Um rund 250 Millionen Euro bringen Schwarzfahrer die Verkehrsbetriebe bundesweit pro Jahr. In Hamburg zeigen sich jedoch Erfolge. Auch in Schleswig-Holstein ist die Quote vergleichsweise gering.

Hamburg/Kiel/Lübeck. Keine Zeit gehabt zum Ticketkauf, ein defekter Automat oder aber die falsche Handtasche dabei. Wenn es um Ausreden für das Fahren ohne Ticket geht, sind der Kreativität offenbar keine Grenzen gesetzt. Rund 250 Millionen Euro entgehen den Verkehrsbetrieben durch die „Transporterschleichung“ bundesweit jedes Jahr. Das entspreche einer Schwarzfahrerquote von 3 bis 3,5 Prozent, wie Lars Wagner vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sagte.

Die Hamburger Hochbahn hat jedoch Erfolge zu vermelden, seit die Fahrgäste seit März 2012 nur noch vorne in den Bus einsteigen dürfen. So konnten die Einnahmeverluste durch Schwarzfahrer im ersten Jahr nach Umstellung von 30 Millionen auf 20 Millionen Euro reduziert werden, wie der Sprecher des Hamburger Verkehrssverbunds (HVV), Rainer Vohl, mitteilte.

Die Schwarzfahrerquote im HVV habe sich dementsprechend von 4,5 Prozent auf 2,5 bis 3 Prozent gesenkt. „Damit sind wir zufrieden“, so Vohl. „Gleichwohl streben wir eine weitere Reduzierung der Quote an.“ Denn noch immer ist Hamburg nach Bremen das Bundesland mit den meisten erwischten Schwarzfahrern.

Insgesamt rund 100 Kontrolleure streifen zu allen Tages- und Nachtzeiten durch die Busse und U-Bahnen der Hansestadt. Meist werden sogenannte Durchgangskontrollen durchgeführt, wie Maja Weihgold von der Hamburger Hochbahn sagte. Seltener komme es auch vor, dass sich der Prüfdienst auf dem Bahnsteig positioniere oder die Ausgänge einer Haltestelle komplett abriegele, um tatsächlich jeden Fahrgast abzufangen. Insgesamt seien im vergangenen Jahr mehr als 2 Millionen Fahrgäste kontrolliert worden. Rund 67.000 Personen haben die Kontrolleure in Hamburg laut Hochbahn im Jahr 2013 ohne Ticket angetroffen.

Egal, welche Ausreden die Schwarzfahrer dann nennen, zu zahlen gibt es ein Bußgeld in Höhe von 40 Euro und spätestens beim dritten Mal eine Anzeige, wie Hochbahn-Sprecherin Weihgold sagte. Mit diesen Konsequenzen müssen auch Schwarzfahrer in Schleswig-Holstein rechnen, wenn sie erwischt werden.

Weniger Schwarzfahrer auch in Schleswig-Holstein

Hier erfreut man sich seit Jahren an einer im bundesweiten Vergleich geringen Schwarzfahrerquote. Konkrete Zahlen für das gesamte Bundesland gibt es dagegen nicht. „In Lübeck ist die Quote jährlich deutlich unter einem Prozent“, sagte Gerlinde Zielke vom Lübecker Stadtverkehr. Bei rund 30 Millionen transportierten Fahrgästen in den Lübecker Bussen, seien im vergangenen Jahr gerade einmal 20.000 Personen schwarzgefahren. „Damit können wir zufrieden sein“, so Zielke. Ähnlich sieht es auch beim Verkehrsbetrieb Schleswig-Flensburg aus. „Bei uns gibt es keine Schwarzfahrer“, gab sich Geschäftsführer Jan Möser gelassen.

Der Grund für den Optimismus? Schon seit Jahren gilt ähnlich wie in Hamburg auch in den meisten Regionalbusunternehmen in Schleswig-Holstein der „kontrollierte Einstieg vorn“. Das heißt, mitfahren darf nur, wer den Bus durch die Vordertür betritt und dem Busfahrer sein gültiges Ticket vorzeigt. Sieben Mitarbeiter kontrollierten in Lübeck zusätzlich, ob nicht doch jemand ohne Fahrschein in den Bus gelangt ist, wie Sprecherin Zielke sagte. Beim Verkehrsbetrieb Schleswig-Flensburg verzichtet man laut Geschäftsführer Möser ganz auf Kontrolleure.

In der Landeshauptstadt Kiel will man sich dem Erfolgsmodell nun anschließen. Im vergangenen Jahr hat die Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG) auf den Einstieg vorne beim Fahrer umgestellt. Davor lag die Schwarzfahrerquote bei etwa 2 Prozent. Bei verbundweit rund 50 Millionen Fahrgästen entsprach das etwa 1 Million Schwarzfahrer, wie Alexander Müller vom Verkehrsverbund Region Kiel sagte. Für die nächsten Jahre erwarte man nun einen deutlichen Rückgang.

Was das Schwarzfahren in den Bahnunternehmen Norddeutschlands angeht, sind verbundweite Zahlen nur schwer zu ermitteln, so HVV-Sprecher Vohl. Schließlich verkehrten im HVV mehr als 30 Unternehmen, von denen viele auch über die Verbundgrenze hinaus, bis nach Schleswig-Holstein unterwegs seien. „Die Landesregierung begrüßt die Anstrengungen der Bahnunternehmen, das auch in Schleswig-Holstein vorkommende Schwarzfahren zu begrenzen“, hielt sich Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer indes vage.