Fotopionier wächst mit Medizintechnik stark, sucht 180 Mitarbeiter in Hamburg und will die Fläche vergrößern. 80 Mitarbeiter sollen 2014 noch direkt im Jenfelder Werk eingestellt werden..
Hamburg. Ein Gewerbegebiet in Jenfeld. Mehrere Hallen dicht gedrängt. Auf dem Gelände ist ein Hightech-Unternehmen beheimatet, das dank innovativer Techniken gute Wachstumschancen hat. „Wir wollen in diesem Jahr noch weiter zulegen“, sagt André Roggan, Geschäftsführer der Hamburger Firma Olympus Surgical Technologies, ein Tochterunternehmen der Olympus-Europa-Gruppe. 80 Mitarbeiter will er 2014 noch direkt im Jenfelder Werk einstellen. Weitere 100 sollen im Marketing und im Vertrieb in der Europazentrale des japanischen Unternehmens an der Wendenstraße beschäftigt werden.
Bekannt geworden sind die Japaner durch ihre Fotoapparate. Doch den größten Teil des Europaumsatzes in Höhe von 1,59 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2013/14 erlöst der Konzern mit 1,17 Milliarden Euro in einem ganz anderem Bereich – der Medizintechnik. Die Japaner sind mit einem Anteil von 70 Prozent Weltmarktführer bei flexiblen Endoskopen, die etwa bei Darm- oder Magenspiegelungen eingesetzt werden. Diese Geräte werden zwar in Japan produziert. In Hamburg jedoch stellt Olympus Surgical die für die Chirurgie immer wichtiger werdenden sogenannten starren Endoskope her.
Mit Kameras, die Bilder auch in 3-D-Technik liefern können, werden die starren Endoskope vor allem bei minimalinvasiven Operationen benutzt. Bei dieser Technik muss ein Patient bei der OP nicht offen operiert werden, da nur das starre Endoskop und chirurgische Geräte zum Schneiden und Versiegeln durch kleine Schnitte in den Körper geleitet werden. Über die Kamera am starren Endoskop sieht der Chirurg auf einem HD-Bildschirm genau, an welchen Stellen er das chirurgische Gerät ansetzen muss und kann so auch auf kleinstem Raum operieren. Die entscheidenden Vorteile: Das Verfahren ist schonender, und der Patient muss nicht mehr so lange wie früher im Krankenhaus bleiben – die Kosten für das Gesundheitssystem werden so geringer.
„Von Hamburg aus beliefern wir die Märkte Europa, Afrika und Mittlerer Osten“, sagt Frank Drewalowski, Geschäftsführer der übergeordneten Gesellschaft Olympus Medical Systems. Mehr als 20.000 starre Endoskope werden weltweit jedes Jahr an Kunden wie Kliniken oder Ärzte geschickt. Im Jenfelder Trainingszentrum des Medizinunternehmens wurden seit dem Jahr 2008 bereits einige Tausend Teilnehmer im Umgang mit den hochwertigen Instrumenten geschult. Die Mehrheit davon sind Ärzte. Die Geräte sind nicht billig. Der Kaufpreis für ein starres Endoskop beträgt rund 5000 bis 6000 Euro, ein flexibles kostet sogar um die 30.000 Euro. Es gibt für das Unternehmen noch viel Luft nach oben, da der Markt, anders als bei den flexiblen Endoskopen, noch sehr fragmentiert und der Bedarf hoch ist. „Wir wachsen vor allem im chirurgischen Bereich stark und sehen hier noch weiteres Potenzial“, sagt Drewalowski.
Olympus Europa will im Bereich Medizintechnik auch mithilfe neuer Mitarbeiter wachsen. Schon im vergangenen Jahr hat der Konzern 226 weitere Beschäftigte in Hamburg eingestellt, davon rund 100 am Standort Jenfeld. „Für unsere Produktion suchen wir derzeit vor allem Feinmechaniker. Doch die sind auf dem Markt oft schwer zu finden“, sagt Roggan. Auch SAP-Entwickler und Produktmanager sowie weitere Ingenieure seien willkommen. Falls die Konjunktur im Aufwind bleibt, kann auch in den kommenden Jahren mit weiteren Neueinstellungen gerechnet werden. Für die Herstellung der starren Endoskope ist Fingerfertigkeit angesagt, rund 20 Schweißnähte müssen millimetergenau sitzen. Im Lauf der Jahre hat Olympus noch weitere Firmen übernommen, sodass der Konzern seit 2010 die Entwicklung und Produktion der Medizinprodukte für minimal-invasive Diagnostik und Therapie in Europa unter der Dachmarke Olympus Surgical Technologies Europe mit Sitz in Hamburg gebündelt hat.
Roggan kämpft gegen die Enge auf dem rund 22.000 Quadratmeter großen Firmengrundstück. „Wir haben bereits zusätzlich mehrere Gebäude in der Nachbarschaft angemietet“, sagt er. Doch das reicht bei Weitem nicht aus. In den nächsten zehn Jahren soll die Fläche um 30 Prozent vergrößert werden. „Unsere Zukunft liegt in der Hansestadt“, sagt Roggan. Forschung und Produktion sind eng verzahnt. Auf dem Firmengelände befindet sich neben dem Werk auch das Entwicklungszentrum des Unternehmens, in dem 150 Ingenieure testen, wie die starren Endoskope noch verbessert werden können. Somit können neue Erkenntnisse der Entwickler ohne Umwege in die Herstellung eingearbeitet werden.
Olympus gehörte zu den ersten japanischen Konzernen, die in Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders in Deutschland Fuß fassten. Damals, im Jahr 1963 mietete sich das Unternehmen als Kamerahersteller mit drei Managern in einem kleinen Büro in der Hansestadt ein. Das Geschäft gedieh.
1975 schlossen die Japaner einen Forschungs- und Entwicklungsvertrag mit dem Hamburger Unternehmen Winter & Ibe ab. 1979 wurde Olympus Winter & Ibe dann vollständig übernommen. Aus einem Dreimannunternehmen ist eine große Europazentrale in Hamburg geworden. 2004 Mitarbeiter arbeiten bei Olympus in der Stadt, davon 910 bei der Tochter Olympus Surgical in Jenfeld. Drewalowski: „Olympus will weiter wachsen.“