Beschäftigte des Airbus-Dienstleisters Stute demonstrieren in HafenCity. IG Metall will auch kürzere Arbeitszeiten. Unternehmen: „Unrealistisch“. Es ist bereits der fünfte Warnstreik bei Stute.

Hamburg. Es ist noch ein ungewohntes Bild: Mitten zwischen den gestylten Glasfassaden der HafenCity wehen die roten IG-Metall-Flaggen über einer Protestkundgebung. Direkt gegenüber der Deutschland-Zentrale des Speditionskonzerns Kühne + Nagel hatten sich am Montagmorgen rund 350 Beschäftigte der Tochtergesellschaft Stute versammelt. Sie kamen von den vier Firmenstandorten Hamburg-Hausbruch, Hamburg-Finkenwerder, Bremen und Stade, die als Logistik-Dienstleister für Airbus tätig sind. Das Ziel der Stute-Mitarbeiter: Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen, abgesichert durch einen Tarifvertrag mit der IG Metall.

Es ist bereits der fünfte Warnstreik bei Stute. „Die Geschäftsleitung war bisher nicht bereit, ein faires Angebot auf den Tisch zu legen“, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Nach Angaben von Daniel Friedrich, Verhandlungsführer der Gewerkschaft, hat das Unternehmen zuletzt unter anderem eine Einkommenssteigerung von 2,5 Prozent – was einem monatlichen Plus von durchschnittlich 50 Euro entspreche – sowie eine Einmalzahlung von 500 Euro angeboten.

Laut IG Metall würde dagegen der geforderte Tarifvertrag den Beschäftigten ein Mehrgehalt von ungefähr 500 Euro monatlich einbringen, außerdem würde die Wochenarbeitszeit von 38 auf 37,5 Stunden sinken.

Die Stute-Geschäftsführung bezeichnete die Forderungen der IG Metall als „unrealistisch“. Sie gingen an der betrieblichen Realität der Firma als Logistikdienstleister vorbei und gefährdeten die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Branche.

„Wer sagt, es sei kein Geld da, der lügt“, entgegnete Friedrich. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den Milliardär Klaus-Michael Kühne, den Mehrheitseigner von Kühne + Nagel, der nach Berechnungen der „Wirtschaftswoche“ in diesem Jahr eine Dividende von 307 Millionen Euro eingestrichen habe. Geiken appellierte an die Konzernmutter, auf die Tochtergesellschaft einzuwirken, damit diese „das tut, was sich gehört“.

Allerdings hat nach Auffassung des Bezirksleiters auch Airbus eine Mitverantwortung. Der Flugzeugbauer hatte die Lagerhaltungs- und Transportaufgaben vor zehn Jahren auf Stute übertragen. „Es passt nicht zusammen, wenn Airbus Rekordauslieferungen und Rekordergebnisse feiert, aber die Situation bei direkten Dienstleistern und Zulieferern ignoriert“, so Geiken: „Auslagerungen auf Kosten der Beschäftigten werden wir nicht mehr akzeptieren.“ Der Gewerkschaft zufolge sind in den vier Stute-Betrieben zusammen 700 fest angestellte Beschäftigte und 250 Zeitarbeiter für Airbus tätig.

Die Arbeitsniederlegung habe keine Auswirkungen auf die Flugzeugproduktion gehabt, sagte ein Airbus-Sprecher: „Ein eintägiger Warnstreik lässt sich abfedern, der Termin war ja vorher bekannt.“ In einer Stellungnahme der Geschäftsleitung von Stute hieß es dazu, durch die „Arbeitskampfmaßnahmen“ der Gewerkschaft werde eine „Drucksituation in Richtung des Endkunden aufgebaut“.

Aus der Sicht des Stute-Managements hat der inzwischen seit einem Jahr andauernde Tarifkonflikt eigentlich gar keine Grundlage. Denn es bestehe ein gültiger Haustarifvertrag mit der Gewerkschaft Ver.di, der in wesentlichen Teilen besser als der Flächentarif ausgestattet sei.

Seitdem das Bundesarbeitsgericht das Prinzip der Tarifeinheit gekippt habe, versuche die Metaller-Gewerkschaft, in der Speditions- und Logistikbranche Fuß zu fassen: „Die branchenfremde IG Metall will Stute einen eigenen Tarifvertrag aufzwingen.“ Dabei werde erst ein internes Klärungsverfahren des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) darüber entscheiden, ob die IG Metall überhaupt zuständig ist.

Geiken lässt sich davon nicht beirren: „Es ist nicht der Arbeitgeber, der sich die Gewerkschaft aussucht.“ Mehr als 70 Prozent der Beschäftigten in den betroffenen Bereichen seien in der IG Metall organisiert. Außerdem sei Stute in diesem Geschäftsfeld keine Spedition, sondern der Logistik-Dienstleister von Airbus, einem Konzern der Metallbranche, argumentiert der Bezirksleiter: „Das Unternehmen muss endlich einsehen: Es bringt nichts, die Verhandlungen mit der IG Metall und eine Lösung zu blockieren.“

Das Zeitfenster für eine solche Lösung schließe sich bald, sagte Geiken: „Die Stute-Beschäftigten sind zu einem unbefristeten Streik bereit. Wir stehen kurz davor.“ Man bereite jetzt eine Urabstimmung vor. Wenn nicht in zwei Wochen Klarheit herrsche, laufe es auf einen längeren Streik hinaus, stellte Friedrich klar. Am 6. September werde sich die IG Metall Küste auf einer Mitgliederversammlung damit befassen, schon wenige Tage darauf könne eine Entscheidung über den Arbeitskampf fallen.