Die 63 Boote der 150 Segler bei den „Summer Classics“ auf der Außenalster sind über 25 Jahre alt und in traditioneller Bootsbauerkunst aus Holz gebaut.
Hamburg. Sie heißen "Teufelchen", "Lausi von der Leither", "Windspiel" oder "La Bella, sind aus Holz und schon viele Jahre alt – zum 22. Mal lädt der Hamburger Segel Club (HSC) heute und morgen zur traditionellen Holzboot-Regatta "Summer Classics" auf die Außenalster. Heute Nachmittag war der Startschuss. 150 Segler fahren auf 63 Holzbooten in voraussichtlich insgesamt vier Läufen um die Wette. Als Preise winken wertvolle Bilder, Schiffsmodelle und Pokale. Die Besonderheit: Alle Boote sind älter als 25 Jahre und in traditioneller Bootsbauerkunst aus Holz gebaut.
Dichte Gewitterwolken hängen über der Alster, als sich am Steg auf der Gurlittinsel die Segler vorbereiten, bei Windstärke 6 bis 7 und Böen aus Süd/Südwest wird der Start zunächst immer wieder verschoben.
Dann geht es los, dicht an dicht kämpfen sich die Schiffe auf der sechs Kilometer langen Strecke um die Bojen. Das langsamste Schiff startet zuerst, dann folgen die schnelleren zeitversetzt, maßgebend dafür ist ein ausgeklügeltes System, wo bestimmte Faktoren wie Bootstyp, Segelfläche, Größe etc. mit berücksichtigt werden.
"Es geht darum, in alten, liebevoll gepflegten Schiffen um die Wette zu fahren, fahrt vorsichtig", hatte Regatta-Organisator Jürgen Grandt die Teilnehmer zuvor bei der Lagebesprechung auf die Regatta eingestimmt, zu der Segler aus ganz Deutschland, sogar Teilnehmer mit ihren alten Holzbooten aus Bayern angereist sind.
Führend nach zwei Wettfahrten am Sonnabend ist Claas Würdemann auf der O-Jolle 'Bommel', der die SummerClassics bereits 2013 gewonnen hat.
Neben den zahlreichen Schönheiten ist eines der Highlights die HSC-Oldie-Crew auf dem Wanderkutter „Neumühlen“. Er ist 8,50 Meter lang, 2,50 Meter breit und hat eine Masthöhe von sechs Metern. Seine Segelfläche beträgt 33 Quadratmeter.
Ein Schiff mit Stil: Es wurde 1969 in Bremen in Mahagoni auf Eiche gebaut und ist ein typisches Jugendboot. Skipper Klaus Leithner vom HSC, 66, ist begeistert. "Das ist etwas ganz Besonderes, damit zu segeln", schwärmt der Vollblutsegler, er begann seine seglerische Laufbahn im HSC in den 1950er- Jahren. In seiner Crew versammelt er zur „Summer Classics“ eine Oldie-Auswahl, mit den gleichen Altersbedingungen wie die Boote. Jollenkreuzer, Hansa-Jollen, H-Jollen, Drachen, Folkeboote, Schwertzugvogel, Piraten, Flying Dutchman, O-Jollen, Korsar und andere schöne Boote – sie alle nehmen an den „Summer Classics“ teil.
Die Jugendwanderkutter haben eine lange Tradition: Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Nachfrage nach Beschäftigung für Jugendliche stieg, suchten Segelvereine nach einem stabilen und sicheren Boot für ihre Jugendarbeit. Mit dem Jugendwanderkutter wurde, unter Anlehnung an die bewährten Marinekutter, aber geändertem Lateralplan und Rigg, ein Bootstyp konzipiert, der von einer kleineren, 6–9-köpfigen Gruppe Jugendlicher gesegelt oder gerudert werden konnte. Etwa 15 bis 20 Exemplare sind noch auf der Elbe rund um Hamburg aktiv, einige weitere gibt es auf Nord- und Ostsee und im Weser-Ems-Gebiet. "Ich bin damit in den 1950er-Jahren gesegelt", erinnert sich Klaus Leithner. Der Glasermeister ist mit seiner Partnerin Ingeborg zur Regatta erschienen, er hat zwei Töchter, ist selbst Eigner einer Jolle.
Auch der HSC hat Historie: Seit 1892 treffen sich hier Segler aller Klassen, ob Fahrtensegler, Leistungssegler oder Freizeitsegler. Als Veranstalter und Mitveranstalter großer Regatten ist der Hamburger Segel-Club ein wichtiger Partner für internationale Events wie Kieler Woche, Nordseewoche, Warnemünder Woche und Travemünder Woche- und natürlich auf der Alster. Hier werden Deutsche- Europa- und Weltmeisterschaften, Match-Races ausgetragen, treffen sich traditionelle Schönheiten bei der einzigartigen Summer Classics die mittwöchlichen „Kängeruh-Regatten“ sind ein weiteres Event für Segelfreunde in the City. "Die Förderung des Segelsports ist im Hamburger Segel-Club oberstes Gebot. Eine intensive Ausbildung der Jüngsten und Jugend steht ebenso auf dem Programm wie die Förderung des Leistungssports", sagt Sybs Bauer vom HSC-Vorstand.
Der HSC steht für wettkampforientiertes und Freizeit-Segeln. So enthält das HSC-Mitgliederverzeichnis große Segler-Namen, wie u.a. Hans-Otto Schümann, dreimaliger Admirals-Cup Gewinner (1973, 1984 und 1993), Frank Schönfeld, 7x Europa- 26x Deutscher Meister und vieles mehr und ganz aktuell aus den Junioren Max Gurgel, 3x Deutscher Meister im Seesegeln, sowie Silke Hahlbrock, mehrfache Deutsche Meisterin im Match-Race. Die letzten beiden segeln derzeitig im HSC-Bundesliga Cader 2014.
"Wer immer die Leidenschaft für Wasser und Wind teilt, ist herzlich willkommen", sagt HSC-Sprecher Oliver Jahn. Auch ohne Boot bietet der HSC mit seinen ca. 800 Mitgliedern die Möglichkeit des Segelsports. Die eigene HSC-Flotte (insgesamt ca. 60 Boote, inkl. der Jugendboote), von J24, J22, Kielzugvogel stehen den Mitgliedern zur Verfügung. Jahn: "Versierte See- und Fahrtensegler heuern gerne Crew-Mitglieder für Wettfahrten und interessante Törns an und bei den Junioren sind immer aktive Regatta-Segler herzlich willkommen."