Großartige Bauten in Altona und Harburg, grobe Klötze in Mitte, ein Zweckgebäude in Eppendorf – die Bezirksämter sind so unterschiedlich wie die Orte, an denen sie stehen.
Der Reisepass ist abgelaufen, eine Baugenehmigung wird gebraucht oder ein neuer Kita-Gutschein. In Hamburg ist das ein Fall fürs Bezirksamt. Seit 1951 das Gesetz über die Bezirksverwaltung inkrafttrat und die Stadt in sieben Bezirke geteilt wurde, sind die Ämter die erste Adresse für Bürger, die mit der Verwaltung zu tun haben – sozusagen ihre kommunale Verortung im Großstadtdschungel. Im Bezirksamt gibt’s Fischereischeine und Gewerbeanmeldungen, die Betreuung von hilfebedürftigen Familien obliegt ihnen genau so wie die Pflege der Grünflächen. Das ganze pralle Leben also.
Im Amtsdeutsch nennt sich das „untere Verwaltungsebene“. Und damit ist man auch schon ziemlich nah am Problem: Bezirke, die es in dieser Form in Deutschland nur noch in Berlin gibt, haben zwar viele Aufgaben, aber wenig zu bestimmen. Das gilt nicht nur auf der administrativen, sondern genauso auf der politischen Ebene in den Bezirksversammlungen, die sich nach den Bezirkswahlen am 25. Mai in diesen Wochen überall neu konstituieren. Wenn es wichtig wird, etwa bei großen Bauvorhaben oder grundlegenden Strukturbeschlüssen, ist in Hamburg entweder der Senat oder eine Fachbehörde zuständig, im Zweifelsfall können sie die Entscheidung an sich ziehen.
Ganz konkret betrifft das auch die Gebäude, in denen die Bezirksverwaltungen ihren Sitz haben. Beispiel Bezirksamt Hamburg-Mitte, das große Teile der City-Hochhäuser am Klosterwall gemietet hat. Seit Jahren gibt es Umzugspläne, weil die Arbeitsbedingungen kaum den Vorstellungen von einer modernen Verwaltung entsprechen. Zunächst stand ein Standort in der HafenCity in Rede. Vor einem Jahr hieß es, das Amt bekomme einen Neubau am Schultzweg in Hammerbrook. Sichtbar passiert ist nichts. „Im Moment werden mit den betroffenen Behörden die Voraussetzungen für die Umsetzung abgestimmt“, sagte der Sprecher der Finanzbehörde, Daniel Stricker. Umzugstermin: nicht vor 2018.
Auch im Bezirk Hamburg-Nord gibt es Pläne für einen Neubau. Kürzlich wurde der städtebauliche Wettbewerb abgeschlossen. Danach könnte ein kompakteres Bezirksamt in Eppendorf entstehen. Wohnungen auf den frei werdenden Flächen sollen die neue Verwaltung finanzieren. Wie es weitergeht, entscheidet sich in den nächsten Wochen.
Ob die neuen Bezirksämter nur zweckmäßige Verwaltungsgebäude werden oder zur Identifikation im Bezirk taugen, muss sich zeigen. Dass das funktioniert, sieht man an den Bezirksämtern in Altona, Bergedorf und Harburg, die als Rathäuser ehemals selbstständiger Städte gebaut wurden oder wie in Wandsbek als Verwaltung für den Kreis Stormarn. Aber damals war das Hamburger Rathaus ja auch der Sitz der Nachbarn und nicht der Regierung.