Zum 100. Geburtstag des Stadtparks wurden auch versteckte Schönheiten des Gartenbaudenkmals herausgeputzt

Winterhude. Noch ist es ruhig im Stadtpark. Keine Spur von den 100.000 Besuchern, die hier an schönen Wochenenden ihre Freizeit verbringen. Statt der lautstarken Völkerwanderung auf der Festwiese, am Stadtparksee oder an der Freilichtbühne sind nur Hundegebell, Kinderstimmen und Vogelgezwitscher zu hören. Das 148 Hektar große, von Fritz Schumacher angelegte Gartendenkmal, das in diesem Jahr 100 wird, hat auch abseits bekannter Stätten und Stoßzeiten viel zu bieten – zumal es gerade für drei Millionen Euro herausgeputzt wurde. Die Maßnahmen sollen bis zu den Feierlichkeiten Anfang Juli nahezu abgeschlossen sein.

Der Stadtpark, ein architektonisches Gesamtkunstwerk, setzt sich aus zahlreichen abgegrenzten Gärten zusammen. Für jede Stimmung findet sich ein Lieblingsplatz. Es gibt sonnige Wiesen, von Hecken und Bäumen umsäumt, Blumenbeete, in denen Skulpturen stehen, beruhigend plätschernde Brunnen, Ziergärten und Teiche mit wildwüchsigen Ufern. Zwischen Bäumen, unter denen Rhododendren wachsen, wähnt man sich im Wald. Andernorts scheint es, als spaziere man durch einen Schlosspark.

Etwa im Rosengarten, der im östlichen Teil des Parks liegt und von einer mit Wein und Rosen berankten Pergola begrenzt wird. Die Platanenallee, die hier endet, könnte genauso gut Rosenallee heißen: Statt hoher Platanen wachsen entlang des Weges rosablühende Rosenstöcke. Links und rechts der Allee liegen jeweils zwei quadratisch angelegte Rosengärten mit einem Wasserbecken in der Mitte, aus dem eine kleine Fontäne sprudelt. Eingerahmt werden die Becken von Rasenflächen, die ideale Picknickplätze sind. Die Beete des Rosengartens liegen hinter Eibenhecken an den Rändern der Quarrees, strukturiert werden sie durch niedrige rote Ziegelmauern. Der fast 10.000 Quadratmeter große Rosengarten wurde 2011 und 2012 renoviert und neu bepflanzt. Zwischen etwa 4000 gelben, roten und rosafarbenen Rosen bilden Ziersalbei, Fingerhut, Storchschnabel und Katzenminze blaue und lilafarbene Farbtupfer.

Wer ein Stück weiter Richtung Osten geht, gelangt zum Pinguinbrunnen. Er liegt mitten in einem Rondeel mächtiger Blutbuchen. Ihre Kronen rahmen kreisförmig ein Stück Himmel ein, das sich wie eine Kuppel über dem Garten erhebt. Wenn die Sonne hier am späten Vormittag auftaucht, bescheint sie den gemauerten runden Brunnen, auf dessen Brüstung sechs Pinguine stehen – Repliken der 1912 geschaffenen Originale. Hat die Sonne den Himmelsausschnitt durchwandert, wird es schattig, und der Ort wirkt wieder wie verwunschen. Rund um den plätschernden Brunnen wachsen Königsfarne und großblättrige Weißrandfunkien, Waldmeister, Silberkerze und Prachtspiere, Mädesüß und Schaublatt. Begrenzt wird das Rondeel um den Pinguinbrunnen durch eine Ziegelpergola, an der sich unter anderem eine Glyzinie rankt.

Nördlich der Rosengärten, im ruhigsten Waldstück des Stadtparks, liegen die Ententeiche. Dort, wo sich die beiden Weiher treffen, führt eine geschwungene Holzbrücke über das Wasser. Zwischen Schilf und Seerosen verstecken sich nachts die Entenfamilien, die den Gewässern ihre Namen gaben. Die Ententeiche, Lebensraum zahlreicher Libellen, liegen inmitten eines Feuchtbiotops. Umrahmt werden sie von Erlen und Weiden, es gibt eine Gruppe von Sumpfzypressen, immerhin mit dem Mammutbaum verwandt, und dunkle Nadelhölzer.

Im Süden, zwischen Landhaus Walter und Südring, befindet sich der frisch sanierte Steingarten. Das durch niedrige Mauern terrassierte Gelände lag lange im Dornröschenschlaf, zugewuchert von fast undurchdringlichem Dickicht. Nun wurde das Gehölz zurückgeschnitten und der Blick auf das fast grafisch strukturierte Gelände freigegeben. Die historische Stechpalmenhecke, die den 3000 Quadratmeter großen Garten umgibt, wurde mit Neupflanzungen ergänzt, die alte Sichtachse zwischen dem ebenfalls restaurierten Pavillon und der Statue der Badenden wiederhergestellt. In den Beeten des Steingartens wachsen Rittersporn, Geranium, Gräser, Eisenhut und Christrosen. Ringsherum stehen bequeme Bänke. Wie in allen Bereichen des Stadtparks wurden hier frühere Treppenanlagen zurückgebaut und der Barrierefreiheit wegen durch kiesbestreute Rampen ersetzt.

Auf der anderen Seite der Otto-Wels-Straße, im Sierichschen Gehölz, liegt der Kurgarten mit der 2013 zum Café umgebauten Trinkhalle. In dem von einer Kuppel gekrönten Ziegelbau konnten die Hamburger früher Heilwasser erstehen und damit im benachbarten Garten lustwandeln. Heute gibt es hier kalte und heiße Getränke, Snacks und Kuchen. Von der Terrasse blickt man über den Garten, in dem Rosen, Hortensien und Storchschnabel wachsen. Flankiert wird der Kurgarten von Hainbuchen, unter denen es sich auch heute, im 100. Jahr des Stadtparks, sehr gut lustwandeln lässt.