Nach der Ankunft in Stockholm empfing die Kronprinzessin den Senatschef zum Gespräch. Auch Königin Silvia hatte sich angekündigt - ihr war der Begleittross des Bürgermeisters allerdings zu groß.
Hamburg/Stockholm. Ein paar Minuten ließ die schwedische Kronprinzessin schon auf sich warten. Doch dann ging die Flügeltür des Empfangszimmers des königlichen Schlosses in der Hauptstadt Stockholm auf und Victoria schritt strahlend mit Ehemann Daniel auf Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zu. „Es ist so schön, Sie hier zu haben“, sagte sie lächelnd, bevor sie sich mit dem Senatschef zu einem halbstündigen Gespräch hinter verschlossene Türen zurückzog.
Später hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass es nicht jedem deutschen Ministerpräsidenten die Ehre vergönnt sei, von der Kronprinzessin empfangen zu werden. „Da es aber eine Jahrhunderte lange Verbindung gibt und Hamburg als Freie und Hansestadt für das schwedische Protokoll ein Staat ist, gibt es eine Ausnahme“, hieß es aus dem diplomatischen Umfeld. Scholz ist am Dienstag mit einer 30-köpfigen Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation für einen Tag in die schwedische Hauptstadt gereist, um neue Kontakte zwischen den beiden Städten zu knüpfen und vorhandene zu stärken.
Mit dabei waren auch Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Zwischen Hamburg und Schweden gibt es intensive wirtschaftliche Beziehungen. Rund 880 Hamburger Unternehmen unterhalten Geschäftsbeziehungen. 141 davon sind mit einer Vertretung vor Ort in Schweden aktiv. Und 116 schwedische Firmen in Hamburg beschäftigen rund 16.000 Menschen.
Für Scholz und Kronprinzessin Victoria war es bereits das zweite Treffen innerhalb von wenigen Monaten. Ende Januar hatten sich beide in Hamburg kennengelernt. „Wir haben an die Gespräche angeknüpft“, sagte Scholz dem Abendblatt im Anschluss. Es gebe viele Ähnlichkeiten zwischen Stockholm und Hamburg. So hätten etwa ein Drittel der Einwohner Wurzeln in anderen Ländern. Scholz erzählte von seiner Einbürgerungsinitiative. Außerdem habe Kronprinzessin Victoria von der HafenCity geschwärmt, so Scholz.
Dazu passte, dass Scholz am Vormittag das Stadtentwicklungsprojekt Royal Seaport besuchte. Er traf dort auf seinen Stockholmer Amtskollegen Sten Nordin. Wie in der HafenCity entsteht auch hier ein komplett neuer Stadtteil. Einst war die Fläche am östlichen Rand Stockholms ein riesiges Industrieviertel – auf einer Fläche, die doppelt so groß ist wie die der HafenCity. 12.000 Wohnungen und 35.000 Arbeitsplätze sollen hier bis zum Jahr 2030 entstehen. Zum Vergleich: In der HafenCity sollen bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2025 rund 6000 Wohnungen, aber 45.000 Arbeitsplätze entstehen.
Zuvor besuchte die Delegation das renommierte Karolinska Institut, eine der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt. Hier bestimmen die Professoren alljährlich den Träger des Nobelpreises für Medizin. Mit dem Besuch dieses Instituts wollte Scholz die ausbaufähige Zusammenarbeit zum heimischen UKE stärken. Von den 4000 jährlichen Publikationen der schwedischen Einrichtung entstehen lediglich 30 in Kooperation mit dem Klinikum in Eppendorf. Professor Dr. Uwe Koch-Gromus, Dekan der Medizinischen Fakultät des UKE, sprach es in seiner Begrüßung klar aus: „Meine Kollegen erwarten von mir Möglichkeiten für eine künftige Zusammenarbeit zwischen beiden Einrichtungen.“
Um ein Haar hätte Bürgermeister Scholz auch noch Königin Silvia getroffen. Sie hatte ihr Kommen angekündigt. Doch als die Mutter von Kronprinzessin Victoria den unerwartet großen Begleittross der Hamburger im Schloss bemerkte, machte sie spontan kehrt – nach so viel Aufmerksamkeit war ihr offenbar an diesem Tag nicht.