Wirtschaftsbehörde weitet Feldversuch für die gut 25 Meter langen Lastwagen in Hamburg aus. Die bis zu 44 Tonnen schweren Riesen-Laster sollen probeweise auf Strecken im Hafen und auf Autobahnen fahren.
Hamburg. Das Projekt kam gegen den Willen der SPD-Mehrheitsfraktion zustande – nun soll der Feldversuch für die mehr als 25 Meter langen Riesen-Lkw in Hamburg ausgeweitet werden. Mit der Entscheidung, die bis zu 44 Tonnen schweren Laster auf Strecken im Hafen und Autobahnen probeweise fahren zu lassen, hat sich Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) in der SPD keine Freunde gemacht. So hatte die Fraktion den Testbetrieb, den noch die CDU-geführte Vorgängerregierung angeschoben hatte, aus Sicherheits- und Umweltgründen in der Bürgerschaft abgelehnt. Vielmehr wollten die SPD-Abgeordneten den Transportverkehr eher auf die Schiene verlagern. Die Wirtschaftsbehörde hat aber nicht nur den Feldversuch vor gut zwei Jahren gestartet, sie hat jetzt auch zusätzliche Strecken ausgewiesen. Das geht aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage des CDU-Verkehrsexperten Klaus-Peter Hesse hervor.
Danach sollen nun auch die Zufahrten zu den Logistikzentren Hausbruch, Veddel/Obergeorgswerder, Allermöhe sowie die Verbindung zum Umschlagsbahnhof Billwerder für die Riesen-Lkw freigegeben werden. Zudem werden 16 weitere Straßen, welche von Logistikunternehmen vorgeschlagen wurden, für die Aufnahme in das Projekt geprüft. Verkehrspolitiker Hesse hält diese Entwicklung „grundsätzlich für sinnvoll und begrüßenswert“. Allerdings moniert er das konkrete Vorgehen der Wirtschaftsbehörde. „Der Senat geht bei dem Projekt voran, ohne die Ergebnisse aus dem bisherigen Feldversuch ausgewertet zu haben“, sagt Hesse.
Die bis zu 25,25 Meter langen sogenannten Gigaliner sind deshalb für die Logistikbranche von Interesse, da die herkömmlichen Lkw nur 18,25 Meter lang sein dürfen. Zwei der großen Laster könnten nahezu drei alte ersetzen. Zum Vergleich: Ein VW Golf ist nur gut vier Meter lang.
Die Wirtschaftsbehörde sieht in dem Einsatz von Lang-Lkw nach wie vor die Chance, den steigenden Seegüterumschlag im Hinterland besser bewältigen zu können. „Die Leistungsfähigkeit der Hinterlandlogistik ist einer der entscheidenden Aspekte im europäischen Seehafenwettbewerb“, sagt Behörden-Sprecherin Susanne Meinecke. Der am stärksten belastete Verkehrsträger sei die Straße. Daher würden zurzeit verschiedene Konzepte entwickelt, die neben dem Neubau von Straßen eine effizientere Auslastung der bestehenden Infrastruktur verfolgten. Der Senat habe die Erwartung, dass mit dem Einsatz von Lang-Lkw auf dafür geeigneten Straßen eine entlastende Wirkung und effizientere Nutzung des Straßenraums bewirkt werden könne.
Hesse meint, dass die Ausweitung des Feldversuchs vor dem Hintergrund des Bürgerschaftsbeschlusses kritisch zu hinterfragen sei. „Aber das ist ein SPD-internes Problem.“ Dirk Kienscherf, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, der vor gut zwei Jahren den Feldversuch per Bürgerschaftsantrag abgelehnt hatte, sagt nun, dass Hamburg das Projekt restriktiv behandeln müsse. Mehr als nun beschlossen dürfe es nicht geben. „Das muss es nun aber auch sein.“