Während die Chance, dass die Polizei ein geklautes Rad wiederbeschafft und den Dieb ermittelt, seit Jahren konstant gering ist, steigt in der Hansestadt die Zahl der Fahrraddiebstähle.

Hamburg. Wer in Hamburg ein Fahrrad besitzt, sollte gut darauf achtgeben. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es gestohlen wird, steigt, während die Chance, dass die Polizei ein geklautes Rad wiederbeschafft und den Dieb ermittelt, seit Jahren konstant gering ist. Erneut ist in der Hansestadt die Zahl der Fahrraddiebstähle gestiegen. Im Vorjahr hat die Polizei 15.484 gestohlene Räder registriert, das sind mehr als 42 Räder pro Tag. 2012 waren es „nur“ 13.991. Dieser Trend hängt nach Einschätzung der Polizei damit zusammen, dass immer mehr und vor allem hochwertige Fahrräder gekauft werden – und so zur begehrten Beute für Diebe avancieren.

Ermittelt wird auch die Häufigkeitszahl, also die Zahl der gestohlenen Räder auf 100.000 Einwohner. Hier liegt Hamburg nach einer Auswertung des Versicherungs-Vergleichsportals Geld.de bundesweit auf Platz 13. 2013 waren in der Hansestadt 893 Räder pro 100.000 Einwohner als gestohlen gemeldet worden. Damit liegt Hamburg 2013 hinter der Studentenstadt Osnabrück (954), knapp vor Kiel (887), deutlich vor Berlin (786) – und klar über den Vorjahren in der Hansestadt. 2011 war die Häufigkeitszahl in Hamburg 775, 2012 kletterte sie leicht auf 777.

Verglichen mit der Hauptstadt der Fahrraddiebe ist Hamburg eine Insel der Glückseligen. Magdeburg führt das Ranking mit 1685 gestohlenen Rädern auf 100.000 Einwohner an, es folgen Cottbus (1638) und Münster (1552). Die wenigsten Räder werden im Bergischen Land geklaut. In Remscheid nur 59, in Wuppertal 83 auf 100.000 Einwohner. Insgesamt sind 2013 laut Bundeskriminalamt 316.857 Fahrraddiebstähle gemeldet worden. Das Portal Geld.de schätzt die Schadenshöhe bundesweit auf mindestens 134 Millionen Euro.

Fahrraddiebe müssen sich jedoch keine allzu große Sorgen machen, von der Polizei erwischt zu werden. Insbesondere nicht in Berlin oder in Hamburg, wo die Aufklärungsquote mit rund vier Prozent weit unter dem bundesweiten Schnitt von 9,6 Prozent liegt.

Umso erfreulicher, dass die Hamburger Polizei am Dienstag und Mittwoch zehn Fahrraddiebe festnehmen konnte. Allein bei einem Schwerpunkteinsatz in Nienstedten wurden drei junge Männer gefasst. Zivilfahnder hatten beobachtet, dass sie sich auffällig für am S-Bahnhof Klein Flottbek abgestellte Fahrräder interessierten. Im Rucksack eines Heranwachsenden fanden die Polizisten eine akkubetriebene Flex. Drei weitere Fahrraddiebe zwischen 17 und 20 Jahren wurden am Mittwochabend an der Kieler Straße erwischt. Schlecht gesicherte oder nicht abgeschlossene Fahrräder machen es Dieben sehr leicht. Häufig landen die Räder bei Gebrauchthändlern, auf Flohmärkten oder im Internet. Autodiebstahl hingegen ist leichter zu verfolgen. Hinweise liefern Fahrgestellnummern, Motornummern und elektronische Kennungen. Doch kaum jemand notiert sich die Nummer seines Fahrrads – obgleich Polizei, Fahrradhändler oder der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) regelmäßig Codierungen anbieten, was die Identifizierung gestohlener Räder erheblich erleichtert.

Unterdessen fordert der Verkehrsexperte der Berliner Grünen, Stefan Gelbhaar, die Polizei zu mehr Anstrengungen auf. „Wegen Drogen im Wert von 50 Euro wird mehr Trara gemacht als wegen eines Rads für 1500 Euro. Hier muss man echten Verfolgungsdruck aufbauen, mit Peilsendern etwa.“ Merja Spott vom Hamburger ADFC plädiert für mehr Platz, um Räder sicher unterstellen zu können. Fahrradhäuschen könnten eine Lösung sein. Spott: „Den Platz könnte man schaffen, wenn man zwei Kfz-Stellplätze für ein Fahrradhäuschen aufgibt und damit zwölf Fahrrädern sichere Unterstellmöglichkeiten bietet. Zudem sollten Fahrradstationen an wichtigen ÖPNV Umsteigepunkten gebaut werden und dezentral Fahrradbügel in Geschäftsstraßen und Wohngebieten verteilt werden.“