Vom Rempel-Trick bis zur Stadtplan-Masche: Taschendiebe lassen sich immer neue Möglichkeiten einfallen, um an Geld zu kommen. Die Bundespolizei Hamburg zeigt die häufigsten Tricks.

Hamburg. Die Maschen der Taschendiebe werden immer perfider - und sie schlagen immer häufiger zu. Laut Angaben der Bundespolizei ist die Zahl der Diebstähle in der Hansestadt im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel gestiegen. Allein 4254 Taschen- und Gepäckdiebstähle in Zügen und auf Bahnhöfen wurden 2013 bei der Bundespolizei angezeigt, etwa zwölf am Tag.

„Meist gehen Taschendiebe in Teams von mehreren Tätern arbeitsteilig vor. Das Repertoire der Taschendiebe ist äußert umfangreich, fast täglich werden neue Finessen bekannt“, weiß Rüdiger Carstens von der Bundespolizei. Um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, stellten die Beamten diese Woche die häufigsten Tricks vor - und, wie man sich am besten davor schützt.

Das sind die Tricks der Taschendiebe

  1. Der Rempel-Trick:
    Das Opfer wird im Gedränge angerempelt oder "in die Zange" genommen. Der Komplize bleibt plötzlich stehen. Während das Opfer auf den Komplizen aufläuft und dadurch abgelenkt wird, entwendet der „Zieher“ die Wertsachen der ahnungslosen Opfer. Bevorzugte Tatorte sind die öffentlichen Verkehrsmittel im Nah- und Fernverkehr. Auch Rolltreppen, Drehtüren, Fahrstühle oder andere Ein- und Ausgangsbereiche zählen zu den gefährdeten Bereichen.
  2. Der Drängel-Trick:
    In stark frequentierten Bussen oder Bahnen rückt der Taschendieb unangenehm dicht an das Opfer heran. Der Dieb drängelt so lange bis das Opfer ärgerlich seinen Rücken zuwendet und sich die mitgeführte Hand- oder Umhängetasche „griffbereit“ darbietet.
  3. Der Beschmutzer-Trick:
    Insbesondere nach Geldabhebungen wird die Oberbekleidung vom Opfer unbemerkt mit einer Flüssigkeit wie Senf oder Ketchup beschmutzt. Der Täter und seine Komplizen zeigen sich „hilfsbereit“. Beim wortreichen Reinigungsversuch verschwindet aber das zuvor abgehobene Geld.
  4. Der Bettel-Trick:
    Dieser Trick wird vorwiegend von Kindern angewendet. Dabei wird dem Opfer ein Pappschild mit der Bitte um eine Spende vorgehalten. Während das Opfer bereitwillig nach Kleingeld im Münzfach der Geldbörse sucht, zieht der Täter abgedeckt durch das Pappschild die Banknoten aus dem Scheinfach. Auch der Griff in die offene Handtasche ist denkbar.
  5. Der Stadtplan-Trick:
    Der Taschendieb spricht sein potentielles Opfer an, zeigt sich ortsunkundig und fragt unter Vorhaltung eines Stadtplans nach dem Weg. Während das Opfer die Karte in die Hand nimmt und sich orientiert öffnet der Taschendieb unbemerkt die Hand- oder Bauchtasche.
  6. Der Geldwechsel-Trick:
    Der Taschendieb bittet das Opfer, eine bestimmte Münze zu wechseln. Sobald das Opfer nach dem passenden Geldstück im Münzfach sucht, lenkt der Taschendieb das Opfer ab, indem er sein Geldstück in das Münzfach wirft. Beim wortreichen Gespräch wechseln die Banknoten seinen Besitzer.
  7. Der Hochhebe-Trick:
    In einer Gaststätte oder Bar behauptet der Taschendieb, das Gewicht des Opfers genau schätzen zu können. Während der Taschendieb sein Opfer umklammert und es hochhebt, entwendet der Komplize die Geldbörse. Leichtes Spiel haben die Täter bei alkoholisierten Personen.
  8. Der Restaurant-Trick:
    In einem Restaurant oder Gaststätte setzt sich der Taschendieb an dem Nebentisch des Opfers. Während das Opfer seine Speisen einnimmt, entwendet der Taschendieb Wertsachen aus der über der Stuhllehne abgehängten Jacke.
  9. Der Supermarkt-Trick:
    Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer bestimmten Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.
  10. Der Blumen–Trick:
    Der Blumen oder auch Nelkenverkäufer-Trick findet überwiegend in Tourismusgebieten Anwendung. Dem Opfer wird eine Blume angesteckt. Auf drängen der Täter holt das Opfer seine Geldbörse hervor. Der Täter zeigt auf verschiedene Geldstücke im Münzfach. Während das Opfer nach den Münzen schaut, verschwinden abgedeckt durch einen Gegenstand die Geldscheine aus dem Portemonnaie.
  11. Der Taschenträger–Trick:
    Taschendiebe spähen Personen z.B. vor Warenhäusern oder auf Bahnhöfen aus. Der Täter zeigt sich hilfsbereit und bietet seine Hilfe an, indem er die Reisetasche in den Zug trägt. Während der Taschendieb voraus eilt, stielt er die mitgeführten Wertgegenstände aus der Tasche. Auch Komplizen nutzen die Unaufmerksamkeit, bedrängen an das abgelenkte Opfer und entwenden Wertgegenstände aus mitgeführter Hand- oder Umhängetasche.
  12. Der Klopfer–Trick:
    Taschendiebe gehen den Bahnsteig bei haltenden Zügen ab. Der Komplize geht parallel in den Zügen und schaut nach geeigneten Opfern. Der Täter außerhalb des Zuges klopft bei dem Opfer an die Scheibe und bittet offensichtlich um Auskunftshilfe. Die Abgelenktheit nutzt der Komplize und entwendet die abgelegten Wertsachen.
  13. Der Schlitzer–Trick:
    Dabei führt der Taschendieb eine präparierte Rasierklinge oder einen ähnlich scharfen Gegenstand bei sich um seine Tat zu vollziehen. Dabei sucht der Taschendieb eine Person aus, die seine Geldbörse in der hinteren Hosentasche mitführt. Mit der Rasierklinge schlitzt der Täter die Gesäßtasche des Geschädigten auf. Abgedeckt durch z.B. seine Jacke fängt der Taschendieb die herausfallende Geldbörse auf und flüchtet unerkannt.
  14. Der Nachtschwärmer–Trick:
    Taschendiebe nutzen den tiefen Schlaf betrunkener "Nachtschwärmer" aus, indem sie in öffentlichen Verkehrsmitteln, wie z.B. der S-Bahnen Personen bestehlen, die aus der Disco oder anderen Gaststätten am Wochenende nach Hause fahren.
  15. Der Polizisten–Trick:
    Taschendiebe geben sich als falsche Polizisten aus und teilen den Touristen mit, dass Falschgeld im Umlauf ist. Die Taschendiebe lassen sich die Geldbörse aushändigen und überprüfen das Geld. Dabei entnehmen sie unbemerkt ein Teil der Scheine und machen sich aus dem Staub.
  16. Der Geldautomaten–Trick:
    Das Opfer wird am Geldautomat durch einen der Täter bedrängt oder durch einen Trick abgelenkt. Während das Opfer sich bei der Eingabe der PIN-Nummer gegen den Belästigter abschirmt, hat ein Komplize die Möglichkeit, sich die Nummer zu notieren, die Karte zu stehlen oder auszutauschen.
  17. Der Autokauf–Trick:
    Taschendiebe haben es besonders auf Personen abgesehen, die Kennzeichen, meist auf gut gesuchten Bahnhöfen, offen tragen. Die Täter erwarten dadurch hohe Bargeld- summen. Durch z.B. einen künstlich erzeugten Stau vor dem Betreten des Zuges, entwenden die Täter geschickt das mitgeführte Bargeld.

