Das Gehirn der Ratte funktioniert in mancher Hinsicht ähnlich wie das des Menschen. So auch bei der räumlichen Orientierung. Das fand ein norwegisches Forscher-Ehepaar Moser heraus und wird nun geehrt.

Hamburg. Der mit 750.000 Euro dotierte Körber-Preis geht in diesem Jahr an die norwegischen Hirnforscher May-Britt (51) und Edvard I. Moser (52). Das Ehepaar habe durch Experimente mit Ratten spezielle Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn der Tiere entdeckt, die den Nagern eine räumliche Orientierung ermöglichen, erklärte die Körber-Stiftung am Donnerstag in Hamburg. „Damit wird zum ersten Mal eine echte Denkleistung auf zellulärer Ebene im Gehirn nachweisbar.“

Die Forscher hoffen, dass sich aus ihren Erkenntnissen langfristig Therapiemöglichkeiten für Alzheimerpatienten ergeben, deren Raumorientierung nur eingeschränkt funktioniert. Der Preis soll am 5. September im Hamburger Rathaus überreicht werden.

Ratten messen ihre zurückgelegte Entfernung mit sogenannten Rasterzellen, die es in ähnlicher Form auch im menschlichen Gehirn gibt, fanden die Mosers 2005 heraus. „Es ist so, als würden die Tiere mit den Rasterzellen in einer neuen Umgebung die Zahl ihrer Schritte messen“, zitierte die Stiftung Edvard Moser. Das helfe den Nagern, einen Sinn für Abstände in ihrer „kognitiven Landkarte“ zu gewinnen.

Wenn sich die Tiere einem Hindernis nähern, werden „Grenzzellen“ aktiv. Raster- und Grenzzellen arbeiten mit „Kopfrichtungszellen“ zusammen, die wie ein Kompass für die Ratte funktionieren und dem Tier die Richtung weisen. Das Moser-Team habe der Hirnforschung gleichsam die Tür zu den abstrakten Abteilungen des Gehirns geöffnet, erklärte die Körber-Stiftung.

Preisgeld dient der Forschung

May-Britt und Edvard I. Moser lernten sich während ihres Studiums in Oslo kennen. Nach dem Abschluss ihrer Promotionen über Anatomie und Physiologie des Gehirns zog das Ehepaar 1996 nach Trondheim, wo die beiden zunächst an der University of Science and Technology tätig waren. 2007 gründeten sie das Kavli Institute for Neuroscience. Das Preisgeld will das Ehepaar dazu nutzen, die physiologischen Abläufe in den Rasterzellen des Rattengehirns weiter zu erforschen.

Der Körber-Preis wird in diesem Jahr zum 30. Mal vergeben. Die Stiftung wurde 1959 von dem Unternehmer Kurt A. Körber (1909-1992) gegründet. Für die gemeinnützige Arbeit stehen der Stiftung nach eigenen Angaben jährlich rund 17 Millionen Euro zur Verfügung.