Vorhang auf für Hamburgs Grundschüler im Thalia Gaußstraße
Ottensen. Am Ende stehen sie in ihren bunten Kostümen in einer Reihe vorne auf der Bühne und werden mit Beifall überschüttet. Die Kinder der Klassen 3 a und b der Grundschule Barlsheide in Osdorf haben mit ihren Lehrern Kerstin Otten, Lilly Nitz und Thomas Wahl das „Wassertropfen-Abenteuer“ auf die Bühne gebracht. Fröhliches Sprech- und Bewegungstheater zur Musik von Smetanas Moldau. Aus den Tropfen wird am Ende ein reißender Strom. Vorhang auf für die kleinen Schauspieler, die bei den Hamburger Grundschultheatertagen drei Tage auf der großen Bühne des Thalia an der Gaußstraße als Schlümpfe und Könige, Piraten und Geister, Trüffeltrolle und Plastikmonster begeisterten.
„Wenn Kinder Theater spielen, lernen sie, dass man gemeinsam eine Sache auch zu Ende bringt“, sagt Johanna Vierbaum. Die Referentin für Theater für Grundschule sowie die Klassen 5 und 6 am Institut für Lehrerfortbildung findet es heutzutage ganz wichtig, dass Kinder etwas abschließen. Und dass sie das Eingeübte dann nicht etwa im kleinen Kreis für sich behalten, sondern es auch vor einer größeren Menge präsentieren. „Dazu gehört Mut, aber dafür wird man dann auch mit viel Applaus belohnt.“
Rund 400 Kinder aus 17 Grundschul- Gruppen sind mit Eifer bei der Sache
Zum neunten Mal werden nun schon im Thalia von den ganz Kleinen die ganz großen Fragen auf der Bühne gestellt. Was sind beste Freunde? Wie kann es gelingen, dass Menschen nicht zu Maschinen werden? Geht etwas in Erfüllung, wenn man es sich ganz doll wünscht? Was passiert, wenn Träume wie Seifenblasen zerplatzen? In diesem Jahr sind in 17 Grundschulgruppen fast 400 Kinder mit Eifer bei der Sache. Zu sehen sind viele fantasievolle Eigenproduktionen, aber auch Bearbeitungen von „Peer Gynt“ von der Klasse 3 b der Schule Ohkamp als Sprechtheater oder „Frerk, du Zwerg!“ nach dem Buch von Finn-Ole Heinrich von Klasse 4 der Grundschule Rotenhäuser Damm.
Seit zwei Jahren steht Theater in den Hamburger Grundschulen nun schon als Pflichtfach auf dem Stundenplan. „Theaterspielen ist Grundlage für den gesamten Bildungsprozess“, sagt Isabell Jannack. Die Fachreferentin Theater der Schulbehörde ist jedes Jahr aufs Neue begeistert davon, was die kleinen Darsteller an Konzentration und Fantasie aufbringen – und was die Lehrer leisten, um die Schüler zu befähigen, „gemeinsam ein künstlerisches Produkt auf die Bühne zu bringen“. Sie tanzen Polka und schnippen im Takt mit den Fingern, sie stampfen gleichmäßig mit den Füßen und flitzen wild durcheinander, ohne sich umzurennen. Das gehe nur, wenn alle Schüler wirklich aufeinander achten und Rücksicht nehmen. Je früher die Kinder das Theaterspielen lernten, um so eher bilde sich bei ihnen die Fähigkeit zur Kommunikation und zur Kooperation. „Und es geht auch darum, mit kreativen Mitteln immer wieder Kompromisse zu finden.“ Alles Eigenschaften, sagt sie, die auch für unsere Kommunikationsgesellschaft wichtig sind.