Angebot wird seit 2003 kontinuierlich erweitert. Stadt investiert dieses Jahr 562,5 Millionen Euro
Hamburg . Seit 2003 baut Hamburg sein Kita-Programm kontinuierlich aus. Die Kosten dafür liegen 2014 voraussichtlich bei insgesamt 562,5 Millionen Euro, 2008 waren es noch 333,5 Millionen. Begonnen hat alles mit der Einführung des Gutscheinsystems. Seit August 2003 wird Eltern kein bestimmter Kitaplatz für ihr Kind mehr zugewiesen, sondern eine Betreuungsleistung bewilligt. Jedes Kind ab drei Jahren bis Schuleintritt hat einen Rechtsanspruch auf vier Stunden Betreuung, für längere Betreuungszeiten muss ein Bedarf – etwa Berufstätigkeit der Eltern – nachgewiesen werden.
Doch es gibt Startschwierigkeiten: Kritiker finden, dass bei dem Modell Kinder aus sozialen Brennpunkten nicht genügend berücksichtigt werden. Außerdem ist wegen großer Nachfrage das Budget nach wenigen Monaten erschöpft. Die Bildungsbehörde stoppt die Ausgabe der Gutscheine, obwohl noch 18.000 Kinder auf der Warteliste stehen. Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) tritt wegen des „Kita-Chaos“ zurück. Der Senat muss 2003 und 2004 jeweils 40 Millionen Euro zuschießen, um die Reform zu retten.
Anfang 2005 wird der Rechtsanspruch auf fünf Stunden Betreuung und ein Mittagessen erweitert; ab August 2006 haben alle Kinder bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres das Recht auf bedarfsgerechte Betreuung. Kinder, die aus sozialen oder pädagogischen Gründen betreut werden müssen, haben Anspruch auf Tagesbetreuung in dem zeitlichen Umfang, der benötigt wird, sie bedarfsgerecht zu fördern. Auch Kinder mit (drohenden) Behinderungen werden in das Gutscheinsystem integriert.
Kinder von ein bis 14 Jahren haben einen Anspruch auf Betreuung
2007 wird das Kita-Gutscheinsystem zum Exportschlager: Österreich interessiert sich für das Hamburger Modell. In der Hansestadt werden mittlerweile 59.000 Kinder betreut (2002: 54.000). Ein Jahr später wird damit begonnen, die Krippenplätze auszubauen. Bis 2012 investiert Hamburg allein in dieses Modell insgesamt 65,4 Millionen Euro für Krippenplätze in Kitas und Tagespflege.
Ab September 2009 müssen Eltern nicht mehr für das letzte Kita-Jahr zahlen, auch die Vorschulgebühren entfallen. Im August 2011 löst Bürgermeister Olaf Scholz sein Wahlversprechen ein: Mit dem „Kita-Sofortpaket“ werden die Gebührenerhöhungen des Vorgängersenats zurückgenommen, das Essensgeld abgeschafft, sogenannte „Kann-Kinder“ in die Beitragsfreiheit des Vorschuljahres einbezogen und der Rechtsanspruch auf Hortbetreuung für Zwölf- und 13-Jährige wieder eingeführt.
Seit August 2012 haben auch Kinder ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr das Recht auf eine fünfstündige Tagesbetreuung mit Mittagessen. Mit dem „Kita-Plus"-Programm erhalten Kitas in sozialen Brennpunkten ab Januar 2013 mehr Personal, um Kinder besser fördern zu können.
Anfang August 2013 wird die Altersgrenze erneut gesenkt. Nun haben auch Kinder ab zwölf Monaten Anspruch auf Betreuung. Gleichzeitig wird das Betreuungsgeld von 100 Euro eingeführt, aber nur 44 Mal beantragt. Ab August 2014 soll das fünfstündige Grundangebot in Kitas beitragsfrei werden. 2014 kostet Hamburg das 31 Millionen Euro zusätzlich, 2015 werden es rund 75 Millionen Euro sein.