Immobilienkaufmann Dirk Kessemeier wohnt am Harvestehuder Weg. „Ich bin nicht gegen Flüchtlinge. Es ist doch keine Frage, dass Hamburg Asylbewerber aufnimmt“, sagt er. Dazu müsse auch Harvestehude einen Beitrag leisten. „Aber ich bin der Meinung, dass dieser Standort nicht der richtige ist“, so der 59-Jährige, der mit Frau und zwei Töchtern am Harvestehuder Weg lebt. „Kauf und Umbau des Gebäudes an der Sophienterrasse kosten 20 Millionen Euro. Das ist zu teuer.“ Für das Geld, argumentiert er, könnte man woanders 1000 Flüchtlinge unterbringen. „Es ist doch nicht sozial, wenn man stattdessen nur 200 diese Möglichkeit gibt.“
Noch dazu sei die Immobilie mit Schulden gekauft. „Da passt was vorn und hinten nicht zusammen“, sagt er. Auch das Argument, die Stadt Hamburg könne die Immobilie nach der Nutzung durch die Flüchtlinge mit Gewinn weiterverkaufen, hält er nicht für tragfähig. „Da wird den Menschen Sand in die Augen gestreut.“ Das ganze Projekt sei eine Fehlentscheidung. Aus seiner Sicht gebe es in der Stadt viele Standorte, die viel geeigneter für die Unterbringung seien. „Es stehen viele Bürogebäude leer.“ Er selbst habe in den vergangenen Monaten mit diversen Gebäuden zu tun gehabt, etwa an der Sportallee.
Denn im täglichen Leben sei es für die Flüchtlinge nicht einfach in Harvestehude, auch weil in der Umgebung keine günstigen Einkaufsmöglichkeiten existierten. Außerdem sieht er noch ein anderes Problem. Immer wieder werde gesagt, dass nur ein Fünftel der Asylbewerber letztlich bleiben könne. „Erst setzt man diese Menschen in die teuerste Ecke der Stadt, und dann schickt man sie wieder weg. Das finde ich so eigenartig.“