Der Bezahlsender Sky erhöht wieder drastisch die Preise für Gastronomen. Der Gaststättenverband befürchtet ein geringeres Livesport-Angebot in der Stadt. Hamburgs Gastwirte sind verärgert.
Hamburg. Volle Läden, gute Stimmung – und nun die Ernüchterung: Für viele Gastwirte der Stadt folgt auf eine einträgliche Fußball-WM der Preisschock. Der Bezahlsender Sky erhöht den Kneipiers die Gebühren für sein Fußball-Angebot. Zum 1. September, gut ein Jahr nach der letzten, teils drastischen Preiserhöhung, verlangt Sky jetzt abermals 50 Prozent mehr.
Axel Habelmann, Inhaber der kleinen Kneipe Fricke 46 in Eppendorf, wurde von der Nachricht des Münchner Senders kalt erwischt. Mit Mehrwertsteuer muss er nun monatlich 673 Euro zahlen. „Ehrlich gesagt, habe ich dafür kein Verständnis“, sagt Habelmann. Erst im vergangenen Jahr seien die Preise um fast 100 Prozent angehoben worden. „Das zu erwirtschaften, wird kaum möglich sein. Gerade kleine Kneipen haben damit echte Probleme.“
Diese Einschätzung teilt Gregor Maihöfer, Geschäftsführer des Hamburger Gaststättenverbandes Dehoga: „Das Angebot an Live-Fußball in Gaststätten könnte in der Breite nachlassen“, sagt Maihöfer. Viele kleine Betriebe müssten nun wohl über eine Kündigung des Sky-Abonnements nachdenken. Liveübertragungen vom HSV, dem FC St. Pauli oder der Champions-League wären damit passé.
„Die Preiserhöhung ist eine bodenlose Frechheit von Sky“, empört sich Nicole Behrens, Inhaberin der Winterhuder Bar Same Same. Anfangs zahlte sie 2000 Euro jährlich für ihr Gastronomie-Abonnement, demnächst sollen es 5000 Euro sein. „Von Jahr zu Jahr die Kosten so drastisch zu erhöhen – das wächst sich zu einer nie endenden Geschichte aus“, fürchtet sie. „Damit macht Sky uns kleine Läden kaputt.“
Im Old Mac Donald in Eimsbüttel findet Inhaberin Christl Lübcke das Angebot von Sky auch „teuer genug“, aber durch die Größe des Ladens sei es noch möglich, den Preisanstieg aufzufangen.
Unterschiedliche Preisstruktur
Der Bezahlsender aus München rechnet vor, dass bundesweit 1,2 Milliarden Euro jährlich nur durch seine Sportübertragungen in die Kneipenkassen gespült werden. 1,3 Millionen Gäste würden an Spieltagen gezielt Sky-Sportsbars ansteuern. „Zudem haben wir Lizenzen erneuert oder hinzugekauft, etwa von Wimbledon und der Champions-League. Das sind variable Kosten“, sagt eine Sprecherin. Deshalb seien die Preise angepasst worden.
Allerdings nicht flächendeckend. Während in ländlichen Regionen die Preise stabil geblieben seien, müssten die Kneipiers in strukturstarken Ballungsräumen tiefer in die Tasche greifen. „Gerade in Hamburg, wo mit zwei Bundesliga-Vereinen viel Umsatz gemacht wird, ist der Preisanstieg gerechtfertigt“, so die Sprecherin. Er beruhe auf regionalen Untersuchungen und einer verfeinerten Preissystematik. Diese Berechnungsgrundlagen seien aber nur für den internen Gebrauch.
„Diese Argumentation ist ein Witz und überhaupt nicht transparent“, sagt Gastwirt Habelmann. „Eine Milchmädchenrechnung.“ Auch innerhalb Hamburgs sei die Kaufkraft sehr unterschiedlich, wie Kneipeninhaberin Nicole Behrens feststellt: „Nur weil mein Laden in Winterhude liegt, heißt das nicht, dass ich hier riesigen Umsatz mache.“ Außerdem müsse sie die Katze im Sack kaufen, also das komplette Sport-Paket des Senders: „Dabei wird nur Fußball, Boxen, vielleicht noch Formel 1 geguckt. Golf will keiner sehen.“
Der Gaststättenverband bemängelt die marktbeherrschende Stellung des Senders, die es ihm ermögliche, solche Preise aufzurufen. „Wir haben verhandelt, befinden uns in einem kritischen Diskurs“, sagt Geschäftsführer Gregor Maihöfer. Aber er sehe momentan wenig Spielraum und schätzt auch die Klageaussichten „sehr dürftig“ ein.
Kündigen will Axel Habelmann vom Fricke 46 vorerst nicht. „Ich behalte das Abo aber nur wegen der Gästebindung.“ Am Ende sei es eine kaufmännische Entscheidung, ob er die Preissteigerungen weiter mitmache. Same Same-Inhaberin Nicole Behrens erwägt indes eine Kündigung. „Aber am besten wäre, wenn alle Hamburger Kneipiers Sky boykottieren. Dann wäre ich mal gespannt auf die Reaktion des Senders“, sagt sie.
Einer, der Sky schon im vergangenen Jahr wegen maßloser Überteuerung gekündigt hat, ist Detlef Bremecker, Inhaber der Gaststätte Dreyer in der Neustadt: „Wir haben seitdem finanzielle Verluste gemacht“, sagt er. „Aber mit Sky wäre es noch teurer geworden.“ Und er wollte den Preis nicht auf die Getränke umschlagen. Bremecker bietet dennoch weiter Fußball-Liveübertragungen an. Im Radio.