Erkrankter offenbar für Transport zu schwach. Jedoch hat die WHO ihre Bitte nicht zurückgezogen
Hamburg. Der Ebola-Patient aus Sierra Leone wird vermutlich doch nicht in Hamburg behandelt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass er nach Hamburg kommt, ist sehr gering“, sagte Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Wie das Abendblatt berichtete, hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte vergangener Woche beim UKE um die Aufnahme eines an Ebola erkrankten Menschen gebeten, das UKE hatte darauf nach Absprache mit dem Hamburger Seuchenstab grundsätzlich seine Bereitschaft erklärt. Ein in der Nacht zu Sonnabend geplanter Flug einer Transall-Maschine nach Hamburg war allerdings abgesagt worden. Die Anfrage sei noch nicht zurückgezogen worden. „Wir halten uns weiterhin bereit“, sagte Schmidt.
Das UKE verfügt als einziges Krankenhaus in Norddeutschland über ein Behandlungszentrum für Patienten mit so gefährlichen und hoch ansteckenden Erregern. Sollte der Patient eingeflogen werden, wäre es der erste Ebola-Fall überhaupt, der in Hamburg behandelt würde. Zwar hatte sich 2009 eine Forscherin bei einem Laborunfall im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin durch drei Paar Sicherheitshandschuhe mit einer leeren Spritze gestochen, in der sich zuvor Proben des Ebola-Virus befanden. Sie wurde darauf auf der Isolierstation des UKE behandelt. Nach Ablauf der Inkubationszeit konnten die Ärzte jedoch Entwarnung geben: Sie hatte sich nicht infiziert.
Bei dem Patienten, der nach Hamburg kommen soll, könnte es sich nach Abendblatt-Informationen um einen Arzt handeln, der in Sierra Leone zu einer Symbolfigur des Kampfes gegen Ebola wurde, möglicherweise um Sheik Umar Khan, 39. Der medizinische Leiter, der in dem westafrikanischen Land als „Nationalheld“ gilt, hatte sich in der vergangenen Woche mit Ebola infiziert, zu dieser Zeit richtete die WHO ihre Bitte an das UKE. Weder bestätigte noch dementierte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic auf Abendblatt-Anfrage, dass es sich um Khan handele – er verwies auf die Persönlichkeitsrechte.
Vermutlich sei der erkrankte Mann nicht stabil genug, um transportiert zu werden, so Schmidt. Die Transall-Maschine sei abflugbereit, doch allein der Weg zum Flugzeug bedeute für einen derart geschwächten Menschen ein Risiko. Ebola löst hämorrhagisches Fieber aus, das mit inneren Blutungen einhergeht. Die Sterblichkeitsrate liegt, je nach Erregerstamm, zwischen 25 und 90 Prozent. Der im Februar in Westafrika ausgebrochenen Epidemie sind bisher 660 Erkrankte zum Opfer gefallen. Medikamente helfen nur begrenzt, eine Impfung gibt es nicht. Ebola wird über Körpersekrete wie Blut übertragen.