Masterplan für Osten der Stadt. Auch Unternehmen sollen angesiedelt werden: „Speicherstadt des 21. Jahrhunderts“
Hamburg. Bei der städtebaulichen Entwicklung des Hamburger Ostens sollen 15.000 bis 20.000 Wohnungen entstehen. Das hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Dienstag angekündigt. Zugleich ist in Rothenburgsort die Errichtung einer „Speicherstadt des 21. Jahrhunderts“ geplant. Auf dem Gelände des ehemaligen Huckepackbahnhofs werde ein modernes Gewerbegebiet mit mehrstöckigen Gebäuden entstehen, sagte Scholz. Als Initialzündung beginne man dort 2015 mit der Ansiedlung des Opernfundus.
Die stromaufwärts an Elbe und Bille gelegenen Stadtteile wie Hammerbrook, Borgfelde, Hamm, Horn, Rothenburgsort, Billbrook und Billstedt besäßen enorme Entwicklungspotenziale, sagte Scholz. „Es sind wunderschöne Stadtteile, die weiterentwickelt werden müssen.“ Vor allem das Leben am Wasser werde mehr als bisher erschlossen. Dazu sei es notwendig, mehr Rad- und Fußwege anzulegen und Grünzüge zu schaffen.
Einige Viertel wurden im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen. In Rothenburgsort lebten vor dem Krieg rund 45.000 Menschen – heute sind es nur noch rund 9000. Die nach dem Krieg errichteten Quartiere mit den roten Backsteinbauten fristen bis heute ein Schattendasein. Die Zahl der Geringverdiener ist hier größer als in anderen Stadtteilen. In Rothenburgsort lebte im Jahr 2012 fast jeder Dritte von Sozialleistungen.
Einen massenhaften Neubau von Wohnungen auf der grünen Wiese werde es allerdings nicht geben, sagte Scholz. Stattdessen setze man auf eine Verdichtung vorhandener Stadtviertel. Als ein Beispiel nannte Oberbaudirektor Jörn Walter das Zentrum von Horn.
Scholz versprach einen „behutsamen Eingriff in die bestehenden Viertel“. Ziel sei es, angestammte Bewohner nicht durch eine Aufwertung der Viertel und steigende Mieten zu vertreiben. Wer von einem Mindestlohn von 8,50 Euro lebe, müsse trotzdem in einer guten Umgebung leben können, in der es beispielsweise auch gute Schulen gebe.
Der Bürgermeister sprach von einer „Entwicklung der Stadt in der Stadt“ als Antwort auf die Herausforderungen an eine moderne Metropole. Wert legte Scholz darauf, dass neben dem Bau von Wohnungen auch die Ansiedlung von Unternehmen, vornehmlich der Dienstleistungs- und Kreativwirtschaft, nicht zu kurz kommt. Gewerbegebiete müssten auch in attraktiven Stadtteilen liegen dürfen, sagte der SPD-Politiker und fügte hinzu: Es sei in der Vergangenheit falsch gewesen, Arbeiten und Wohnen zu trennen.
Kritik kommt aus der Handelskammer. Das von Scholz vorgestellte Konzept berücksichtige „nicht in ausreichender Weise, dass Hamm-Süd Standort von etwa 600 Hamburger Unternehmen ist, deren wirtschaftliche Aktivitäten das Wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft nicht erlauben“, erklärte Handelskammerpräses Fritz Horst Melsheimer. Er forderte, das Konzept zu überarbeiten: „Wir gehen davon aus, dass nachgebessert wird.“