Eine Getreide-Mühle für besondere Mischungen, Müslis zum Selbermixen und Merchandisingartikel soll das Geschäft nahe der Mönckebergstraße bieten. Die Eröffnung plant die Elmshorner Firma Anfang Juni.
Elmshorn. Wer sich schon immer einmal in sein morgendliches Müsli „hineinsetzen“ wollte, kann das bald mitten in Hamburg tun. Der Lebensmittelanbieter Kölln eröffnet in der City seinen Haferland-Flagshipstore. Das Geschäft wird eine Welt des Erlebens und Genießens rund ums Frühstück bieten: In einer kleinen Mühle können verschiedene Grundmischungen vor Ort produziert werden, aus Müslispendern an der Decke dürfen sich die Kunden ihren Lieblingsmix zusammenstellen. Es werden Merchandising-Produkte wie Küchentücher und Becher verkauft, Kinder können in einer Showküche das Backen mit Haferflocken lernen. „Wir wollen die Marke erlebbar machen“, sagt Otto Fubel, in der Geschäftsleitung bei Kölln für das Marketing verantwortlich. Für Anfang Juni plant der Produzent aus Elmshorn die Eröffnung seines Haferlandes.
Der Shop soll den Kunden erstmals die Möglichkeit bieten, das gesamte Sortiment zu sehen, vom Müsli Karibik mit exotischen Früchten über den Haferdrink bis zur Säuglingsnahrung. Hier können die Verbraucher darüber hinaus ausprobieren, welche Rezeptvarianten der Hafer bietet. Vom Müsli am Morgen, dem Haferkuchen am Nachmittag bis zum herzhaften Haferbrötchen am Abend will Kölln die enorme Einsatzbandbreite des Getreides zeigen und in einem Bistro anbieten. Zehn Mitarbeiter sucht der Familienkonzern für die Beratung der Kunden. Etwa Verkäufer und Ernährungsberater, die auch wissen sollten, dass das Wort Cerealien von der für den Ackerbau zuständigen römischen Göttin Ceres abgeleitet wird.
340 Quadratmeter Ladenfläche hat Kölln für das Geschäft angemietet, eine Immobile der Hertie-Stiftung in der Nähe der Mönckebergstraße, an der Steinstraße. „Ein Ohrensessel am Kamin wird eine gemütliche Stimmung in den Laden bringen, mit viel Holz wollen wir unsere Bodenständigkeit demonstrieren“, beschreibt Fubel die Inneneinrichtung. Für den Standort Hamburg hat sich Kölln wegen der besonderen Käufergruppen entschieden: Für die national bekannte Marke seien die vorwiegend inländischen Touristen attraktiv, anders als das internationale Publikum etwa in Berlin. Außerdem biete die Hansestadt eine hohe Kaufkraft, sagte Fubel. Etwa eine Million Euro lässt sich das Unternehmen das Projekt kosten, das sich selber finanzieren soll.
Die Investition fällt in eine Zeit des großen Erfolgs für das Unternehmen mit dem blau-weißen Logo. Als Peter Kölln im Jahr 1820 mit einer pferdegetriebenen Grützmühle den Grundstein für den Betrieb legte und die Grönlandfahrer aus der Region mit Proviant versorgte, wird er wohl kaum an den Trend zur gesunden Ernährung gedacht haben. Doch genau dieser Bewusstseinswandel, Haferflocken statt Salamibrot am Morgen, beflügelt heute den Absatz. Mit gut 94 Millionen Euro erreichte Kölln 2013 den höchsten Umsatz seiner Unternehmensgeschichte. Für das laufende Jahr peilt die Geschäftsführung die Marke von 100 Millionen Euro an. In eine neue Packmaschine und eine höhere Leistungsfähigkeit der Mühle hat Kölln aktuell vier Millionen Euro investiert, sagt Finanzchef Winfried Rostock.
Mit den Ausgaben wollen die Flockenwerke ihre Stellung im Markt festigen: Immerhin sieht sich die Firma als größter Anbieter im Bereich der „tischfertigen Getreideprodukte“, wie das Sortiment in der Fachsprache heißt. Konkurrent Kellogg’s ist eher im Bereich der klassischen Cerealien aktiv, Brüggen aus Lübeck versorgt die Supermärkte hauptsächlich mit Handelsmarken. Inzwischen kaufen die Kunden ein Drittel der Cerealien beim Discounter. Aus dieser Handelsschiene hatte sich Kölln lange herausgehalten, inzwischen aber stehen einige Produkte der Elmshorner in den Regalen von Lidl oder Netto.
Das Wachstum der Billiganbieter dürfte derzeit aber bereits den Zenit erreicht haben, schätzt Marketingmanager Jörg Büttner. Bei Kölln ist man überzeugt, dass die Verbraucher auf eine hohe Qualität von Markenprodukten vertrauen und sich wieder einfacher ernähren wollen, also weniger stark verarbeitete Produkte wählen. Die Tradition, die Kölln durch seine jahrzehntelange Konzentration auf den Hafer repräsentiere, dürfte dem Unternehmen dabei ebenfalls zugute kommen, ist Geschäftsführer Fubel überzeugt. Tradition in Sachen Hafer ist übrigens nicht die einzige Konstante bei Kölln: Der Senior der Eigentümerfamilie Kölln ist bereits über 90 und kommt immer noch jeden Morgen in die Firma. Und auch die Mitarbeiter trennen sich offenbar nur schwer von ihrem Arbeitgeber: Geschäftsführer Fubel ist seit 48 Jahren bei Kölln, Rostock seit 40 Jahren. Finanzchef Rostock, offensichtlich nicht nur ein Mensch der Zahlen, bringt die Beständigkeit im Unternehmen auf den Punkt: „Wir gehen nach vorne, vergessen aber nicht unsere Herkunft.“