Ja zur Warenhaus AG: Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt wirft hin – nach wenigen Monaten. Eine Fusion mit Kaufhof ist sinnvoll
Die jüngste Geschichte der Karstadt-Warenhäuser ist eine traurige. Sie ist geprägt von Eigentümerwechseln, inkompetenten Top-Managern, Selbstbereicherung und nicht mehr nachvollziehbaren Strategieschwenks. Ein mehr als 130 Jahre altes Traditionsunternehmen, das wie kaum ein anderes für den Wirtschaftsaufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg stand, kommt nicht aus der Krise. Der Rücktritt der erst vor wenigen Monaten als Heilsbringerin gefeierten neuen Chefin Eva-Lotta Sjöstedt ist der jüngste Schock für die rund 17.000 Beschäftigten bundesweit. Die 48-jährige ehemalige Ikea-Managerin stand für Aufbruch. Sie wollte die Warenhäuser mit umfangreichen Investitionen gegen die stationäre Konkurrenz und die Onlinewettbewerber neu positionieren. Daraus wird nun nichts. Jetzt übernehmen der Finanz- und der Personalchef. Sie sollen „entschlossen und unverzüglich“ sanieren, heißt es in einer ersten Stellungnahme des Unternehmens. Nach Aufbruch klingt das nicht.
Welche Zukunft hat Karstadt? Welche Zukunft haben klassische Warenhäuser? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Experten nicht erst seit gestern. In den 60er- und 70er-Jahren war das Kaufhaus mit seinem umfangreichen Warensortiment vom Mantelknopf bis zum Fahrrad aus den Zentren der Innenstädte und den großen Stadtteilen kaum wegzudenken. Mittlerweile kann man leider den Eindruck gewinnen, als habe das gute alte Warenhaus vielerorts seine Existenzberechtigung verloren. In die Enge getrieben von Onlinehändlern und riesigen Einkaufscentern, finden die Karstadt-Manager seit Jahren keinen Weg aus der Dauerkrise. Sparprogramme, kombiniert mit häufigen Sortimentsveränderungen, haben in die Sackgasse geführt. Ein langfristiges Konzept? Fehlanzeige!
Karstadt ist übrigens nicht die einzige traditionsreiche Warenhauskette, die sich ihren Platz in der neuen Einkaufswelt der Deutschen erobern muss. Auch Konkurrent Kaufhof stellt sich seit Jahren dieser Herausforderung. Und der Vergleich der Bilanzen zeigt, dass die Manager der Metro-Tochter bei ihrem Werben um Kunden deutlich erfolgreicher sind als die Erben des Vermächtnisses von Rudolph Karstadt. Ein Garant für den Erfolg der Rheinländer ist sicherlich die Kontinuität in der Kaufhof-Führung. Seit nunmehr 20 Jahren lenkt Lovro Mandac als Geschäftsführer die Geschicke der Metro-Tochter. Auch Kaufhof konnte Sparprogramme und Filialschließungen nicht vermeiden. Doch gleichzeitig wurde sinnvoll in die Filialen investiert. Die klare Strategie: Jüngeres, kaufkräftiges Publikum in moderne Einkaufswelten – sowohl stationär wie online – zu locken.
Sicherlich kann man das Konzept nicht eins zu eins auf Karstadt übertragen. Allerdings muss man sich mit Blick auf die unsichere Zukunft der Warenhäuser durchaus fragen, ob die schon häufiger diskutierte Fusion der beiden Konkurrenten nicht Sinn machen würde. Weitere Filialschließungen und den Abbau von Stellen werden weder Karstadt noch Kaufhof künftig verhindern können. Denn der Einkauf per Klick ist keine vorübergehende Modererscheinung, sondern ein dauerhaftes Phänomen.
Vor allem in den Verwaltungen der beiden Warenhausketten ließe sich im Zuge einer Fusion sparen. Die Überschneidungen bei den Standorten der Filialen sind dagegen bundesweit überschaubar. Die Karstadt-Eigentümer und der Metro-Konzern sollten sich zügig zusammensetzen und ernsthaft über den Zusammenschluss zu einer großen deutschen Warenhaus AG verhandeln. Sicherlich ist der Druck des Handelns bei Karstadt mit Blick auf die dauerhaft roten Zahlen größer als bei Kaufhof. Aber auch die Kölner sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Die Geschichte der großen Kaufhaus-Ketten ist eine lange, aber gewiss keine unendliche.