Es ist der stärkste Gesamtumschlag aller Zeiten. im ersten Halbjahr gingen 72,6 Millionen Tonnen Seegüter über die Kaikante. Die Experten staunen und die Hafenfirmen suchen neue Mitarbeiter.
Hamburg. Der Hamburger Hafen wächst stärker als seine europäischen Konkurrenten und nimmt ihnen Marktanteile ab. 72,6 Millionen Tonnen Seegüter, und damit mehr als je zuvor in der Geschichte des Hafens, wurden in den ersten sechs Monaten 2014 in Hamburg über die Kaikante gehoben. Damit wuchs der Güterumschlag im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent, erklärte die Marketinggesellschaft des Hafens am Montag.
Das bedeutendste Segment, der Containerumschlag, erhöhte sich sogar um 6,8 Prozent auf 4,8 Millionen Standardcontainer (TEU). Beim Wettbewerber Rotterdam wuchs der Containerumschlag nur um 1,9 und in Antwerpen um 2,9 Prozent. Damit habe der Hamburger Hafen seinen Marktanteil von 25,7 auf 26,7 Prozent ausbauen können, sagte Axel Mattern, Vorstand des Hafen-Marketings.
Grund für das Wachstum ist nach seinen Worten der steigende Handel mit China, der um 12,9 Prozent zugelegt hat. Aber auch die Containerverkehre nach Finnland und Polen nahmen überdurchschnittlich zu. Nicht zuletzt wird die Mengensteigerung auf die Zunahme von außergewöhnlich großen Containerschiffen zurückgeführt, die den Hamburger Hafen anlaufen. Sie bringen Importgüter aus China und Fernost, nehmen Exportgüter nach Asien mit. 244 solcher Riesenfrachter mit Stellplatzkapazitäten für 10.000 Stahlboxen und mehr kamen im ersten Halbjahr nach Hamburg – eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent. „Diese Zahlen machen deutlich, dass die Elbvertiefung jetzt dringend realisiert werden muss“, sagte Mattern.
Wegen der Zuwächse an Großschiffen mit mehreren tausend umzuschlagenden Containern sei es in der Vergangenheit zu Engpässen auf Straße und Schiene gekommen, sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Er verwies auf die Staus, die es an den Terminals gegeben hat. Inzwischen habe sich die Lage entspannt, es bestehe aber weiter Optimierungsbedarf.
Sorge bereitet den Hafenexperten die Entwicklung in Russland. Hier nahm der Handel im ersten Halbjahr um 3,8 Prozent ab.
Der wachsende Hafenumschlag schafft auch neue Arbeitsplätze. „Die Hafenwirtschaft sucht gezielt Arbeitskräfte und stellt wieder mehr ein“, sagte Marketing-Co-Chef Ingo Egloff. So hat die HHLA bereits Ende Juli 50 neue Stellen am Burchardkai geschaffen, sie sucht zusätzliche Mitarbeiter für Altenwerder. Auch die Gesamthafenbetriebsgesellschaft (GHB) schafft in diesem Jahr 60 neue Stellen. Der Umschlagsbetrieb Buss sucht 20 weitere Mitarbeiter. „Inzwischen sind auf den Umschlagterminals mehr Arbeitskräfte beschäftigt als im Boom-Jahr 2008“, so Egloff.