Ernährungswissenschaftler haben bundesweit 1100 Einrichtungen befragt – und kritisieren: Kinder essen zu viel Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse. Aber für Hamburg gibt es auch Lob.

Hamburg. Es gibt eine schlechte Nachricht, und eine gute: Kinder essen in deutschen Kitas zu viel Fleisch und zu wenig Obst und Gemüse. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Studie der Bertelsmann-Stiftung, die erstmals repräsentativ Qualität und Kosten der Mittagessen in Kindertageseinrichtungen untersucht hat.

Auch wenn die Erhebung keine regionalen Unterschiede aufzeigt, können sich Eltern in Hamburg relativ beruhigt zurücklehnen. Die Kita-Verpflegung ist im Vergleich zu anderen Bundesländern besser. „In der Hansestadt sind zahlreiche Krippen und Kindergärten bereits nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert“, sagte die Hamburger Ernährungswissenschaftlerin Ulrike Arens-Azevêdo dem Abendblatt. Zudem sei in vielen Einrichtungen die technische Ausstattung gut und Fachpersonal vorhanden.

Das Team um die Professorin an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften hatte knapp 1100 Kitas zwischen Flensburg und Friedrichshafen befragt. Die Auswertung der Speisepläne ergab: Nur zwölf Prozent der Einrichtungen servieren genügend Obst zum Mittagessen, nur 19 Prozent ausreichend Salat oder Rohkost. Fisch kommt gerade mal bei jeder dritten Kita regelmäßig auf den Tisch. „Wir brauchen bundesweit verbindliche Standards für die Kita-Verpflegung“, sagte der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung und ehemalige Hamburger Wissenschaftssenator, Jörn Dräger, und forderte ein Bundes-Kita-Gesetz sowie bessere Finanzierung.

Hamburg geht dabei mit gutem Beispiel voran. Laut Landesrahmenvertrag Kinderbetreuung sind die Einrichtungen verpflichtet, gesunde Nahrung bereitzustellen. Inzwischen essen nahezu 100 Prozent der Kinder, die eine Kita besuchen, auch dort. In den Kita-Entgelten ist laut Sozialbehörde ein Lebensmittelaufwand von monatlich 98 Euro kalkuliert, das entspricht einem Budget von etwa 4,50 Euro pro Tag. Eltern zahlen nichts dazu.

Der Studie zufolge kostet ein Mittagsessen gemäß der DSE-Standards mindestes vier Euro. „Es ist möglich, ein ausgewogenes Mittagessen anzubieten“, sagte Franziska Larra, Geschäftsführerin der städtischen Elbkinder-Kitas. An fast allen 178 Standorten wird selbst gekocht. In der Regel gibt es zweimal pro Woche Fleisch. Ähnlich sieht es auch bei der Rudolf-Ballin-Stiftung aus, die 16 Kitas betreibt. Gerlinde Gehl vom Diakonischen Werk sagte: „Seit der Einführung des Kita-Gutschein-Systems reicht das Essengeld nicht mehr aus, um qualitativ hochwertiges und selbst gekochtes Essen kostendeckend anzubieten. Die Kitas, die eigene Küchen haben, müssen das quersubventionieren oder durch Zuschüsse auffangen.“