeitslosen um 30.000 auf 2,902 Millionen und damit etwas stärker als in den Ferien üblich. Eine Trendwende wird aber auch im Bund nicht erwartet. An der guten Lage änderten auch die Sanktionen gegen Russland und der drohende Handelskrieg wegen der Ukraine-Krise nichts, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise. „Das ist in der Summe für einige Unternehmen wesentlich, volkswirtschaftlich aber noch zu vernachlässigen.“

Für eine weitere Entspannung in der Hansestadt spricht nach Einschätzung von Fock, dass die Menschen schneller wieder einen Job bekommen und die Zahl der freien Stellen über dem Vorjahreswert liegt. Bei der Arbeitsagentur sind 14.338 freie sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet. „Fachkräfte werden von den Unternehmen unverändert gesucht, sie lassen sich bei der Einstellung nur länger Zeit“, sagt Fock.

In den Bereichen Verkehr und Lagerei arbeiten in Hamburg rund 80.000 Beschäftigte. „Angesichts der Nachfrage der Firmen ist das ausbaufähig“, sagt Fock. So hatte die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) kürzlich erst 50 Beschäftigte am Containerterminal Burchardkai eingestellt. Weitere 50 Stellen sollen jetzt noch besetzt werden. 700 freie Arbeitsstellen werden von Unternehmen wie dem Paketversender DHL (50 Jobs), dem Transportunternehmen DSV (40), dem Logistiker Kühne & Nagel (27) und dem Busunternehmen Friedrich Jasper (20) auf der Logistik-Jobbörse am 2. September im Veddeler Bogen 2 angeboten, die von der Arbeitsagentur veranstaltet wird.

In der Zeit zwischen 10 und 15 Uhr können sich Jobsuchende über Berufe wie Kraftfahrer, Speditionskaufleute, Umzugshelfer oder Fachkräfte für die Lagerwirtschaft informieren. „Bei solchen Jobbörsen können sich beide Seiten schnell ein Bild voneinander machen und weitere Schritte in Richtung Job vereinbaren“, sagt Fock.

Auch Langzeitarbeitslose ohne Ausbildung können die Jobbörse nutzen. „Die Firmen suchen zwar vorrangig Fachkräfte, aber offene Stellen gibt es auch bei Umzugshelfern oder Fachkräften für den Küchenservice“, sagt Fock. Diese Tätigkeiten können angelernt werden. Der DGB hatte mit Blick auf die Arbeitsmarktstatistik kritisiert, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,2 Prozent gestiegen ist.

Cotterell sucht Speditionskaufleute und Mechatroniker. „Wir hoffen, dass uns die Jobbörse substanzielle Bewerbungen bringt“, sagt Cotterell. Nach seiner Einschätzung hängt das Wachstum der Quartiersleute wie H. D. Cotterell nicht nur von der Deckung des Arbeitskräftebedarfs ab. „Obwohl viele Flächen im Hafen leer stehen, suchen wir 10.000 Quadratmeter zum Ausbau unseres Geschäfts, aber was angeboten wird, ist zu teuer“, sagt Cotterell. „Wir mussten schon Aufträge ablehnen.“ Das Unternehmen sucht Flächen für Massengut, angeboten werden aber eher Hallen, die für die Kommissionierung von Textilien geeignet sind.

Cotterell hatte im vergangenen Jahr zehn Millionen Euro in eine neue Produktionshalle für die Verarbeitung von Kakaohalbfertigprodukten investiert. Die Firma ist der einzige Dienstleister in Deutschland für das Aufschmelzen von Kakaomasse, die aus Ghana oder der Elfenbeinküste angeliefert wird.