Klaus Hansen entstammt einer Goldschmied-Dynastie. In seinem Unternehmen, das das 200-jährige Bestehen feiert, wurden schon Pokale für Kieler Woche, Champions League und Goldene Kamera gefertigt.

Neustadt. Hofjuwelier, das klingt nach kostbarem Geschmeide und edelsteinbesetzten Kronen – und nach einem Titel aus vergangenen Zeiten. Stimmt aber nicht: Hofjuweliere können auch Schiffe und Leuchttürme schmieden, und den Titel gibt es tatsächlich noch immer. Klaus Hansen etwa, der gerade in seinem Geschäft an den Großen Bleichen das 200-jährige Bestehen des Familienunternehmens feiert, ist einer von ihnen.

Der jünger als 71 Jahre wirkende Goldschmied und Schmuckdesigner hat diese Bezeichnung von seinem Urgroßvater Marten Heinrich Hansen geerbt. Der betrieb eine 1814 gegründete Gold- und Silberschmiede neben dem Kieler Schloss und war 1888 von Kaiser Wilhelm II. zum Hofjuwelier ernannt worden. Neben Schmuck fertigte er im Auftrag des Monarchen vor allem Siegerpokale für die Kieler Woche. Gleich zur ersten Regatta 1882 wurde in seinem Haus der silberne Kaiserpokal erschaffen, den Wilhelm den glücklichen Gewinnern stiftete.

Urenkel Klaus Hansen eröffnete 1980 zusätzlich zum Kieler Stammhaus einen Juwelierladen in Hamburg. Er war mit vier älteren Schwestern aufgewachsen und hatte als Jugendlicher eine klassische Goldschmiedelehre gemacht. Die Führung eines Unternehmens lernte er von seiner Mutter, einer geborenen Hansen, die das Familienunternehmen nach dem Tod ihres Mannes im Zweiten Weltkrieg weitergeführt hatte.

1994 kaufte er die Bremer Silberschmiede Koch & Bergfeld, in der schon sein Großvater Gustav Silberwaren von Hand hatte schmieden lassen. „Ich wollte die Kompetenz des Silberschmiedens bewahren“, begründet Hansen den Kauf. Aus Altersgründen trat er die Bremer Manufaktur zehn Jahre später an seinen langjährigen Werkstattleiter ab. Nach wie vor werden in der 1829 gegründeten Silberschmiede der Champions-League-Cup und die Goldene Kamera gefertigt – und natürlich das „Hansen-Silber“, mit Hammerschlag, Goldrand und den typischen Gravurlinien. Neben edlem Tafelsilber (Teller, Trinkschalen und Becher), Taufsilber, Trauringen und Schmuck liegt ein Schwerpunkt auf maritimem Silber – Pokale und Präsente für Schiffstaufen, Nachbildungen berühmter Leuchttürme als Pfeffermühlen, sowie Positionslaternen als Salzstreuer oder Schalen mit Neptun- und Nymphenfigur.

„Durch die Verbindung zur Kieler Woche haben wir seit jeher einen engen Bezug zu maritimen Motiven“, sagt Hansen, dessen hellblaues Hemd ein unauffälliges Monogramm ziert. Für die kaiserlichen Regattayachten etwa wurden Salz- und Pfefferstreuer in Form von Backbord- und Steuerbordlaternen entworfen; Repliken werden noch heute oft gekauft. Auch ganze Schiffe werden nachgebildet: Für einen Bremer Reeder etwa fertigten die Silberschmiede von Hansen elf Schiffe, die in Kiel für ihn gebaut worden waren. Eines davon steht im Geschäft an den Hohen Bleichen als Leihgabe während des Jubiläumsjahres, ein anderes im Maritimen Museum von Peter Tamm.

Als Hansen 2006 das Stammhaus in Kiel schloss, um sich auf das Geschäft an den Großen Bleichen konzentrieren zu können, nahm er seinen Titel nicht mit. „Das ist ein Relikt aus alten Zeiten“, sagt er. „Wir sind keine Monarchisten, und Hamburg ist eine republikanische Stadt. Ich kann hier gut unter ,Juwelier‘ firmieren.“ Das will er tun, solange es seine Gesundheit zulässt.

Zu den Kunden der Goldschmiededynastie gehörten außer dem Deutschen Kaiser und dessen Familie auch Könige, Kronprinzen, Prinzessinnen und Unternehmer – darunter Alfried Krupp von Bohlen und Halbach sowie Juan Carlos von Spanien. Heute kommen neben Hanseaten, die dem Unternehmen seit Generationen verbunden sind, auch viele Ausländer. Wie es mit dem Familiengeschäft, einem der letzten in der City, weitergeht, ist ungewiss. Hansens Tochter Silvia, die 2006 in die Geschäftsführung einstieg, lebt mit Mann und drei Kindern in Mitteldeutschland. Dass die Schmuckdesignerin und Mineralogin das Traditionsunternehmen nicht weiterführen wird, nimmt Hansen ihr nicht übel. „Ich liebe meine Tochter und meine Enkelkinder und möchte, dass sie glücklich sind.“ Ihn besorgt eher das drohende Aussterben des Gold- und Silberschmiedehandwerks. „Das will heutzutage niemand mehr werden“, sagt er. So könnte auch dieser Beruf einmal ein Relikt aus alten Zeiten sein.