Die Behörden rechnen mit einem Anstieg der Zahl der Flüchtlinge um fast 30 Prozent. Da auch die Zahl der Zuwanderer steigt, muss Hamburg weiter wachsen. Die Experten sehen ihre Zukunft in der verdichteten Stadt.

Angesichts des anhaltenden Zuzugs von jungen, gut ausgebildeten Menschen und des starken Zustroms von Flüchtlingen wird die Stadt in den kommenden Jahren weiter massiv in den Bau von Wohnraum investieren müssen. Darauf hat Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf der 6. Stadtwerkstatt am Mittwochabend hingewiesen. „Eine Stadt darf sich nicht im Jetzt einrichten“, sagte der Senatschef. „Eine Stadt ist niemals irgend etwas, sondern wird immer irgend etwas.“

Hamburg müsse „mental zusammenrücken“, sagte der Sozialdemokrat. Prognosen gingen davon aus, dass die Zahl der Einwohner in gut zwanzig Jahren auf zwei Millionen Menschen steigen könnte. Die Metropole Hamburg stehe für einen Trend, demzufolge weltweit Menschen in Städte zögen, die über eine gute Infrastruktur und große Chancen für ein gutes Leben stünden.

Auf der Veranstaltung im Hörsaal der Bucerius Law School wurde das Konzept „Perspektiven der Stadtentwicklung – grüne, gerechte, wachsende Stadt am Wasser“ vorgestellt und diskutiert. Demnach wird Hamburg in den kommenden Jahrzehnten unter dem Motto „Verdichten! Verdichten! Verdichten!“ vor allem innerstädtisch wachsen. Beim Bau von Wohnungen sollen letzte Baulücken geschlossen und die Zahl der Wohngeschosse bei Mietshäusern erhöht werden.

Nach den Worten Scholz und Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) sind Viertel aus der Gründerzeit besonders gefragt. „Das Generalsviertel in Eimsbüttel ist dichter besiedelt als Manhattan, aber hoch attraktiv“, sagte Scholz. In diesen Quartieren gebe es alles nebeneinander: Wohnungen, Cafés, Kitas, Büros und Gewerbe. Viele Dienstleistungen seien mit dem Fuß oder dem Rad zu erreichen. An diesen „Traditionen der Gründerzeit“ wolle man sich orientieren, sagte Scholz und sprach von der „erlaufbaren Stadt“.

Zugleich verwies der Senatschef auf die großen Herausforderungen, vor denen Hamburg angesichts des anschwellenden Flüchtlingsstroms derzeit stehe. Die Hansestadt weise bei Wohnraum die geringste Leerstandsquote aller Bundesländer auf. Deshalb sei es außerordentlich schwierig, alle der derzeit in Hamburg lebenden rund 12.000 Flüchtlinge unterzubringen. „Wir bauen jeden Monat eine Flüchtlingsunterkunft mit 300 Plätzen und wissen nicht, ob es am Ende des Jahres reichen wird“, sagte der Bürgermeister.

Wie das Abendblatt vor einigen Tagen berichtet hatte, rechnen Hamburgs Behörden für dieses Jahr mit einem Anstieg der Zahl der Asylbewerber um 28 Prozent gegenüber 2013. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 3619 Asylbewerber in die Hansestadt.