Ein Hamburger hat eine besondere Spezialität für den Grill entwickelt und es damit in die Supermarktregale geschafft. Jahrelang hat der Unternehmer an seinem Plan gearbeitet.

Hamburg. Der Mann ist ein Allroundtalent. Gelernt hat er Schriftsetzer, gearbeitet hat er unter anderem in der Werbebranche und im Immobilienhandel. Jetzt mit 61 Jahren konzentriert er sich auf sein neuestes Projekt. Norbert Balszuweit hat eine Bratwurst kreiert, die keine Konservierungsmittel oder andere unnatürliche Zusatzstoffe enthält. Das Spezialrezept: Sahne statt Wasser, dazu Salz und eine besondere Gewürzmischung machen das Produkt aus seiner Sicht „besonders schmackhaft“. Es gebe so viele Würste in Deutschland, doch die meisten würden sich kaum im Geschmack unterscheiden, sagt er. Deshalb versuchte Balszuweit eine, wie er sagt, „ehrliche“ Wurst zu kreieren. Sie besteht zum großen Teil aus Fleisch von der Schweineschulter.

Jahrelang hat der Unternehmer an seinem Plan gearbeitet – mit einer kleinen Küche in seiner Garage angefangen. Der Perfektionist hat vieles ausprobiert und fast ebenso viel wieder verworfen. Er veränderte Rezepte, hat gegrillt und war immer wieder unzufrieden mit dem Ergebnis. „Regelmäßig habe ich auch Freunde zum Grillen eingeladen. Bei denen kamen meine Würste gut an“, sagt er. Dennoch probierte Balszuweit weiter, um die perfekte Wurst zu finden. Der Mann ist schließlich mit dem Duft eines Grills aufgewachsen. „Ich komme aus Barmbek. Wir wohnten in der Nähe vom S- und U-Bahnhof. Dort gab es einen Bratwurststand, an dem ich mir oft eine Currywurst gönnte.“

Vor allem, wenn er sich entspannen wolle, greife er zum Kochlöffel, sagt der Unternehmer. Inzwischen lebt Balszuweit in einer der begehrtesten Wohngegenden in Hamburg. Er müsste nicht mehr arbeiten. Aber so ganz lassen will er es dann doch nicht. Wie viele erfolgreiche Unternehmer und Manager kann er nur schwer faulenzen. Balszuweit ist damit übrigens keine Ausnahme. Bundesweit, so ergab eine aktuelle Untersuchung, kommen vor allem Männer nur schwer mit der neu gewonnenen Freiheit zurecht, wenn sie mit ihrem offiziellen Job aufgehört haben.

Der 61-Jährige ist sportlich, und vor allem die Idee von einem besonders gesunden Würstchen treibt den Ex-Präsidenten des Lions-Clubs Hamburg Waterkant an. Der Grund für diese Leidenschaft liegt in der ehemaligen DDR begründet. Balszuweits Onkel lebte nahe Berlin. Als kleiner Junge fuhr er manchmal in den Sommerferien zu ihm. Verwandtschaftsbesuche in Ostdeutschland waren damals erlaubt. Und dort fand er einen richtigen Schatz. „Mein Onkel Hans besaß ein handgeschriebenes Kochbuch aus dem Jahr 1915. Dort stöberte ich gerne herum und las die Rezepte.“ Inzwischen steht das Buch in seiner Bibliothek. Als Hommage an seinen Onkel bietet er seine Würstchen unter dem Markenlogo Hanzz an.

Auch zwei verschiedene „Tunken“, so nennt er seine Saucen, hat er entwickelt. Die eine ist pikant und beinhaltet Tamarillos, die andere ist eher lieblich mit Birne und Ananas. Produziert werden die Tunken von Soup & Co. in Hamburg, die ergänzende Würzmischung kommt von der Hamburger Gewürzmühle. Das Fleisch wird nach Balszuweits Rezepten vom Fleischwarenbetrieb Neitsch am Hamburger Fleischmarkt verarbeitet. Die Produktion der Wurst erfolgt nach Bestellung. Ein Großhändler bringt das Produkt schließlich zu kleinen Geschäften.

„Zu Ostern waren wir auf Sylt und haben vor dem Restaurant Gogärtchen in Kampen an zwei Tagen innerhalb von jeweils drei Stunden rund 120 Hanzz für fünf Euro das Stück verkauft. Plus die entsprechende Tunke“, sagt Balszuweit. Tatsächlich scheint der Rentner im Unruhestand nun am Ziel zu sein. „Edeka Struve listet uns bereits in vier Märkten.“ Edeka Niemerszein bietet die Hanzz-Würstchen zudem in zwei Supermärkten an. Auch weitere Märkte in und um Hamburg zeigen Interesse an den Produkten. Auf Sylt sind seine Tunken und Hanzz bei Feinkost Meyer im Regal. Zwei Würstchen kosten im Laden 3,99, vier sind für 5,99 Euro zu haben. „Wir bieten aber keine Currywurst an. Unser Produkt hat – weil es eben nicht bis zum Letzten zerkleinert wurde und nur richtiges Fleisch enthält – eben einen anderen Geschmack als die Lieblingswurst der Deutschen“, sagt er.

So schmecke die Hanzz nicht so lieblich wie Currywurst, sondern eher fleischig und natürlich, behauptet Balszuweit. Den Verkauf von einer Million Würste peilt er mittelfristig an – plus eine Expansion ins Ausland. „Ich könnte mir New York als Absatzgebiet vorstellen.“ Falls er seine Ziele erreicht, will er pro verkaufter Wurst einen Cent an die kreative Organisation Praxis ohne Grenzen spenden. Denn Mitglieder von Lions-Clubs hätten sich zum Ziel gesetzt, auch Gutes zu tun, sagt er.