David Mettlau gewann den Schüler-Wettbewerb Paintbus mit einem Bild über die von ihm empfundenen Missstände in Hamburg. Doch nicht überall kam die Protest-Kunst an.

Hamburg. Nun also doch: Nachdem es bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) zunächst Unstimmigkeiten über das Gewinnermotiv eines Zehntklässlers beim Paintbus-Wettbewerb gab, darf es Ende Mai nun auf einen VHH-Bus gemalt werden.

Was war passiert? David Mettlau von der Ida-Ehre-Schule hatte am Paintbus-Wettbewerb „Hamburg verkehrt“ teilgenommen, in der Hoffnung, dass es sein Bild als Verzierung auf den Bus schafft. Mettlau entschied sich, etwas zu malen, das aus seiner Sicht in der Hansestadt falsch läuft: Lampedusa-Flüchtlinge, die vom Senat abgeschoben werden, Proteste um die Rote Flora und die millionenschwere Elbphilharmonie.

Bei der 17-köpfigen Jury aus Lehrern, Museumspädagogen und Vertretern der Verkehrsbetriebe kam sein Bild gut an. So gut, dass sie es zusammen mit einem weiteren aus insgesamt 822 Entwürfen auswählten.

An höherer Stelle beim VHH sah man das offenbar etwas anders. Gegenüber der taz sagte ein Sprecher: „Wir unterstützen das Projekt Paintbus gerne und stellen auch gerne unsere Busse dafür bereit“, sagt VHH-Sprecher Martin Beckmann, doch in diesem Jahr biete einer der Entwürfe Anlass zur Interpretation. „Als öffentliches Unternehmen sehen wir Abstimmungsbedarf“, so Beckmann.

„Zensierter Wettbewerb“ nannte das die taz, Hamburgs Grüne reagierten fassungslos: „Dieses Vorgehen ist ein Skandal. Der VHH betreibt damit nicht nur Kunstzensur, sondern auch Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Das sind Zustände wie in der DDR. Was soll der engagierte Schüler, der sich mit den politischen Themen der Stadt beschäftigt, aus diesem Vorfall lernen? Sein Vertrauen in die Institutionen dieser Stadt dürfte erheblich erschüttert sein”, sagte Christa Goetsch, die kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion.

Doch noch bevor sich die Situation weiter aufschaukelte, gab der VHH am Freitag bekannt, dass man das Gewinnerbild nehmen werde – mit einer kleinen Änderung: Der Molotow-Cocktail, den ein Junge auf dem Bild in der Hand hielt, wurde durch Blumen ersetzt. „Der Molotow-Cocktail könnte als Gegenstand der Gewalt interpretiert werden. Das hat der Schüler auch sofort eingesehen. Solche kleinen Änderungen sind ganz normal“, sagt Beckmann.