Die SPD-Fraktion hat sich zu diesem Schritt entschlossen, weil die Kosten für die Sanierung immer weiter gestiegen sind. Die zweite Tunnelröhre wird aber noch verkehrssicher gemacht.

Hamburg. Die Weströhre des denkmalgeschützten Alten Elbtunnels in Hamburg wird nicht wie geplant saniert. Die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft wolle keine weiteren Haushaltsmittel für die Modernisierung der zweiten Tunnelröhre ausgeben, wie die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation erklärte. Lediglich drei Millionen Euro sollen noch investiert werden, damit die Weströhre des Alten Elbtunnels verkehrssicher gemacht wird.

Die Kosten für die Grundüberholung des weltweit einzigartigen Bauwerks hatten sich zuletzt auf rund 100 Millionen Euro belaufen. Die ursprüngliche Planung ging von 15 bis 17 Millionen Euro aus.

Die Kostensteigerungen sind im Wesentlichen der „technischen Unvorhersehbarkeit dieses historisch einmaligen und durch zahlreiche Eigenarten geprägten Großbauwerks geschuldet“. Das geht aus der Kleinen Anfrage des hafenpolitischen Sprechers und parlamentarischen Geschäftsführers der Grünen Bürgerschaftsfraktion, Dr. Anjes Tjarks, hervor. Erst im Zuge der Bauarbeiten seien Ausmaß und Komplexität deutlich geworden, erklärte die Hamburg Port Authority (HPA), die Hafenverwaltung.

Die Sanierung der Oströhre kostet mehr als 47 Millionen Euro. Für die komplette Instandsetzung der Weströhre wären weitere rund 42 Millionen Euro notwendig gewesen. Zu viel für die SPD-Fraktion.

Angesichts der Haushaltslage und der erforderlichen Prioritätensetzung sei es derzeit nicht darstellbar, Mittel in diesem Umfang aus dem Hamburger Haushalt aufzubringen, teilte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Jan Quast, mit. „Wir sprechen uns daher zunächst für eine Grundsicherung der Weströhre aus.“

Nach Quasts Vorstellungen sollen beim Bund Sanierungsmittel für das „Denkmal von nationalem Rang“ eingeworben werden. Dagegen verlangte Tjarks, eine sorgfältige Neuplanung mit externem Sachverstand und einen neuen Zeitplan – mit einer jährlichen finanziellen Belastung im vertretbaren Ausmaß. Der Aufsichtsrat der HPA wird erneut über die Ausgaben beraten. Chef des Gremiums ist Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos).

Trotz Kostenexplosion sollen die Arbeiten an der östlichen Röhre weiter gehen und voraussichtlich 2017 abgeschlossen werden. Seit 1995 wird der Tunnel umfangreich saniert. Ursprünglich sollte die Fertigstellung zum 100. Geburtstag des Tunnels 2011 erfolgen.

Der rund 427 Meter lange St.-Pauli-Elbtunnel – so der offizielle Name – wurde 1911 eröffnet und verbindet St. Pauli mit Steinwerder. Die Besonderheit des imposanten Baus: Es gibt keine Zufahrtsrampen. Autos, Fahrräder und Fußgänger werden mit großen Fahrstühlen in die Tiefe befördert – und wieder hinauf. Im vergangenen Jahr nutzten knapp 121.000 Autofahrer sowie 1,2 Millionen Radfahrer und Fußgänger den Tunnel.