Ein Kommentar von Sven Kummereincke
Eines gleich zu Beginn: Rüdiger Kruse hat nichts vertuscht oder auch nur zu verheimlichen versucht. Er hat nichts Illegales getan. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Eimsbüttel hat lediglich zwei Arbeitgeber. Das deutsche Volk, das ihm als Bundestagsabgeordneten 8600 Euro monatlich (plus Zulagen) dafür bezahlt, dass er es in Berlin vertritt; und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die ihm zurzeit im Schnitt 7000 Euro monatlich dafür bezahlt, dass er ihre Geschäfte führt. Wie gesagt: Rüdiger Kruse darf das. Aber er sollte es nicht.
Denn natürlich sind beide Tätigkeiten Vollzeit-Beschäftigungen. Und zweimal Vollzeit kann nicht mal ein Workaholic bewältigen. Ein Bundestagsabgeordneter, der seine Aufgabe ernst nimmt, kommt nicht mal annähernd mit einer 40-Stunden-Woche aus. Das weiß auch jeder Arbeitgeber. Warum aber sollte ein Verband wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald also jemanden (sehr gut) bezahlen, der zum einen oft abwesend, zum anderen bereits voll ausgelastet ist? Bei der Beantwortung dieser Frage kommt man schnell auf den Gedanken, dass es eben nicht die Arbeitskraft Rüdiger Kruses, sondern sein Einfluss in Berlin ist, der ihn für den Job qualifiziert. Und um genau diesen Verdacht erst gar nicht aufkommen zu lassen, wäre Kruse gut beraten, nur noch einem Herrn zu dienen: dem Volk.
Gleiches gilt für Johannes Kahrs (SPD), der – so sagt er – für „allgemeine politische Informationen“ an einen Hersteller von Dämmstoffen für 2,5 Stunden Arbeit im Monat rund 1600 Euro kassiert. Jedes neue Gesetz zur Wärmedämmung bringt der Branche übrigens Milliardenumsätze. Diesen Zusammenhang nicht zu sehen wäre naiv. Und das ist Kahrs wohl kaum.