Rund 60 Anhänger der „Alternative für Deutschland“ (AfD) und ihr Landessprecher Jörn Kruse vor dem nächsten politischen Ziel: die Bürgerschaftswahl 2015.
HafenCity. Draußen, am Elbanleger Maritimes Museum, gab`s „Pizza diaboli“. Und drinnen die ersten Hochrechnungen. 6,5 Prozent für die „Alternative für Deutschland“ (AfD). Doch gerade einmal 50 bis 60 Anhänger versammelten sich um 18 Uhr in der feinen Elbarkaden-Lounge in der HafenCity, um den Wahlausgang zu verfolgen.
AfD-Landessprecher Jörn Kruse begründete die überschaubare Gästezahl damit, dass viele aktive Mitglieder die Auszählung in den Wahllokalen kontrollieren und deshalb später zur Wahlparty kommen wollten. An seine Parteifreunde gewandt, sagte der Professor für Wirtschaftspolitik: „Das ist ein großer Erfolg für eine junge, aufstrebende Partei. Bleibt bitte noch hier, ich fahre jetzt erst mal ins Rathaus.“ Das Rathaus und die Bürgerschaft sind das neue politische Ziel des Hamburger AfD-Landesverbandes mit seinen 400Mitgliedern. Unter den Partygästen am Magdeburger Hafen war auch Ex-Senator Dirk Nockemann, stellvertretender Hamburger AfD-Sprecher und von 2003 bis 2004 als Innensenator Nachfolger von Ronald B. Schill. Er schließe eine Kandidatur für die Bürgerschaft nicht aus, sagte Nockemann, als seine Partei bei weiteren Hochrechnungen bundesweit zeitweise 6,9 und in Hamburg 6,0 Prozent erreichte.
„Das ist ein phantastisches Ergebnis“, gibt sich Nockemann kämpferisch. „Wir sind immerhin in ein politisches Vakuum gestoßen. Im Herbst bereiten wir unseren Wahlkampf für die Bürgerschaftswahl 2015 vor.“ Landeschef Kruse sagte, er werde für die Bürgerschaft kandidieren. Zu den Partygästen zählte auch der pensionierte Fotograf Peter Michaelis, ein AfD-Mitglied der ersten Stunde. Dass fast nur Männer am Sonntagabend in der Elb-Lounge den Einzug ins Europäische Parlament feierten, störte ihn nicht: „Wenn ich mir Frau Merkel ansehe, dann habe ich keine Lust auf Frauen in der Politik“, betonte er Kaugummi kauend. Von den AfD-Leuten, die jetzt in Straßburg und Brüssel Politik machen werden, erwartet Michaelis deutliche Kritik an Europa. „Bislang ist Europa wie eine Religion. Jeder, der dagegen ist, wird als Ketzer verdammt.“ Das müsse sich ändern.