Auswanderer steht unter Mordverdacht. Zweifel an Nachricht der Frau auf Facebook. Die Deutsche zog vor fünf Jahren mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern nach Westnorwegen.

Hamburg/Oslo. „Ich liebe dich“, schrieb sie auf die Facebook-Seite ihres Mannes – es ist die letzte Nachricht von Agnes M. Die deutsche Auswanderin, die vor gut fünf Jahren zusammen mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern von Hamburg nach Westnorwegen zog, ist seit dem 16. April verschwunden. Zuletzt gesehen wurde sie, kurz nachdem sie diese Nachricht geschrieben haben soll. Aber stammt die Nachricht auch wirklich von ihr?

Obwohl die norwegische Polizei seit Tagen mit einem Großangebot an Suchtrupps, Tauchern, Helikoptern, Unterwasserkameras und Leichenspürhunden nach der Frau sucht, ist die 36-Jährige weiterhin verschollen. „Wir gehen nach unseren Ermittlungen davon aus, dass wir einen Unfall genau wie Selbstmord oder eine spontane Reise ausschließen können“, sagte Polizeidirektorin Kristin Nord-Varhaug, „wir suchen eine Leiche.“

Ein Familienmitglied habe die Frau am Tag des Verschwindens kurz vor Mitternacht zu einem nahe gelegenen Fähranleger gefahren, berichtet die Polizei. Auf der Fähre wurde sie allerdings nicht gesehen. Ob ihr Mann sie zur Fähre gefahren hat, wollte die Polizei nicht kommentieren.

Eine Reihe von Indizien führten zur Festnahme des Ehemanns

Inzwischen sitzt Thomas M., der zunächst lediglich als Zeuge galt, wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Er kooperiere mit der Polizei, bezeichne sich aber als unschuldig, sagte sein Anwalt. Eine Reihe von Indizien führten zur Festnahme in dieser Woche: Die norwegische Polizei teilte mit, der 34-Jährige habe widersprüchliche Aussagen gemacht. Außerdem hätten kriminaltechnische Untersuchungen den Verdacht gegen den gebürtigen Brandenburger erhärtet.

Merkwürdig ist auch das Verhalten von Thomas M. nach dem Verschwinden seiner Frau: Erst drei Tage nachdem er sie zum letzten Mal gesehen haben will, meldete er seine Frau bei der Polizei als vermisst. Ihre Familie in Deutschland informierte er gar nicht: Der Vater erfuhr erst davon, als norwegische Medien ihn neun Tage später in Ahrensburg aufsuchten. Den letzten Kontakt zu seiner Tochter hatte der Vater am Tag ihres Verschwindens: Sie unterhielten sich via Facebook über den Film „Der große Diktator“ von Charlie Chaplin, berichtet die norwegische Lokalzeitung „Stavanger Aftenbladet“.

Agnes M. habe sich trennen und zurück nach Hamburg ziehen wollen

Agnes M. ist in Schlesien in Polen geboren, nach dem Mauerfall kam sie mit ihrer Familie in die Nähe von Hannover, wo noch immer ihre Mutter lebt. Agnes M., die als Friseurin arbeitet, zog als Erwachsene nach Hamburg, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Nachbarn und Freunde berichteten der Polizei, Agnes M. habe sich trennen und zurück nach Hamburg ziehen wollen. Das Haus der Familie in Forsand in der Nähe von Stavanger wird derzeit kriminaltechnisch untersucht, genau wie sämtliche elektronischen Geräte der Familie.

Das Handy der Vermissten war offenbar nach dem 16. April noch in Gebrauch. Ein deutscher Freund behauptet, ihr eine SMS geschrieben zu haben, die erst am 18. April gelesen wurde.