Wohnungsgenossenschaften beklagen hohe Baukosten: „Ende der Fahnenstange“
Hamburg. Überbordende Umweltschutzauflagen etwa bei der Wärmedämmung und Heizanlagen bedrohen nach Ansicht der Wohnungswirtschaft den Neubau von bezahlbarem Wohnraum in Hamburg. „Wir wollen hochwertig bauen, aber keine hochpreisigen Mieten nehmen“, sagte Petra Böhme, Vorstandsvorsitzende des Arbeitskreises Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften, am Dienstag auf einer Pressekonferenz.
Angesichts der überdurchschnittlichen Verteuerung des Wohnungsbaus in den vergangenen Jahren „befinden wir uns aber in einem Spannungsfeld“, sagte Böhme und fügte hinzu: „Wir wünschen uns, dass die Baupreise nicht weiter explodieren und der Entwicklung der vergangenen Jahre auch einmal Einhalt geboten wird.“
Böhme kritisierte im Beisein von Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) die Vielzahl an staatlichen Auflagen. In diesem Punkt sei das „Ende der Fahnenstange" erreicht. Weitere staatliche Regulierungen würden die Lage der Baugenossenschaften sehr erschweren.
Senatorin Blankau machte deutlich, dass auch der Senat ein Interesse an moderaten Preisen beim Wohnungsbau habe. Hamburg habe sich beispielsweise in Berlin dafür eingesetzt, dass die Gebühren für Architekten und Bauingenieure nicht angehoben würden. Dieser Vorstoß führte aber nicht zum Erfolg. Blankau räumte zugleich ein, dass die Bauwirtschaft nach den Jahren der Krise auch „Nachholbedarf“ habe.
Mit Blick auf die Kostensteigerung durch höhere Umweltschutzauflagen beim Wohnungsbau meinte die Stadtentwicklungssenatorin, hier gebe es inzwischen eine Annäherung zwischen der Bauwirtschaft, der Wohnungswirtschaft und der Politik. Die für Ende dieses Jahres geplante Novellierung der Energieeinsparverordnung (EnEV) sei bereits „entschärft“ worden. Zudem ließ Blankau durchblicken, dass man in den kommenden Monaten noch einmal intensiv prüfen wolle, ob nicht noch weitere „entschärfende“ Änderungen bei der EnEV möglich seien.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die private Wohnungswirtschaft vor einem Ende des Booms im Wohnungsbau gewarnt. Wegen der von der Großen Koalition in Berlin geplanten Mietpreisbremse hielten sich erste Investoren bereits zurück. Problematisch sei zudem, dass in den vergangenen beiden Jahren die Baukosten um 15 Prozent gestiegen seien. Für private Unternehmer sei es inzwischen kaum mehr möglich, eine durchschnittliche Wohnung für unter 12,50 Euro pro Quadratmetermiete zu bauen.
Da Wohnungsbaugenossenschaften andere Möglichkeiten der Finanzierung und der Quersubventionierung haben, ist dort die Situation etwas besser. Allerdings liege bei Neubauten der Quadratmetermietpreis auch bei den Genossenschaften bereits zwischen 10,50 Euro und 12,15 Euro, räumte Böhme ein. Im Augenblick seien die Zinsen zwar günstig. Schwieriger werde es, wenn sie wieder steigen würden. Nach Böhmes Angaben planen die Wohnungsbaugesellschaften in diesem Jahr die Fertigstellung von 793 Wohnungen. 524 Millionen Euro sollen in Hamburg in den Neubau und die Instandhaltung von Wohnraum investiert werden – 54 Millionen Euro mehr als 2013.