Nach dem Oben-ohne-Protest im Kölner Dom verteidigt Femen-Aktivistin Josephine Witt die Aktion: „Femen leben von der Provokation.“
Hamburg/Köln. Die Femen-Aktivistin Josephine Witt hat ihren Nackt-Protest im katholischen Weihnachtsgottesdienst im Kölner Dom vom 25. Dezember verteidigt. „Wir sind da, um Aktionen zu machen, um die Leute zum Nachdenken zu bringen“, sagte Witt dem Hamburger Magazin „Der Spiegel“. Die Aktion, bei der sie mit entblößtem Oberkörper und der aufgemalten Aufschrift „I am God“ (Ich bin Gott) auf den Altar sprang, habe zeigen sollen, dass „man keiner Frau verbieten kann, über ihren eigenen Körper Entscheidungen zu treffen“. Genau dies jedoch tue Kardinal Joachim Meisner, indem er Abtreibungen ablehne.
Femen lebe von Provokationen, sagte Witt. Das Bild einer nackten Frau auf dem Altar sei ein bleibendes Bild, das Aufmerksamkeit hervorrufe. Die Aktivistin widersprach Kritikern, die ihr Narzissmus oder Selbstdarstellung vorwerfen. Die Aktion sei nicht gegen Gläubige, sondern gegen Unterdrückung durch die Institution Kirche und einige ihrer Vertreter gerichtet, sagte die 20-jährige Studentin. „In meiner Generation sind viele mit sexualisierten Rollenbildern von devoten Frauen aufgewachsen. Wir verdrehen diese Bilder.“ Weitere Gottesdienst-Aktionen seien aber nicht zu erwarten. „Wir haben genug kreative Ideen für neue Proteste.“
+++Erzbischof lädt Josephine Witt zu Gespräch ein+++
Das Erzbistum Köln verurteilte die Störung des Gottesdienstes, erklärte jedoch zugleich, sie nicht hochspielen zu wollen. Gegen die Frau wurde Anzeige wegen Störung der Religionsausübung erstattet. Zu der Aktion äußerten sich Medien, Kirchenvertreter und Politiker kritisch. Zu den Kritikern zählte etwa der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück. Er sprach von Provokationen, die darauf abzielten, andere zu verletzen. Auch der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, verurteilte den Nackt-Protest als respektlos und als unnötige Störung der Gläubigen beim Gottesdienst.
Meisner, der an dem Tag seinen 80. Geburtstag feierte, hatte den Vorfall in dem Hochamt aufgegriffen und unter Applaus gesagt, die Frau habe Gottes Segen gewiss besonders nötig. Femen ist eine ursprünglich in Kiew (Ukraine) gegründete Gruppe feministischer Aktivistinnen. Ihr Markenzeichen sind Oben-ohne-Aktionen, bei denen die Frauen ihre nackten Oberkörper mit Parolen bemalen. (epd)