Und so können Sie sich schützen

Das rät die Polizei

  • Nehmen Sie nur soviel Bargeld mit, wie Sie benötigen. Bewahren Sie niemals EC-Karte und persönliche Pin-Nummer zusammen auf!
  • Führen Sie Geld, Papiere, Kreditkarten und andere Wertsachen dicht am Körper. Benutzen Sie dazu verschlossene Innentaschen!
  • Tragen Sie Hand- und Umhängetaschen verschlossen auf der Körpervorderseite oder klemmen Sie sich diese unter dem Arm!
  • Lassen Sie ihr Gepäck und sonstige Wertgegenstände nie unbeaufsichtigt, und legen Sie Handtaschen oder Jacken mit Geldbörsen, wenn notwendig, nur achtsam beiseite!
  • Seien Sie misstrauisch, wenn Sie angerempelt werden, ihre Kleidung scheinbar unbeabsichtigt beschmutzt wird!

Speziell bei Bargeldabhebungen

  • Bei Abhebungen an Geldautomaten lassen Sie sich nicht von Dritten ablenken oder in ein Gespräch verwickeln!
  • Größere Bargeldabhebungen sollten nie alleine vorgenommen werden. Lassen Sie sich den Betrag in einem Nebenraum der Bank auszahlen!
  • Schauen Sie sich den Geldautomaten genau an. Sollten Sie Auffälligkeiten feststellen, wie z.B. gelöstes Eingabefeld, Präparierter Kartenaufsatz oder verdächtige Personen, brechen Sie den Vorgang ab und informieren Sie sofort die Polizei!

Speziell beim Einkauf oder in Restaurants

  • Lassen Sie ihre Handtasche bei einem Einkauf nicht im Warenkorb liegen. Die Handtasche möglichst körpernah tragen!
  • Hängen Sie Hand- oder Umhängetaschen in einem Restaurant nicht an Stuhllehnen. Achten Sie bei der Anprobe von Bekleidungsgegenständen auf ihre Sachen und legen Sie diese nie achtlos ab!
  • Gewähren Sie keine Einblicke in ihre Brieftasche, z.B. beim Bezahlen an einer Kasse!
  • Tragen Sie Rucksäcke im Gedränge vorne. Keinesfalls gehören Geldbörsen oder Wertsachen wie Mobilfunktelefone in Außentaschen!

Speziell beim Autokauf

  • Tragen Sie beim Autokauf keine Kennzeichen oder spezielle Taschen offen mit sich. Überweisungen direkt zum Geschäftsort schützen - Nutzen Sie die Vorteile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.