Hamburg bietet Obdachlosen mit Notschlafplätzen Schutz im Winter. Je kälter es wird, desto höher steigt die Auslastung. Doch Sozialbehörde betont: Die Stadt ist vorbereitet, es gibt genügend Plätze.
Hamburg. Mit den gesunkenen Temperaturen ist die Nachfrage nach Schlafplätzen für Obdachlose in Hamburg gestiegen. Am 21. Januar lag die Auslastung nach Angaben der Sozialbehörde schon bei rund 93 Prozent, eine Woche zuvor waren es erst gut 80 Prozent. Es stehen rund 700 Betten zur Verfügung. „Der milde Winter sorgte bislang für eine sehr niedrige Auslastung, aber nun stehen bitterkalte Nächte bevor und wir sind gut darauf vorbereitet, mehr Menschen aufzunehmen“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD). „Niemand soll auf der Straße übernachten müssen, es gibt genügend Plätze.“
Sollte der Bedarf noch weiter wachsen, können nach Angaben der Behörde zudem in zwei leerstehende Schulen in den Stadtteilen Hamm und Horn noch weitere 120 Betten zur Verfügung gestellt werden. „Unser Winternotprogramm ist das größte in Deutschland“, berichtete Scheele. Rund 1,3 Millionen Euro stehen dafür in diesem Winter zur Verfügung. Im Winter 2012/13 war die Stadt mit rund 250 Plätzen gestartet, musste das Angebot aber wegen des Andrangs von Obdachlosen – vor allem aus Osteuropa – bis zum Ende des Winters mehr als verdreifachen. „Wir haben aus den vergangenen Wintern gelernt und haben von Anfang an deutlich mehr Plätze zur Verfügung gestellt als in anderen Jahren“, sagte Scheele.
Mit den Schlafstellen verbunden ist ein freiwilliges Beratungsprogramm, es gibt extra eine Anlaufstelle für osteuropäische Obdachlose. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bürgerschaftsfraktion gab der Senat an, dass am größten Standort Spaldingstraße der Anteil von Obdachlosen mit deutschem Pass im Dezember 2013 bei 24 Prozent lag. Jeweils 16 Prozent kamen aus Polen und Bulgarien, 18 Prozent aus Rumänien. Im vergangenen Winter wohnten in dieser Unterkunft im Schnitt 19 Prozent Obdachlose aus Deutschland, rund 52 Prozent stammten aus Osteuropa.
Seit Jahresanfang gilt die komplette Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren, die unbeschränkt Arbeit in Deutschland suchen können. „Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich bislang keine Zunahme erkennen, die mit der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Bulgaren und Rumänen zusammenhängt“, betonte der Senator.
Das Winternotprogramm wurde 1992 ins Leben gerufen, um Menschen vor Erfrierung zu schützen. Die Stadt und Kirchengemeinden bieten Schlafplätze an mehr als 20 Standorten.